Karl Veitschegger © 1999–2022
Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 / Zeittafel 1500 bis 1800 / Zeittafel von 1800 bis heute
|
1000 |
Stephan
I. wird zum König v. Ungarn gekrönt (Krone von Silvester II. gesandt.). Ungarn
wird christlich. Island nimmt auf Beschluss des
„Althing“ (Volksversammlung) das Christentum an. Schweden: König Olof
Eriksson (vom engl. Missionsbischof Sigfrid? getauft) setzt sich aktiv für
das Christentum ein. |
um
1000 |
Beginn
der Romanik / Romuald (+ 1027) gründet Kamaldulenser (OSBCam,
ECMC), gefördert v. Petrus Damiani (1007–1072) |
1008–1013 |
Christen-
und Judenverfolgung in Ägypten unter Kalif Al-Hakim, der insgesamt 30.000 Kirchen
zerstören lässt, auch viele Klöster und Kirchen in Palästina, 1009 auch die
Grabeskirche. (Er provoziert damit auch die späteren Kreuzzüge.) |
1012–1024 |
Benedikt VIII., Tusculaner: konsolidiert
Kirchenstaat, erficht mit Genua u. Pisa Seesieg über Sarazenen, arbeitet geg.
byzant. Herrschaft in Unteritalien. Krönt Heinrich II. u. Kunigunde zu Kaiser
u. Kaiserin. Heinrich (Cluny-Anhänger) erinnert B. an geistliche Pflichten
(Synoden). Erstmals wird Priester-Ehe (als Konkubinat verstanden) bei Strafe
der Absetzung verboten (nicht erfolgreich). Credo (mit Filioque) kommt in
Sonntagsmesse. |
1012 |
Jüdische
Gemeinde in Mainz erhält von Heinrich II. Befehl: Taufe oder Auswanderung!
Einzige bekannte Judenverfolgung in Deutschland vor Kreuzzugszeit. Möglicher
Grund: Konversion des Diakons Wezelin (Bekannter Heinrichs) zum Judentum.
(Vertriebene dürfen 1013 wieder zurückkehren.) |
1014 |
Heinrich
II. (+ 1024) und
Kunigunde werden zu Kaiser und Kaiserin gekrönt. |
1015 |
König
Olaf von Norwegen wird in Rouen (Normandie) getauft, nötigt in der
Folge seinem Volk Christentum auf. |
1024–1032 |
Johannes XIX., Tusculaner:
simonistisch Nachfolger seines Bruders B. geworden, empfängt unkanonisch alle
Weihen an einem Tag, behält auch weltliche Herrschaft Roms (Consul, Dux u.
Senator), geldgierig, ohne Interesse an Kirchenreform. Krönt den Salier Konrad
II. (1024–1039) zum Kaiser. Nachwelt schreibt J. zusätzlich Böses zu. |
1033(?)–1045 |
Benedikt IX., Tusculaner: wenig papstwürdig, wahrt
Einvernehmen mit Konrad II., wird 1044 aus Rom vertrieben; Gegenpapst:
Silvester III.; B. verkauft 1045 seinem Taufpaten (Gregor VI.) Papstwürde;
tritt nach Clemens II. (1046/47, Kaiserkrönung Heinrich III.) nochmals kurz
als Papst auf, wird 1048 endgültig vertrieben, stirbt 1055. |
1040 |
Gottesfriedensbewegung
beginnt
in Cluny. Klerus fordert Einschränkung eigenmächtiger Gewaltanwendung: „Pax“
(Schutz für Klerus, Ackerbauern, Frauen, Reisende) und „Treuga Dei“
(Waffenruhe zu bestimmten Zeiten, Kampf nur an 90 Tagen des Jahres möglich).
