Was erwartet uns nach dem
Tod? Ein
Antwortversuch aus katholischer Sicht Unausweichlich Täglich verschafft er sich Schlagzeilen in
den Medien. Hin und wieder müssen wir auch persönlich mit ihm Bekanntschaft
machen. Er bedroht Menschen, die uns lieb sind; manchmal nimmt er sie uns.
Und eines Tages steht er unausweichlich vor uns: der Tod. Wir kennen ihn
alle, und kennen ihn doch nicht. Was ist er? Endpunkt und Vernichtung? Oder
Wandlung und Beginn von etwas Neuem? Die Religionen Die Religionen haben seit jeher Antworten auf
diese Fragen gesucht. Die meisten von ihnen sind überzeugt, dass der Tod,
obwohl er dem körperlichen Leben ein Ende setzt, nicht die totale Vernichtung
des Menschen bedeutet. Jesus Christus bestätigt diese Überzeugung (vgl. Mt 10,28: Die „Seele"
kann nicht getötet werden). Er knüpft dabei an den Glauben an, wie er im Volk
Israel langsam gewachsen ist: Gott liebt die Menschen; er ist ihnen treu –
auch im Tod und darüber hinaus! Die Leiden, die der Tod mit sich bringt,
lassen sich mit den Schmerzen einer Geburt vergleichen (vgl. Joh 16,20f). Sie können stark sein, aber sie ermöglichen
neues, ewiges Leben in Gott. Dieses ewige Leben ist so unvorstellbar schön,
dass wir jetzt nur in Bildern und Gleichnissen darüber reden können (vgl. 1 Kor 2,9) Jesus Damit will Jesus nicht aufs Jenseits vertrösten, als
ob das Leben hier auf Erden bedeutungslos wäre. Im Gegenteil: Das Leben vor
dem Tod ist einmalig. Hier entscheidet sich alles. Hier sollen wir zu
liebevollen Menschen heranreifen, hier der Versuchung widerstehen, zu
engherzigen Egoisten zu verkommen. Gericht – Himmel – Fegefeuer Jeder Mensch muss sich, so lehrt christlicher
Glaube, nach seinem Tod für sein Leben vor Gott verantworten (vgl. Hebr 9,27). Nur Gott kennt uns wirklich. Er
allein weiß, warum wir so sind, wie wir sind. Darum ist es tröstlich, dass er
unser „Richter" ist. Sein „Gericht" ist gerecht und
barmherzig. Er will uns auf-richten, nicht hin-richten. Wer sein Leben in
Liebe vollendet hat, wird sofort in den „Himmel“ aufgenommen,
um in der Gemeinschaft mit Gott ewig glücklich zu sein (vgl. 2 Kor 5,1). Aber auch ein Mensch, dem zum
Zeitpunkt seines Todes noch manch Böses anhaftet, kann sein ewiges Glück
finden, wenn er in seinem Innersten für Gott offen ist. Gott wird ihn von den
Resten des Bösen befreien. Katholischer Glaube nennt diesen schmerzhaften,
aber heilsamen Vorgang „Läuterung“. Im Deutschen gibt es dafür auch
das missverständliche Wort „Fegefeuer“. Gemeint ist: Das Feuer der
Liebe Gottes vermag die Verstorbenen zu reinigen und zu vollenden (vgl. 1 Kor
3,15). Auf diesem Weg zur vollen Gemeinschaft mit Gott dürfen wir die
Verstorbenen mit unserem Gebet, besonders in der Feier der Eucharistie,
hilfreich begleiten (vgl. Sir 7,33) Auch der Leib des Menschen, der nach dem Tod
zerfällt, ist nicht für immer verloren, sondern soll einst in Gott seine
letzte Bestimmung finden („Auferstehung des Leibes“; vgl. Röm 8,11). Das „Wie“ weiß Gott allein. Wir
dürfen darauf vertrauen: Nichts wurde umsonst erschaffen. Und alles, was Gott
erschaffen hat, soll auch in ihm vollendet werden. Das wird am Ende der
Geschichte – die Bibel spricht bildhaft vom „Letzten Tag" oder „Jüngsten
Tag" (z.B. Joh 6,39) – für alle
offenkundig werden. Hoffnung für alle Und wenn ein Mensch bis zuletzt hartnäckig am Bösen
festhält und Gott und seine Vergebung zurückweist? Wenn jemand das täte – so
warnt Jesus –, würde er sich die „Hölle" zuziehen: ewige Trennung
von Gott, ohne den es kein Glück geben kann. Als Christinnen und Christen
dürfen wir aber hoffen, dass kein Mensch sich so radikal verhärtet. „Die
Kirche betet darum, dass niemand verloren geht.“ (Katechismus d.
katholischen Kirche 1058) Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (vgl.
1 Tim 2,4). Dafür hat Jesus Christus
gelebt und dafür ist er am Kreuz gestorben. Als Auferstandener ist er uns in
die Herrlichkeit Gottes vorausgegangen, wo er für uns „einen Platz
vorbereitet“ (Joh 14,3). In ihm sind wir
auch mit jenen Menschen verbunden, die uns bereits in die Ewigkeit
vorausgegangen sind. Denn: „Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem
Herrn.“ (Röm 14,8) (Dieser Text wurde leicht modifiziert zu
Allerheiligen/Allerseelen 2003 und 2004 an Besucher/innen der kath. Friedhöfe
in der Steiermark verteilt) Karl Veitschegger
(Oktober 2003) "Unsere Toten sind nicht abwesend, sondern nur unsichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Tränen." (Bischof Augustinus v. Hippo, + 430 n. Chr.) „Wenn wir zerfallen, wenn unser Leib zerfällt, wenn unser Geist sich verwirrt, dann ist es Gottes Gedächtnis, sein Gedenken an uns, das uns zusammenhält, das das, was unsere Person ausmacht, bewahrt und – so die christliche Hoffnung – in neuer Form realisieren wird, in der es keinen Tod, kein Leid und keine Tränen mehr geben wird.“ (Dirk
Evers) Artikel: Leben nach dem Tod?
Artikel: Reinkarnation?
Artikel: Hölle – was ist das?
Raymund Schwager: Eschatologie – Manuskript zur Vorlesung
Johannes Paul II.: Himmel – Hölle – Fegefeuer
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