Karl Veitschegger (2008)

 

Das Apostolische Glaubensbekenntnis – kurz erklärt


Das Apostolische Glaubensbekenntnis hat seinen Ursprung in der frühchristlichen Tauffeier der Kirche von Rom und bietet eine kurze Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Entsprechend der schon im Neuen Testament bezeugten Taufformel „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28,19) ist sein Text dreigliedrig aufgebaut. „Apostolisch“ wird es genannt, weil es die Verkündigung der Apostel, wie sie auch im Neuen Testament bezeugt ist, verlässlich widerspiegelt. Eine spätere Legende – nachweisbar seit dem 4. Jahrhundert – erzählt, jeder der zwölf Apostel habe einen der zwölf Artikel (Glaubensaussagen) formuliert. Im 13. Jahrhundert ist das Apostolische Glaubensbekenntnis im ganzen Abendland verbreitet und wird hochgeschätzt. Auch Luther und die anderen Reformatoren halten daran fest. Dieses alte römische Bekenntnis verbindet heute katholische, evangelische, anglikanische und altkatholische Gläubige. Die hier verwendete deutsche Übersetzung erfolgte 1971 im ökumenischen Einvernehmen.

 

 

Foto: Taufstein in Braunau

 

 

 1

Ich glaube an ► Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde,

Credo in Deum Patrem
omnipotentem,
Creatorem caeli et terrae,

 

 

 

 

 

2

und an ► Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

et in Iesum Christum,
Filium Eius unicum, Dominum nostrum,

 

3

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria Virgine,

 

4

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinab gestiegen in das Reich des Todes,

passus sub Pontio Pilato
crucifixus, mortuus et sepultus,
descendit ad inferos,

 

5

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

tertia die resurrexit a mortuis,

 

6

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

ascendit ad caelos,
sedet ad dexteram Patris omnipotentis,

 

7

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

inde venturus est
iudicare vivos et mortuos.

 

 

 

 

 

8

Ich glaube an den ► Heiligen Geist,

Credo in Spiritum Sanctum,

 

9

die heilige katholische Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

sanctam Ecclesiam catholicam,
sanctorum communionem,

 

10

Vergebung der Sünden,

remissionem peccatorum,

 

11

Auferstehung der Toten

carnis resurrectionem,

 

12

und das ewige Leben. Amen.

vitam aeternam. Amen

 

 

Notizen zu den einzelnen Aussagen (Artikeln):

 

Zu 1: Ich glaube an Gott …:

 

Menschen staunen über die Schönheit und Ordnung des Universums. Sie werden aber auch erschüttert von leidvollen Erfahrungen mit der Welt. Kommt die Wirklichkeit, die uns umgibt und in der wir unser Leben gestalten, letztlich aus einer guten Quelle? Ist sie von einer ewigen Weisheit gewollt und getragen? Wenn ja, lässt diese göttliche Weisheit offensichtlich auch viel Leid zu. Wird einmal alles zu einem guten Ende gebracht werden? – Hier ist Vertrauen gefragt. Die Bibel mit ihren Erzählungen, Prophetenworten, Psalmen, Gleichnissen usw. ist eine vielstimmige Einladung, jener ewigen guten Macht zu trauen, die religiöse Menschen „Gott" nennen. Das Wort „Vater" drückt Ursprung und personale Beziehung aus. In Stunden bitterer Todesangst wendet sich Jesus an Gott und nennt ihn liebevoll „Abba" (aramäisches Kosewort für „Vater"; vgl. Mk14,36). Dieses Verhalten Jesu macht Mut, auch angesichts großen Leides in der Welt an eine Güte zu glauben, die sich letztendlich gegen alles Dunkel und Böse durchsetzen wird (also „allmächtig" ist): die Liebe des Schöpfers, der auch jedem und jeder von uns ein „Abba-Vater" sein will (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6). „Aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung." (Röm 11,36)

Siehe auch hier und hier!

 

Zu 2: und an Jesus Christus …:

 

Dass der göttliche Urgrund der Welt Liebe ist, wissen wir Christen und Christinnen vor allem von Jesus. Er hat es uns nicht nur gepredigt, sondern vorgelebt: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt ..." (Joh 15,9) Was Jesus uns bedeutet, wird im Glaubensbekenntnis durch mehrere Begriffe (mit merkbarer Steigerung im Text) angezeigt:

 

Jesus: ein häufiger jüdischer Name (Jeschua, Jeschu  = „Gott hilft"); dieser Name belegt zunächst einmal, dass der Nazarener Mensch und Jude ist.