Bei Verletzung droht Kirchenbann. |
1045/46 |
Gregor VI.: kauft Papstwürde von Benedikt IX., um
Papsttum zu sanieren. Cluny lobt seinen Reformeifer. Doch G. wird von
Heinrich III. abgesetzt und nach Köln verbannt, begleitet von Hildebrand
(Gregor VII.). |
1046 |
Heinrich
III. setzt
auf Synode in Rom u. Sutri die drei Päpste (Gregor VI., Silvester III.,
Benedikt IX.) ab, fühlt sich als
Herr d. Kirche. Die folgenden vier Reform-Päpste werden unter seinem Einfluss
stehen. |
1049–1054 |
Nach
Clemens II. (1046/47, blieb
zugleich Bischof von Bamberg!) u. Damasus II. (1048) wird Leo IX., Cousin Heinrichs III., von
Reichssynode in Worms zum Papst gewählt: besteht auf Bestätigung durch Römer,
betritt betend u. barfuß Rom, kaisertreu und für Kirchenreform, gegen
Priester-Ehe, Simonie (Käuflichkeit geistlicher Ämter), Laieninvestitur
(Übertragung geistlicher Ämter durch weltliche Herrscher). Priesterfrauen
werden „Hörige“ (Arbeitskräfte der Kirche). L. reformiert Kardinalskollegium.
Vom Kaiser zum Reichsvikar ernannt, zieht L. gegen die Normannen, die ihn
besiegen und gefangen setzen. Normannen beginnen Staatsgründung in
Süditalien. Ein Normannen-Abwehr-Bündnis zwischen Rom und Byzanz wird von
Patriarch Michael Kerrularios, der den Einfluss des Papsttums fürchtet,
abgelehnt. Papst will in Süditalien römische Liturgie durchsetzen. Der
Patriarch lässt seinerseits in Konstantinopel lateinische Kirchen und Klöster
schließen und verurteilt römische Bräuche (ungesäuerte Hostien, Zölibat
etc.). |
Petrus
Damiani
(+ 1072): „Liber Gomorrhianus“ über Misstände im Klerus. / Berengar von
Tour: Abendmahl-Häresie (Brot und Wein sind nur Symbole für Leib und Blut
Christi), von Leo IX. auf Synode v. Vercelli 1050 verurteilt. |
|
1049–1109 |
Abt Hugo von Cluny:
organisiert die von Cluny abhängigen Klöster in Europa durch, vermittelt oft
zwischen Papst und Kaiser im Investiturstreit. |
1054 |
„Schisma“ mit
Ostkirche:
Die Fronten zwischen Byzanz und Rom sind verhärtet. Papst-Legat Humbert von
Silva Candida bannt Patriarch Michael Kerrularios v. Konstantinopel (u.
umgekehrt). Leo IX. ist zu diesem Zeitpunkt schon tot! Erst in viel späterer
Zeit wird das Jahr 1054 zum Datum des großen Schismas hochstilisiert. |
1055–1058 |
Reformpäpste
Victor II., Stephan IX., Zwischenspiel Benedikt X. (Graf von Tusculum) |
1059–1062 |
Nikolaus II.: bestimmt 1059 freie
Papstwahl durch Kardinäle. Klerus u. Volk von Rom (= der einflussreiche Adel)
dürfen nur akklamieren. N. belehnt Normannen mit Herzogtum Apulien, Kalabrien
und Sizilien. Diese erkennen seine Lehenshoheit an und beenden Herrschaft der
Byzantiner in Unteritalien. |
1061–1073 |
Alexander II.: Normannen beenden
Araber-Herrschaft in Sizilien. / Wilhelm I. der Eroberer beginnt 1066 England
zu erobern. / 1071 erleidet Byzanz erste große Niederlage geg. Seldschuken.
Byzanz sucht Hilfe im Westen. |
1073–1085 |
Gregor VII. (Hildebrand): „Gregorianische
Reform“: Fastensynoden 1074/75: Verbot von Laieninvestitur, Priester-Ehe,
Simonie. „Dictatus Papae“ (Papst ist oberster sichtbarer Herr der
Christenheit, darf auch Könige absetzen): „alle Reiche sind Lehen des
Petrus“. G. verbietet Teilnahme an Messen verheirateter Priester, verweist
Priesterfrauen in Stand der „Hörigkeit“, wird unterstützt von Volksbewegung
(Pataria in Mailand). Investiturstreit: G. kämpft für Freiheit d.
Kirche, bannt zweimal König Heinrich IV., der sich – in Deutschland haben
Bischöfe u. Äbte auch hohe weltliche Ämter – das Recht d. Bischofs- u.
Abtbestellung erhalten will. Folgen des Streites: Gegenkönig (Rudolf v.
Schwaben), Gegenpapst (Clemens III.) G. muss in Engelsburg fliehen, helfende
Normannen plündern 1084 Rom, G. stirbt in Salerno: „Ich habe die
Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, darum sterbe ich in der
Verbannung“. |
1077 |
„Canossagang“: Heinrich IV.
büßt vor Gregor VII. in Canossa und wird
vom Bann gelöst (List Heinrichs?). |
1085 |
Bruno von Köln gründet
Orden der Karthäuser (OCart) |
1088–1099 |
Auf
Victor III. (1086/87) folgt Urban II.
