Warum
Pfingsten feiern? Das Wort „Pfingsten“ kommt vom griechischen „pentekoste“, was
„der fünfzigste (Tag)" bedeutet. Am 50. Tag nach Ostern soll den
Aposteln und der Anhängerschaft Jesu etwas widerfahren sein, das bis heute
als „Geburtstag der Kirche“ gefeiert wird. Jerusalem im Jahre 30 Ein
Tag Ende Mai im Jahre 30 n. Chr. Juden und Jüdinnen aus aller Herren Länder
sind nach Jerusalem gekommen, um das jüdische Fest Schawuot zu feiern, ein Erntedankfest (am Ende der
Weizenernte in Palästina), an dem auch feierlich an die Verkündigung der
Gebote Gottes am Sinai zur Zeit des Moses gedacht wird. Unter den
Pilgerscharen sind auch ein paar Männer und Frauen aus Galiläa, die
Anhängerschaft jenes Jesus aus Nazaret, der vor sieben Wochen zum Pessachfest
hier vor der Stadt gekreuzigt worden ist. Sie sind, seit sich ihnen ihr
Meister in „Erscheinungen“ gezeigt hat, fest davon überzeugt, dass er
auferstanden ist und im Licht Gottes lebt, aber noch fehlt ihnen der Mut,
öffentlich davon zu reden. Sturm und Feuer „Und
da“ – so schreibt 50 Jahre später
der christlich gewordene Arzt Lukas in seiner Apostelgeschichte – „kam
plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher
fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen
Zungen wie von Feuer. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und
begannen, in fremden Sprachen zu reden. Da trat Petrus auf, zusammen mit den
Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: Diesen Jesus (der gekreuzigt
worden ist) hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen!" (Text
stark gekürzt aus Apg 2) Rund 3000 Menschen
– so erzählt Lukas weiter – glaubten den begeisternden Worten des mutig
gewordenen Petrus und ließen sich taufen. Das, was wir Gemeinschaft der
Kirche nennen, wurde damals in Jerusalem geboren. Pfingsten wird mit Recht
„Geburtstag der Kirche“ genannt, und das heißt, dass die Kirche (trotz aller
menschlichen Schwächen) in ihrem Wesen eine Erfindung des Heiligen Geistes
bleibt. Geheimnisvoll, wild und sanft Und
wer ist dieser Heilige Geist, der hinter diesem Ereignis stecken soll? In
vielen Gebeten wird er in einem Atemzug mit „Vater“ und „Sohn“ genannt und
bleibt doch der „geheimnisvolle Dritte“ in Gott. Schon die hebräische Bibel,
das Alte Testament, spricht von der ruach Gottes. Das Wort ruach ist
(meist) weiblich und bedeutet „Wind“, „Atem“, „Lebensatem“, „Geist“.
Ähnliches meint im Neuen Testament das griechische Wort pneuma. Es geht um die (mütterliche) Lebenskraft Gottes,
die die ganze Schöpfung durchweht und die Vielfalt des Lebens hervorbringt,
die die Menschen ermutigt, großzügig macht und für Gott begeistert. Und ist
Gott in Jesus
ein sichtbarer und angreifbarer
Mensch geworden, so ist er im Heiligen Geist der Unsichtbare, nicht Fassbare, der „Wind, der
weht, wo er will“ (Joh 3,8). Diese „Kraft aus der Höhe“ (Lk 24,49) kann sich
im Leben der Menschen als wilder Sturm gebärden, der das Morsche wegweht und
die Segel des Neuen bläht, der Prophetinnen und Propheten zu lautem Rufen
drängt und als frischer Wind für Überraschungen sorgt. Aber sie ist auch
spürbar als sanftes Säuseln, das den gehetzten Seelen Ruhe gibt und Gott in
den Tiefen des menschlichen Herzens wohnen lässt. Ist die Taube Symbol ihrer
Sanftheit, so das Feuer Symbol ihrer Dynamik. Gott selber Diese
Kraft, die niemand anderer als Gott selber ist, begeistert zu allen Zeiten
Menschen für das Evangelium und gibt der Kirche Jesu Christi durch die
Jahrhunderte Leben und Wachstum. Sie wirkt aber auch in den Menschen anderer
Religionen bis zum heutigen Tag; sie wird einst die ganze Schöpfung zu Gott
„treiben“, den Tod überwinden und alles vollenden. Das meinen Christen und
Christinnen, wenn sie sprechen: „Ich glaube an den Heiligen Geist“. Und
deshalb feiern sie (sicher schon seit dem 3. Jahrhundert) mit großer Freude
das Pfingstfest. Beitrag in „Neues vom Graben"
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