 

Christus (= Messias = [mit Heiligem Geist] Gesalbter): Es gab und gibt im Judentum keine einheitliche Vorstellung dessen, was der „Messias" sein soll und tun soll. Er repräsentiert auf jeden Fall Gottes rettende Liebe. Viele, die Jesus begegnen, erfahren ihn als Erfüllung jener Hoffnungen, die in den jüdischen Messias-Erwartungen anklingen. Deshalb wird er von seiner Jüngerschaft seit 2000 Jahren „Christus" genannt.

 

deinen eingeborenen (= einzigartigen) Sohn: Jesus ist nicht nur wahrer Mensch, sondern gehört auf einzigartige Weise auch zu Gott, ist von Gottes Art, lebt vollkommen aus Gott, mit Gott und in Gott: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)

 

unsern Herrn (= Kyrios, Dominus): Die römischen Kaiser lassen sich zur Zeit Jesu gerne als „Dominus" (lateinisch „Herr") bzw. „Kyrios" (griechisch „Herr") verehren und beanspruchen damit Göttlichkeit. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments wird mit „Kyrios" auch der hebräische Gottesname JHWH wiedergegeben. In diesem Umfeld verkünden Christen ihre Glaubenserfahrung: Im Menschen Jesus von Nazaret, der sich nicht zu schade war, wie ein Sklave zu dienen (vgl. Joh 13,12-15), begegnet uns die volle Wirklichkeit Gottes. „In ihm wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig." (Kol 2,9). Er kann Anteil geben am göttlichen Leben der Liebe. Deshalb gebührt ihm – und nicht den irdischen Machthabern – der göttliche Titel „Herr". Zu ihm, der sich zum Bruder der Ärmsten und Schwächsten gemacht hat, darf man mit dem Apostel Thomas sagen: „Mein Herr und mein Gott!" (Joh 20,28)

Siehe auch hier!

 

Zu 3: empfangen – geboren:

 

Jedes Menschenkind ist ein Geschenk Gottes und jede und jeder darf daher sagen: „Gottes Geist hat mich erschaffen, der Atem des Allmächtigen mir das Leben gegeben.“ (Ijob 33,4) Aber Jesus ist es in besonderer, einmaliger und überraschender Weise. Ob man Jesu Empfängnis als biologischen Sonderfall einschätzt oder nicht, sicher will dieser Satz des Glaubensbekenntnisses sagen: Jesus und das, was uns in ihm geschenkt ist, ist nicht Produkt menschlichen (männlichen) Wollens und Könnens, sondern Werk des Heiligen Geistes, überraschende, unverdiente, „wunder"-bare Gabe Gottes. Die Welt kommt zu ihrem Retter „wie die Jungfrau zum Kind“! Mit Jesus setzt Gott einen neuen Anfang – durch eine Frau!

Siehe auch hier und hier und hier!

 

Zu 4: Der Name des Pontius Pilatus (von 26 – 36 n. Chr. römischer Präfekt in Judäa)

 

dient als Zeitangabe. Er signalisiert: Jesus ist keine erdachte mythische Figur, sondern eine historische Persönlichkeit, die zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land gelebt hat und gestorben ist (vgl. den röm. Historiker Tacitus, Analen 15,44: „Der Name [Christen] leitet sich von einem 'Christus' her, welcher unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war ...").

Siehe auch hier!

 

Gelitten …, gekreuzigt, gestorben und begraben:

 

Hier bekennt christlicher Glaube: Unser Gott ist nicht nur ein Gott für schöne Stunden. Er hat in Jesus alle Dunkelheiten des Menschseins durchlebt, durchlitten und „durchliebt“, sogar die Gottverlassenheit (vgl. Mk 15, 34) und den Tod. Tiefer, als Jesus sich fallen ließ, kann niemand fallen. Von ganz „unten" fängt er alle auf und führt jeden, der sich der Liebe nicht verschließt, nach „oben". Kein Dunkel ist so finster, dass es nicht erhellt, keine Schuld so groß, dass sie nicht vergeben werden könnte. Jeder „Karfreitag“, den je ein Mensch erleiden muss, kann in Oster-Freude verwandelt werden (siehe auch Zu 5). Gott vertrauen heißt für Christenmenschen, zuversichtlich auf das Schicksal Jesu schauen.

Siehe auch hier!

