Darf man Maria „Retterin" nennen? „In manchen katholischen Liedern und Gebeten wird Maria, die
Mutter Jesu, auch als Retterin bezeichnet. Ist das nicht ein Affront gegen
den einzigen Erlöser Jesus Christus, gegen Gott und die Bibel? Wie kann die
katholische Kirche so etwas zulassen?“ Auch
für katholische Christen und Christinnen ist klar: Jesus Christus „allein ist
unser Erlöser und Retter“ (Konzil von Trient, Dekret über Heiligenverehrung,
3.12.1563). Er ist der göttliche Sotér (bibel-griechisch
für Retter, Heiland), weil er den Menschen das ewige Leben schenken
kann. Maria und die anderen Heiligen können das niemals. Sie bedürfen selbst
der Rettung durch Christus und können aus eigener Macht nichts Rettendes für
uns tun. Sie können aber für uns beten und durch ihre Fürbitte und ihr
Vorbild mithelfen, dass möglichst viele Menschen ihr Heil (sotería) in Christus finden. In diesem Sinn – und
nur in diesem Sinn! – können auch Menschen für andere zu „Rettern“ werden. So
sagt Paulus von sich: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige
zu retten.“ (1 Korinther 9,22; vgl. auch Römer 11,24; 1 Timotheus
4,16) An anderer Stelle fordert uns das Neue Testament auf: „Erbarmt euch
derer, die zweifeln; rettet sie, entreißt sie dem Feuer!“ (Judas 22f)
Im Jakobusbrief steht: „Das gläubige Gebet wird den Kranken retten
..." (Jakobus 5,15) Und: „Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist,
zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden
zu.“ (Jakobus 5,20) – Diese Art des Rettens, zu der die Bibel
grundsätzlich alle Gläubigen auffordert, wird man Maria und den Heiligen
nicht absprechen dürfen. Als „Fürbitter“ und „Fürbitterinnen“ sind sie auch
„Retter“ und „Retterinnen“, „Helfer“ und „Helferinnen“. Martin
Luther sagt: „Christen, die beten, sind lauter Helfer und Heilande, ja Herren
und Götter der Welt. Sie sind Beine, die die ganze Welt tragen.“ – Das mit
den „Göttern“ würde ich (trotz Johannes 10,35) wegen allzu großer Missverständlichkeit nicht sagen, aber sonst stimme ich
diesem Wort des Reformators auch als katholischer Christ gerne zu. Das Lutherzitat stammt aus:
„Lutherworte – Lutherreime“, Oncken Verlag Wuppertal und Kassel 1983, Seite
9; ISBN 3-7893-7303-6
Artikel Heilgenverehrung aus katholischer Sicht Übersicht:
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