(früher Prior in Cluny): verficht Gregorianische Reform, im Konflikt mit
Heinrich IV., der an Gegenpapst festhält. U. akzeptiert Staatskirchentum d.
Normannen in England, Unteritalien und Sizilien. 1095 verbietet Synode v.
Clermont Geistlichen den Lehenseid, U. ruft zum Kreuzzug auf (auf
Bitte d. byz. Kaisers, der Hilfe geg. Seldschuken-Sultan sucht). Der
religiöse Wunsch, das Grab Christi von Muslimen zu befreien (seit 1056 wird
europäischen Pilgern Zutritt verweigert), ritterliche Ideale u. soziale
Faktoren ermöglichen die gesamtabendländische Kreuzzugsbewegung. Seit 1088
erstrebt U. Union mit Byzanz. Die Union von Bari (1098) bleibt erfolglos. |
1096–1099 |
1.
Kreuzzug (Hochadelige
Führung: Robert v. Normandie, Gottfried v. Bouillon, Raimund v. Toulouse);
Kreuzritter ziehen über Byzanz, erobern 1099 Jerusalem (Blutbad unter
Muslimen) und gründen Königreich Jerusalem (1099 bis 1291, 1.Regent:
Gottfried von Bouillon) mit 4 Grafschaften: Edessa, Antiochia, Tripolis,
Tiberias. Im Vorfeld des Kreuzzugs verüben irreguläre Banden (um Peter v.
Amiens) Massaker an Juden (Nordfrankreich, Rheinland) im Widerspruch zur
Position der Päpste seit Gregor d. Gr. (Verbot der Gewalt gegen Juden!) |
1098 |
Robert
von Molesme
gründet Reformorden der Zisterzienser (OCist) |
11./12.
Jh. |
Frühscholastik: Anselm v.
Canterbury (1033-1109), der „Vater der Scholastik“ (fides quaerens
intellectum); Petrus Abaelard (1079-1142), Schöpfer der dialektischen
Methode (Sic et non) |
1099–1118 |
Paschalis II., Cluny-Mönch:
Investiturstreit mit Heinrich V.; aber gute Investitur-Lösungen für England
u. Frankreich; Heinrich V. erzwingt vom Papst Investiturrecht, Bann-Verzicht
u. Kaiserkrönung. P. widerruft später, Synoden bannen Heinrich (Gegenpapst
krönt ihn feierlich); Nachfolger Gelasius stirbt 1119 in Cluny
(Investiturstreit-Opfer). |
1115 |
Bernhard
v. Clairvaux,
der Erneuerer der Zisterzienser, gründet das Kloster Clairvaux. |
1119–1124 |
Calixtus II., aus Burgund: in
Cluny gewählt, politisch begabt (s.u.!), erlässt Schutzbulle für Juden. |
1122 |
Wormser
Konkordat (Pactum
Calixtum): Ende d. Investiturstreites. Die (von Ivo v. Chartres erarbeitete)
Unterscheidung zwischen Temporalia (Zeitliches) und Spiritualia (Geistliches)
bei der Besetzung geistlicher Ämter ermöglicht Kompromiss zwischen Reich u.
Kirche; Freiheit der Kirche und Königsrecht werden garantiert. |
1123 |
1. Laterankonzil (9),
erstes allgemeines Konzil im Westen: bestätigt Wormser Konkordat und
Gregorianische Reform, fordert Einhaltung des Gottesfriedens, sichert
Kreuzfahrern Ablass und Schutz für Besitz und Familie zu. |
1124–1130 |
Honorius II.: Mit dem Tod
Heinrichs V. (1125) erlischt das salische Kaiserhaus. |
1130–1143 |
Innozenz II., Cluny-Mönch: unklare Wahl; einige
Kardinäle wählen Gegenpapst Anaklet (+1138); I. muss mehrmals fliehen,
Verhältnis zu Lothar III., den er zum Kaiser krönt. I., ist wechselhaft. I.