 

hinab gestiegen in das Reich des Todes:

 

Das ist antike Ausdrucksweise dafür, dass Jesus wirklich gestorben ist. Diese Aussage ist nicht so selbstverständlich, wie sie uns heute anmutet. Es gab nämlich in frühchristlichen Sondergruppen (vgl. so genannte „Petrus-Offenbarung", Nag Hammadi) Tendenzen, den Tod Jesu zu leugnen („Jesus ist nur scheinbar gestorben“). Auch im Islam findet sich diese Ansicht: „Sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen nur so." (Koran, Sure 4,157) Dagegen stellt unser Glaubensbekenntnis klar: Nein, Jesus war ganz „unten", er ist auch im Tod einer von uns geworden! Er solidarisiert sich mit allen Verstorbenen, auch denen, die vor ihm gelebt haben, und führt sie in Gottes Licht. Eine Wahrheit von bleibender Gültigkeit.

Siehe auch hier!

 

Zu 5: am dritten Tage auferstanden von den Toten

 

Nach biblischer Zählweise wird der Todestag Jesu (Freitag) als erster Tag gezählt, dem der Samstag (Sabbat) als zweiter und schließlich der Sonntag als „dritter Tag" folgt. (Der „dritte Tag“ gilt im Alten Testament auch als Tag der Gottesbegegnung, vgl. Ex 19,11.) Diese Textpassage gehört zu den ältesten Inhalten des Glaubensbekenntnisses. Paulus spielt im Jahre 54, also rund zwei Jahrzehnte nach Jesu Auferstehung (Zeugen leben noch!) in seinem zweiten Brief an die Korinther auf eine damals schon traditionelle Glaubensformel an:

Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich [schon als Tradition] empfangen habe:

Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,

und ist begraben worden. / Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,

 

und erschien dem Kephas [= Simon Petrus], dann den Zwölf.

Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der «Missgeburt». (1 Kor 15,3-8)

Auferstehung ist nicht Wiederbelebung einer Leiche, nicht Rückkehr ins raumzeitliche Leben, sondern Hineingerufen-Werden in ein neues, unvergleichliches Leben in Gott. Das Leben des Auferstandenen bzw. Auferweckten entzieht sich unseren biologischen, chemischen, physikalischen Kategorien. Es ist Menschen in dieser Welt nur „visionär" – also nur in Bildern – zugänglich.

Das „Osterereignis“ gibt der Hoffnungsbotschaft Jesu ihren tiefsten Sinn. Ohne Auferstehung bliebe das Leid Jesu und mit ihm das Leid der Gequälten aller Zeiten ohne Antwort. Ohne die „Oster-Revolution" wäre der Tod allmächtig und die Mörder blieben Sieger über ihre Opfer.

Siehe auch hier und  hier!

 

Zu 6: aufgefahren in den Himmel:

 

Der Erniedrigte und wie ein Verbrecher Hingerichtete ist (entgegen antiker Vorstellung) kein vom Himmel Verfluchter und Verworfener, sondern Gott hat gerade ihn

„über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Kyrios [= Herr] - zur Ehre Gottes, des Vaters.“ (Phil 2, 9-11)

Jesus ist nicht mehr zu toppen! Er trägt alle Freuden, Sorgen, Leiden der Menschen in das Innerste Gottes (in den „Himmel“) hinein. Er geht uns voraus…

 

er sitzt zur Rechten Gottes:

 

Die rechte Hand gilt im Alten Orient als „schöne Hand“ (da die linke Hand zur Notdurftverrichtung verwendet wird). Das „Sitzen zur Rechten“ ist bildhafter Ausdruck für eine besondere Ehrenstellung. Die Urkirche sieht den auferstandenen Jesus „zur Rechten Gottes, des Vaters" sitzen. Sie bezieht sich dabei auf die bildhafte Sprache der Psalmen:

„So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten“ (Ps 110,1)

„Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.“ (Ps 16,11)

 

Zu 7: von dort wird er kommen, zu richten …

 

Der von Menschen Hingerichtete wird zum Richter aller Menschen. Am Ende der Zeiten wird er allen als „Menschensohn“ (= wahrer Mensch, Maßstab wahrer Humanität) aufleuchten.

