Karl Veitschegger (1998)

 

Der dreifaltige Gott


 

Kein einsames Ich

„Es gibt nur einen Gott!" – So predigt man in Synagogen, Kirchen und Moscheen. Judentum, Christentum und Islam stimmen im Bekenntnis zur Einzigkeit Gottes überein. Christen und Christinnen wagen sich allerdings noch einen Schritt weiter in das Geheimnis Gottes hinein. Nach ihrer Überzeugung ist dieser eine Gott kein einsames Ich, kein starrer „Punkt", sondern Dynamik: In Gott gibt es Bewegung, Beziehung, Leben.

 

Dreifaltig dynamisch

Anknüpfend an bestimmte Aussagen der Heiligen Schrift haben christliche Theologen dieses „Innenleben" Gottes so „skizziert": Der ewige Ursprung des göttlichen Lebens wird Vater genannt. Ununterbrochen verschenkt er sich und bringt dadurch ein innergöttliches „Gegenüber" hervor, das wir Sohn nennen. Der Vater liebt den Sohn, und der Sohn liebt den Vater. Frucht dieser ewigen innergöttlichen Liebe ist der Heilige Geist. Kurz gesagt: Der eine Gott ist seit Ewigkeit in sich „drei-personal"; Vater, Sohn und Geist sind der dreifaltige Gott. (vgl. Matthäus 28,19)

 

Was hat das mit uns zu tun?

Christlicher Glaube sagt: Der ewige Gott will auch uns teilnehmen lassen an seinem Leben. Deshalb hat er das Universum erschaffen und seinen Sohn in die Welt gesandt, damit er als Jesus von Nazaret, als wirklicher Mensch, sein Leben mit den Menschen teile und sie zum „Leben in Fülle“ führe (vgl. Johannes 10,10; 14,24) Und er durchwirkt und vollendet die ganze Schöpfung mit seinem Heiligen Geist. (vgl. Römer 8,11; Psalm 104,30). Die Bibel sagt: Nur Liebende können eine Ahnung davon haben, wer Gott ist. „Jeder, der liebt, [...] erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe." (1 Johannes 4,7-8).

 

Sinn des Lebens

Wenn Gott Liebe und Gemeinschaft ist, dann besteht auch der Sinn unseres Lebens darin, unser Leben mit anderen zu teilen, lieben zu lernen, am Du zu reifen und gerade so unser innerstes Wesen zu entfalten. Gott selbst lebt uns diese Liebe vor – seit Ewigkeit. Das feiern Christen am Sonntag nach Pfingsten am Dreifaltigkeitsfest.

 

(Beitrag für "Neues vom Graben" 1998)

Karl Veitschegger

 

 

 

Zitate aus der Glaubenstradition zum Weiterdenken

 

„Gott ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ein Kreis der Liebe in Hingabe und Zurückschenken: Vater, Sohn und Heiliger Geist."

Benedikt XVI. (Christmette 2005)

 

„Wenn du die Liebe siehst, siehst du die heiligste Dreifaltigkeit"

Augustinus (354–430, Kirchenvater aus Nordafrika, De Trinitate 8,8,12)

 

„Liebe ist das Wesen Gottes [...]. Er selbst ist ewiger Liebesaustausch – Vater, Sohn und Heiliger Geist - und hat uns dazu bestimmt, daran teilzuhaben."

Katechismus der Katholischen Kirche 221

 

„Die Sonne ist nicht ohne Licht und Wärme, die Quelle nicht ohne Wasser und Wegfluss, der Verstand nicht ohne Wort und Geist. So war auch der Vater nie ohne den Sohn und den Heiligen Geist."

Mesrop Maschtoz (+ 440, Kirchenvater aus Armenien, 1. Rede)

 

„Denn nach unserer Lehre existiert ein Gott und ein Sohn, sein Wort, und ein Heiliger Geist, die hinsichtlich der Macht ein einziges Wesen sind, der Vater, der Sohn, der Geist; denn der Sohn ist des Vaters Verstand, Wort, Weisheit und der Geist ist Ausfluss wie Licht von Feuer."

Athenagoras (frühchristlicher Philosoph, um 160 Christ geworden, Bittschrift für die Christen 24)

 

„Herr, mein Gott, wir glauben an dich, den Vater, Sohn und Heiligen Geist. Denn die Wahrheit würde ja nicht sagen: Taufet alle Völker im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! (Mt 28,19), wenn du nicht Drei-Einigkeit wärest. Nicht würdest du, Herr Gott, anordnen, dass wir getauft werden im Namen eines Wesens, das nicht Gott der Herr ist. Auch würde die göttliche Stimme nicht sprechen: Höre Israel, der Herr, dein Gott ist der eine Gott! (Deut 6,4), wenn du nicht in der Weise Dreieinigkeit wärest, dass du der eine Herr Gott bist."

Augustinus (De Trinitate 15,51)

 

 

Artikel: Lebensorientierung am Dreifaltigen

 

Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger

Zurück zum Menü "Artikel, Referate, Skizzen ..."

Karl Veitschegger © 1998/2000