festigt Sizilien und Süditalien als päpstliche Lehen (de iure bis 1860!) |
1139 |
2. Laterankonzil (10): beendet Anaklet-Schisma, bannt
Anaklet-Anhänger, bestätigt Gregorianische Reform, setzt sich für Gottesfrieden
ein, verbietet „Wucher“ (Zins), Turnier u. Armbrust (zu gefährliche Waffe),
erklärt Kleriker-Ehen (ab Subdiakon) für ungültig, bestätigt
Bischofswahlrecht der Domkapitel (geg. Herrscher), erteilt Arnaldo da Brescia
(Augustinerchorherr, + 1155), der vom Klerus Leben in Armut und Bettel
fordert, Predigtverbot. |
1143–1153 |
Coelestin II., Lucius
II., Eugen III.:
Politische Unruhen in Rom; Arnaldo v. Brescia predigt gegen weltliche
Herrschaft der Päpste; päpstlicher Stadtpräfekt lässt A. hinrichten. Auch
Bernhard v. Clairvaux kritisiert Machtentfaltung des Papsttums. |
12.
Jh. |
Ritterorden, die Mönchs- und
Ritterideal verbinden, entstehen: Johanniter, Templer, Deutscher
Orden. /
Aus
beschaulichen Mönchen in Palästina werden Karmeliter (ab 1247
Bettelorden, OCarm). |
1147–1149 |
2.
Kreuzzug,
stark beworben von Bernhard v. Clairvaux; Teilnehmer: Heere von König Konrad
III. (Teil der Kreuzritter kämpft gegen Wenden und Slawen; große Verluste in
Kleinasien) und von Ludwig VII. von Frankreich und Roger II. v. Sizilien; im
Hl. Land bleibt das vereinigte, aber unter sich streitende Kreuzheer
erfolglos. In Europa kommt es wieder zu blutigen Judenverfolgungen
(Verleumdungen: Hostienfrevel, Brunnenvergiftung) |
um
1150 |
Beginn
der Gotik (dauert bis ca. 1450) |
1152–1190 |
Friedrich
I. Barbarossa
deutscher
König |
1154–1159 |
Hadrian IV. (Nachfolger von Anastasius IV.)
einziger engl. Papst: baut geistliche und weltliche Papstmacht aus,
provoziert damit Friedrich Barbarossa (Reichsbischöfe stehen hinter König).
Im Konflikt mit Normannen in Unteritalien braucht er zwischenzeitlich F. und
krönt ihn zum Kaiser. 1155 gelingt Friedensvertrag mit Normannen. Ob der
Papst den engl. König Heinrich II. ermuntert hat, Irland zu erobern, ist
umstritten. |
1159–1181 |
Alexander III., schon als Legat
Hadrians IV. im Konflikt mit Friedrich Barbarossa: unruhiges Pontifikat, A.
kann nur 2 Jahre in Rom leben; Streit zw. papstfreundlichen u.
kaiserfreundlichen Kardinälen. Kaiser stellt sich 1160 auf Synode von Pavia
hinter Gegenpapst Viktor IV. (drei Nachfolger). Streit zwischen Kaiser u.
Papst (lombardische Städte unterstützen A.; benennen Festung Allessandria
nach ihm) endet 1177 im Frieden von Venedig (Bannaufhebung nach 17 Jahren).
Nach der Zerstörung Mailands kommen 1164 die „Reliquien der hl. drei Könige“
nach Köln (kaisertreuer Erzbischof Reinald von Dassel). |
1170 |
Heinrich
II. v. England lässt Erzbischof Thomas Becket, der Freiheit der Kirche
vom Herrscher fordert, ermorden. |
um
1175 |
Petrus Valdus gründet die „Armen von Lyon“ (Waldenser), wird 1184 exkommuniziert. |
1179 |
3. Laterankonzil (11):
legt Zweidrittelmehrheit für Papstwahl u. Mindestalter für Bischöfe (30 J.)
fest, verurteilt Pfründenanhäufung, verbietet Juden u. Muslimen die Haltung
christlicher Sklaven, bannt die Katharer (sind leib- und materiefeindlich, geg.