Jeder Mensch – so katholischer Glaube – wird aber auch schon am Ende seines Lebens (= individuelles „Ende der Welt“) Jesus kommen sehen und in der Begegnung mit diesem „Richter“ klar erkennen und spüren, wo er im Leben der Liebe entsprochen hat und wo nicht (vgl. Mt 25, 40 und 45). Vielleicht sieht er im Antlitz des „Menschensohnes“ dann die Gesichter all derer, die er während seines Lebens geliebt bzw. geschädigt hat. Wenn jemand auch nur ein wenig für die barmherzige Liebe Gottes offen ist, wird diese Begegnung ihn läutern, vielleicht schmerzhaft, aber sicher heilsam. (Das ist der Kern der traditionellen Fegefeuer-Lehre; vgl. auch 1Kor 3,12-15). Wer hingegen bis zuletzt reuelos die Liebe Gottes ablehnt, wird Jesus fremd, ja sogar abstoßend finden ... Das wäre die Hölle. Wir dürfen hoffen, dass dieser Fall, vor dem die Bibel mit verschiedenen Bildern warnt, nie wirklich eintrifft.

Siehe auch hier, hier und hier!

 

Zu 8: Ich glaube an den Heiligen Geist:

 

Ohne den Heiligen Geist wäre Jesus für uns bloß eine Gestalt der Vergangenheit, die vor 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Aber durch den Heilige Geist, der alle Zeiten und Räume durchwirkt und verbindet, wird Christus auch heute gegenwärtig als jemand, mit dem wir in Beziehung treten können. „Niemand kann sagen: Jesus ist Herr, außer im Heiligen Geist." (1 Kor 12,3) Der Heilige Geist animiert Menschen aller Zeiten, an Jesus Christus zu glauben. Auf diese Weise sammelt er die Kirche, trägt sie durch die Jahrhunderte, reinigt und erneuert sie immer wieder. Er arbeitet an der Vollendung der Welt. Er bewegt Menschen aller Religionen und Kulturen, die Wahrheit zu suchen, Gutes zu tun und sich so Gott zu nähern.

Der Heilige Geist wird in der Bibel mit dem hebräischen Wort „ruach“ bzw. mit dem griechischen Wort „pneuma“ bezeichnet. Beide Wörter haben dynamische Bedeutung: Wind, Hauch, Atem, Geist, Lebenskraft...

Als „pneuma“ des Vaters (vgl. Mt 10,20) und „pneuma“ des Sohnes (vgl. Gal 4,6) ist der Heilige Geist nicht ein Geschöpf, sondern Gottes ureigener Lebensatem! Er weht – poetisch gesagt – von Ewigkeit zu Ewigkeit zwischen Vater und Sohn. Nicht als unpersönliches Fluidum – in Gott gibt es nichts Unpersönliches! – sondern als personale Liebe!  Als geheimnisvolle dritte „Person" in Gott ist der Heilige Geist mit dem Vater und dem Sohn der eine Gott und Schöpfer (Dreifaltigkeit bzw. Dreieinigkeit Gottes). Mit dem Vater und dem Sohn trägt er den einen göttlichen „Namen", auf den Menschen christlich getauft werden (Mt 28,19). Die Liebe Gottes, die vor 2000 Jahren in Jesus Mensch geworden ist, wird durch den Geist immer wieder in den Herzen der Menschen gegenwärtig (vgl. Röm 5,5). Wird Jesus als „Gott mit uns" bezeichnet, kann man den Heiligen Geist als „Gott in uns“ charakterisieren.

Siehe auch hier und hier und hier!

 

Zu 9: die heilige katholische Kirche …

 

Das griechische Wort für Kirche – „ekklesía“ – bedeutet: die Zusammengerufene, die Versammelte [Gemeinschaft]). Das deutsche Wort Kirche kommt vom griechischen Wort „kyriaké“: die zum Herrn Gehörige.

Nicht unseretwegen, sondern weil der Heilige Geist die Kirche immer wieder zusammenruft und versammelt und weil Christus ihr Ursprung, ihr Haupt und ihre bleibende Mitte ist, ist sie heilig (Ort Gottes in der Welt).

Der Heilige Geist sorgt dafür, dass in der Kirche trotz menschlichen Versagens und Irrens das Evangelium nie zerstört wird, dass die Sakramente trotz sündhafter Spender halten, was sie versprechen, und dass es neben vielen „durchschnittlichen“ Christen immer wieder Männer und Frauen gibt, die ihr Christ-Sein ganz ernst nehmen und zu großherzigen Taten der Gottes- und Nächstenliebe fähig sind. In diesem Sinn ist die Kirche, der viele Sünder angehören, immer auch heilig!

Siehe auch hier und hier!

