Karl Veitschegger (2000) Krankensalbung –
Gottes Liebe hautnah Durch Krankheit entwertet? „Wenn Du krank wirst und nicht mehr so mitkannst,
wirst du von den Mitmenschen vergessen ...", klagt ein behinderter Mann,
der seine Wohnung nur mehr selten verlassen kann. Vielen wird erst durch den
Verlust der Gesundheit bewusst, dass sie begrenzte und vergängliche Menschen
sind. Manche fühlen sich durch die Krankheit entwertet. Kein Wunder, dass in
vielen Kulturen Krankheit als böser Fluch, als Strafe der Götter oder
Auswirkung eines schlechten Karmas gedeutet wird. Und Jesus? Von Jesus wird uns erzählt, dass er die Kranken
mit ihren körperlichen Schmerzen, aber auch mit ihrer Angst, wertlos zu sein
und allein gelassen zu werden, sehr ernst nimmt. Philosophische oder
theologische Erklärungen über den Sinn des Leidens hören wir aus seinem Munde
nicht, aber er ist den Kranken nahe. Er berührt sie und lässt sich von
ihnen berühren. Und seine Nähe macht ihnen Mut. Sie werden aufgerichtet –
seelisch und oft auch körperlich. Mit Recht nennt man ihn den „Heiland",
den „Heilenden". Und er fordert seine Jünger auf, es ihm gleichzutun. In seinen
Fußstapfen In der Bibel lesen wir: „Die Zwölf machten sich
auf den Weg ... und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie."
(Markus 6, 12-13). Das Öl ist dabei ein uraltes Symbol für die Kraft, die von
Gott kommt. Mit Öl salbte man im alten Israel Könige und Priester und bei den
Griechen und Römern die Ringkämpfer. Könige, Priester, Ringkämpfer ... Sollen
nicht auch kranke Menschen wieder ihre königliche
Würde, die sie als Söhne und Töchter Gottes haben, neu entdecken, ihre
schwierige Situation „priesterlich"
auf Gott hin öffnen und sich so zu neuer Hoffnung „durchringen"? Im Jakobusbrief
des Neuen Testamentes (zwischen 60 und 100 n. Chr. abgefasst) lesen wir: „Ist
einer von euch krank? Dann rufe er die Presbyter (Priester) der Gemeinde zu
sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl
salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn
aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben."
(5,14-15) Was schon zur Zeit der Apostel geschah, tut die Gemeinschaft der
Kirche bis heute. Bis heute Christliche Liebe zu den Kranken verwirklicht
sich auf vielfältige Weise: von charismatischen Heilungen durch besonders
begnadete Menschen bis zur medizinischen Behandlung in kirchlichen Spitälern
und Ambulanzen (unverzichtbar in vielen sozial armen Ländern), vom schlichten
Krankenbesuch bis zur organisierten Hauskrankenpflege, vom Gebet für die
Kranken bis zum Bringen der hl. Kommunion ans Krankenbett. Die Liebe zu den
Kranken gehört zum Kern des Evangeliums. Ein besonders deutliches Zeichen
dafür ist bis heute das Sakrament der Krankensalbung. Nicht nur
"letzte Ölung" Leider wird die Krankensalbung manchmal nur als
„letzte Ölung", die noch schnell vor dem Tod gespendet wird, gesehen. Aber
das ist eine Verkürzung ihres Sinnes. Dieses Sakrament soll ja Menschen in
ernster Krankheit stärken
– und wenn Gott es will – auch körperlich wieder aufrichten. „Daher ist der rechte Augenblick
sicher schon gegeben, wenn der Gläubige beginnt, wegen Krankheit oder
Altersschwäche in Lebensgefahr zu geraten", erklärt das letzte Konzil
(SC 73). Und der Katechismus der katholischen Kirche ergänzt und führt aus:
„Wenn ein Kranker ... wieder gesund wird, kann er, falls er wiederum schwer
erkrankt, dieses Sakrament von Neuem empfangen. Im Laufe der Krankheit darf
dieses Sakrament wiederholt werden, wenn der Zustand sich verschlimmert. Es
ist angebracht, die Krankensalbung zu empfangen, wenn man vor einer schweren
Operation steht. Das gleiche gilt für Betagte, deren Kräfte zu versagen
beginnen." (KKK 1515) Hautnah Sollten wir diesem Sakrament, in dem Gottes Liebe
zu den Kranken so "hautnah"
gespürt werden kann, nicht wieder mehr Aufmerksamkeit schenken? Die Erfahrung
zeigt, dass unglaublich viel Kraft und Frieden von ihm ausgeht. Es hat
unzählige Menschen ermutigt und aufgerichtet, unzählige auch gestärkt auf
ihrem letzten Weg zu Gott. (Dieser
Artikel erschien in „Neues von Graben“, Oktober-November-Nummer 2000) Aus der
Feier der Krankensalbung Der Priester salbt den Kranken auf der Stirn und auf den
Händen mit heiligem Öl. Dabei spricht er: "Durch diese heilige Salbung
helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen; er stehe dir bei in der Kraft
des Heiligen Geistes: Der Herr, der dich von deinen Sünden befreit, rette
dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen" Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
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