Karl
Veitschegger (1997/2001/2008) Die katholischen Mariendogmen – eine Übersicht „Gesegnet
bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines
Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk
1,42-43) Schon im Neuen Testament zeigen das Lukas- und das Johannesevangelium
die Mutter Jesu als Ideal des gläubigen, von Gott begnadeten Menschen: „Selig
ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ!“
(Lk 1,45) Das christliche Volk meditiert die Gestalt Marias weiter, ähnlich
wie z. B. das Volk Israel die Gestalt Abrahams meditiert hat. Eine
historische Gestalt so zu verstehen und zu deuten, dass in ihr Urbildliches
und Vorbildliches erkennbar wird, entspricht biblischem Glauben. Maria ist
für katholische, orthodoxe und auch einige protestantische Christinnen und
Christen die lebendige „Verdichtung" und „Verkörperung“ wichtiger
Wahrheiten des Evangeliums. An Maria – so glauben sie – illustriert der
Heilige Geist auf besonders schöne Weise, was die Gnade Gottes aus einem
Menschen machen kann. „Je mehr die Ehre und Liebe Jesu Christi wächst unter den Menschen, desto
mehr wächst die Wertschätzung und Ehre Marias, weil sie uns den so großen,
doch gnädigen Herrn und Erlöser geboren hat.“ (Huldrych Zwingli, Reformator, hier ganz
katholisch: CRZw. 1, 426)
Im September 2000 wurde unter dem Titel „Communio Sanctorum – Die Kirche als Gemeinschaft der
Heiligen“ das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen Deutscher
Bischofskonferenz und Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands veröffentlicht. Dort heißt es zu den Mariendogmen: „Auch evangelische Christen können glauben, dass
Gott Maria schon am Anfang ihrer irdischen Existenz wie einst Jeremia (Jer 1,5) und den Täufer Johannes (Lk 1,13–17) zum
Werkzeug seiner Gnade bestimmt hat. Sie müssen freilich dem Dogma von der
Unbefleckten Empfängnis dann widersprechen, wenn Maria damit aus der
schuldverhafteten Menschheit herausgelöst und auf eine Stufe mit dem
sündenlosen Christus gestellt werden würde. [...] Als durch Tod und
Auferstehung ihres Sohnes Erlöste gehört Maria in die Gemeinschaft der
Glaubenden und steht nicht über ihr. [...] Evangelische Christen brauchen dem
Dogma von 1950 [über die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel] nicht zu
widersprechen, wenn damit für Maria die von Paulus ausgesprochene Hoffnung
ausgedrückt wird (Phil 1,23), dass sie nach ihrem Tod heimgehen durfte zu
ihrem Erlöser. Denn das ist auch unsere Hoffnung für uns selbst und alle, die
uns im Glauben vorangegangen sind. Die evangelisch-lutherische Kirche sähe
freilich ihren Glauben an den einzigen Mittler Jesus Christus gefährdet,
sollte Maria damit aus der Gemeinschaft der Glaubenden herausgehoben und
ihrem Sohn – etwa als Mittlerin – an die Seite gestellt werden.“ Dr. Hannelore Reiner, geistliche Oberkirchenrätin
(Evangelische Kirche in Österreich), Mariazell 2007: „Wenn Maria, die – wie Luther sie bezeichnete –
‚zarte Mutter Christi’, als Symbol einer hörbereiten und demütigen Kirche
gesehen wird, die mutig im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit für eine
menschen- und lebensfreundliche Welt eintritt, dann stehen meines Erachtens
die Chancen gut, gerade hier an einem Marienwallfahrtsort historische und
dogmatische Trennungsmauern so weit möglich abzubauen, ja vielleicht auch zu
überwinden". Mariendogmen – im Dialog
mit der Anglikanischen Gemeinschaft Aus der Stellungnahme der
Anglikanisch/Römisch-Katholischen Internationalen Kommission (ARCIC) „Maria:
Gnade und Hoffnung in Christus“: Wir „können […] gemeinsam bekunden,
dass die Lehre, dass Gott die Selige Jungfrau Maria in der Vollständigkeit
ihrer Person in seine Herrlichkeit aufgenommen hat, im Einklang mit der
Schrift steht und dass sie in der Tat nur im Lichte der Schrift verstanden
werden kann.“ (58) „Im Hinblick auf ihre Berufung als Mutter des Einen,
der heilig ist (Lk 1,35), können wir gemeinsam erklären, dass das Erlösungswerk
Christi in Maria zurück reichte bis in die Tiefen ihres Seins und bis zum
ersten Augenblick ihres Entstehens. Dies stellt keinen Gegensatz zur Lehre
der Schrift dar und kann nur im Lichte der Schrift verstanden werden.“ (59) Maria in der Lehre der
katholischen Kirche Maria
Empfängnis (8.12) und Maria Himmelfahrt (15.8) Aufgenommen – Maria Himmelfahrt Rosenkranz
– das Meditationsgebet des Abendlandes Zurück zur
Startseite von Karl Veitschegger Zurück zum Menü
„Artikel, Referate, Skizzen ...“ |