 

Katholisch meint hier keine Konfessionsbezeichnung, sondern ist im ursprünglichen Sinn gebraucht: „universal“, „weltweit“, „für alle Völker und Zeiten offen“ (also nicht lokal und nicht an eine bestimmte Zeit gebunden), „aus der Fülle des Glaubens lebend“. Wer aus dem Glaubensschatz nur herausnimmt, was ihm passt, und das dann überbetont, wird leicht zum Häretiker, denn „Häresie“ heißt (einseitige) „Auswahl“.

Der Heilige Geist hilft der Kirche immer wieder, Grenzen zu überwinden und wahrhaft „katholisch" zu werden. Durch ihn gibt es in der Kirche „Einatmen“ und „Ausatmen“: Sammlung und Sendung in die Welt.

 

Gemeinschaft der Heiligen (= Communio sanctorum):

 

Schon der frühchristliche Theologe Tertullian (150–220?) schreibt: „Unus Christianus, nullus Christianus – ein Christ ist kein Christ.“ Christentum war nie Privatsache, sondern von Anfang an Gemeinschaftssache (communio).  Das lateinische Wort „sanctorum“ kann hier Genetiv von „sancti“ (= heilige Personen) oder von „sancta“ (= heilige Gaben) sein. Im ersten Fall ist die Gemeinschaft der Getauften gemeint (im Neuen Testament werden noch alle Getauften „sancti“ [Heilige] genannt! Vgl. z.B. 1 Kor 1,2), eine Gemeinschaft, die auch alle vollendeten „Heiligen“ im Himmel umfasst, im zweiten Fall ist die gemeinschaftliche Teilhabe an den heiligen Gaben (Eucharistie) gemeint. Beide Bedeutungen ergänzen einander.

„Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen: Juden und Griechen, Sklaven und Freie ..." (1 Kor 12,13)

„Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot." (1 Kor 10,16f)

 

Zu 10: Vergebung der Sünden:

 

Jesus versteht sich selbst als „Arzt“, der gekommen ist, „um zu retten und zu suchen, was verloren ist.“ (Lk 19,10). Jede Schuld, die bereut wird, kann vergeben werden. Wir Menschen sollen auch einander vergeben.

Niemand weiß um alle Verstrickungen und Verästelungen des Bösen, niemand hat alle Folgen seiner Tat in der Hand, manches scheint unheilbar verfahren zu sein. Aber der Heilige Geist kann sogar aus dem Bösen noch Gutes entstehen lassen. Diese schönste und kreativste Art der Vergebung ist nur Gott möglich. Sakramentales Zeichen für diese verwandelnde Kraft Gottes ist die Taufe (dann als Neu-wirksam-Werden der Taufe auch die Sakramente Buße und Krankensalbung).

Siehe auch hier und hier!

 

Zu 11: Auferstehung der Toten (wörtlich übersetzt: „Auferstehung des Fleisches“):

 

Nicht nur ein „geistiges" Weiterleben (wie sich die alten Griechen die „Unsterblichkeit der Seele“ vorgestellt haben) ist uns von Gott versprochen, sondern viel, viel mehr: vollpersonales Leben in Gott. Alles, was wir in dieser Welt mit unserem Leib sind, wird – auf eine Gott allein bekannte Weise! – von Gott angenommen, geläutert, zum Guten gewendet und vollendet werden („Fleisch"/„Leib“ = Kommunikation und Verbindung mit anderen Menschen, mit der ganzen Schöpfung). Nichts, was existiert, wurde von Gott umsonst geschaffen – auch die Materie und das „Fleisch" nicht. Alles wird in Gott seine ewige Bestimmung und sein endgültiges Ziel finden.

Siehe auch hier!

 

Zu 12: und das ewige Leben:

 

Dies bedeutet nicht eine lange, lange Dauer (das wäre Langeweile!), sondern „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) – unvorstellbar glückliches „Jetzt“, jenseits von Zeit und Raum: vollendeter Raum, vollendete Zeit. Es ist alles gut.

 

Amen: hebräischer Ausdruck für „Ja, so ist es, so soll es sein!“

 

Karl Veitschegger (Juni 2008)

 

 

Zum Weiterdenken:
„Das Glaubensbekenntnis ist ja wie ein Paar Schuhe, das allen gehört und das keinem richtig passt. Ein wundervolles Spiel: Ich muss nicht nur Ich sein mit meinem kümmerlichen Glauben. Ich habe die Sätze meine Geschwister, und es ist mir gleichgültig, ob ich sie ganz verstehe oder nicht.“

Fulbert Steffinski

 

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