Karl Veitschegger (2022)

 

Johannes der Täufer – kurze Notizen


 

Historisch

Johannes, der zur Zeit Jesu am Jordan das jüdische Volk zur „Taufe der Umkehr“ (zu Gott) aufrief, ist eine historische Gestalt (vgl. Flavius Josephus). Es gilt als sicher, dass Jesus von Nazaret eine Zeitlang „Jünger“ oder Zuhörer dieses auffälligen Wüstenpredigers war und sich auch von ihm taufen ließ. Die vier biblischen Evangelien sehen in Johannes den Vorläufer und „Wegbereiter des Herrn“. Denn nach der Gefangennahme des Täufers durch den Landesherrn Herodes Antipas ging Jesus seinen eigenen Weg. Auch er sprach wie Johannes vom „nahen Gott“. Aber sanftmütiger, gütiger, barmherziger ... Sehr verkürzt und holzschnittartig kann man sagen: Johannes droht, Jesus heilt.

 

Johannesbewegung

Einige Jünger des Johannes (von Jüngerinnen ist nie die Rede!) haben sich laut Johannesevangelium bald Jesus angeschlossen (z. B. die Brüder Andreas und Simon), aber nicht alle. Viele blieben auch nach der Hinrichtung des Täufers (um 28/29 n. Chr.) eine eigenständige Bewegung. Manchen von ihnen missfiel vielleicht, wie Jesus und seine Jüngerschaft Gott verkündeten. Die Apostelgeschichte erzählt, dass es später auch in Ephesus Johannes-Anhänger gab, wo Paulus ihnen begegnete: „Er traf einige Jünger [?] und fragte sie: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. Da fragte er: Mit welcher Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: Mit der Taufe des Johannes. Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus.  Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen.“ (Apg 19,2-5)

 

Josephus und Koran

Der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus beschreibt Johannes den Täufer in seinen Schriften als Propheten bzw. Philosophen, der im Volk viel Anklang fand. Der sechs Jahrhunderte später entstandene Koran würdigt den Täufer als einen Propheten des Islams. So ist Johannes (Yaḥyā) auch für Muslime eine heilige Gestalt.

 

Die Mandäer

Die heute kleine Religionsgemeinschaft der Mandäer (Irak/Iran) versteht sich als geistige Erbin des Johannes. Jesus wird von den Mandäern für einen Irrlehrer gehalten. In ihrer heiligen Schrift steht: „Jesus Christus geht in Demut einher, empfängt die Taufe des Johannes und wird durch die Weisheit des Johannes weise. Dann aber verdreht er die Rede des Johannes, verändert die Taufe im Jordan und predigt Frevel und Trug in der Welt ...“ (Sidra Raba, Buch 2, Erstes Stück,152)

 

Jesu Lob für Johannes

Im Matthäusevangelium (11,11) sagt Jesus über Johannes: „Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“ Jesus lobt Johannes öfter und schätzt dessen unbändiges Verlangen nach Gottes Gerechtigkeit, aber anders als Johannes bezeugt Jesus mit seinem ganzen Leben: Letztlich vermag nur die Güte Gottes den Menschen in seinem Innersten zu heilen.

 

Karl Veitschegger

 

Mehr zu dieser großen Gestalt des Glaubens: Johannes der Täufer (2003)

Peter-Gerloff-Lied  Johannes der Täufer

 

Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger

Zurück zum Menü „Meine Artikel, Referate, Skizzen ...“


Karl Veitschegger © 2022