Geschlechtsverkehr, Fleischgenuss, Arbeit, Eid, Militärdienst), empfiehlt
(auf Drängen des franz. und engl. Königs) weltlichen Herren Waffeneinsatz
geg. Häretiker und gewährt dafür Ablass. Häresien (z. B. Ehe- u. Eidverbot)
gelten in dieser Zeit als Angriff auf Grundfesten der Gesellschaft und wurden
daher auch von weltlichen Autoritäten bekämpft. Waldenser werden angehört, noch nicht verurteilt,
ihre Predigt soll kontrolliert werden. |
1181 |
Die
Maronitische Kirche im Nahen Osten
bestätigt ihre Gemeinschaft mit Rom. |
1181–1185 |
Lucius III.: kann sich nur kurz
im aufrührerischen Rom halten; L. will Frieden mit Kaiser, obwohl er dessen
Gegner im Streit um die Bischofsnachfolge in Trier ist. Kaiser bekämpft in
Norditalien Häretiker als Reichsfeinde. |
1182 |
Massaker an
lateinischen Christen in Konstantinopel |
1185
-1187 |
Urban III.: residiert wegen
röm. Wirren in Verona; weiht geg. Abmachung mit Kaiser einen nichtkaiserl.
Kandidaten zum Trierer Erzbischof. Kaisersohn Heinrich (VI.), Mann der
Konstanze v. Sizilien, besetzt darauf Kirchenstaat. Die deutschen Bischöfe
stehen hinter Kaiser. |
1187 |
Saladin,
der die muslimischen Kräfte neu konzentriert, besiegt in Hattin (Galiläa)
Kreuzritter; Ende d. Königreichs v. Jerusalem. Gregor VIII.
(1187) will Frieden mit Staufern und neuen Kreuzzug. |
1187–1191 |
Clemens III.: Papst und römischer
Senat erkennen einander an, Papst kann wieder in Rom residieren. Heinrich VI.
gibt Kirchenstaat zurück (C. muss Kaiserkrönung versprechen). Richard
Löwenherz wird engl. König (+ 1199). |
1189
-1192 |
3.
Kreuzzug,
geführt von Friedrich Barbarossa (ertrinkt 1190 nach Sieg bei Ikonion);
Könige Philipp II., August von Frankreich und Richard Löwenherz von England
erobern 1191 Akkon, Jerusalem bleibt muslimisch. Ergebnis: Waffenstillstand
mit Saladin, freier Zutritt der Pilger zum Grab Christi, reger
Kulturaustausch. |
1191-
1198 |
Cölestin III.: krönt Heinrich VI.
zum Kaiser; Konflikte um Sizilien. H. wird König der Normannen, herrscht dort
despotisch (+ 1197). C. lehnt Einheit von Sizilien und Reich ab (fürchtet
Umklammerung des Kirchenstaates). |
1196–1227 |
Dschingis-Khan
(an seinem Hof leben auch Christen) unterwirft weite Teile Asiens, für
Abendland „Geißel Gottes“. |
1197 |
Union der Armenier mit
Rom (unglücklich
verlaufen, Latinisierungen, 1361 offiziell zurückgenommen) |
1198–1216 |
Innozenz III.: Asket, mit ihm ist mittelalterliche
Papstmacht am Höhepunkt. I. lehrt, Christus habe Petrus zum sichtbaren Herrn
der Christenheit u. der ganzen Welt gemacht. Papstthron wird zum politischen
Zentrum Europas. Sizilien, England u. Portugal sind lehensabhängig. Papst
übergibt Albert v. Bremen 1199 Livland zur Eroberung. Papstfreundliche
Fürsten werden Guelfen, kaiserfreundliche Ghibellinen genannt. In der
Kaiserfrage war I. zuerst für Otto IV., dann für Friedrich II. (Kaiserkrönung
1120). Er legitimiert weltliche Gewaltanwendung gegen Häretiker
(Albigenserkriege), unterstützt harte Häretikergesetze des Kaisers in Oberitalien. |
1202–1204 |
4.
Kreuzzug:
Kreuzzug Heinrichs VI. (seit 1194 König v. Sizilien). Kreuzheer (vom
byz. Prinzen Alexios im Thronstreit um Hilfe gerufen) erobert und plündert
1204 Konstantinopel. Das entspricht den Interessen Venedigs (Dandolo) u.
des Kaisers (Sizilien-Politik), während viele Kreuzritter dagegen sind. Auch Papst ist empört, als er von Eroberung erfährt,
sieht aber später darin eine „Strafe Gottes“ für die schismatischen Griechen.
Lateinisches Kaisertum (1204-1261) entsteht in Byzanz (Balduin
I. von Flandern). Das Kreuzheer erreicht das Hl. Land nie. |
1204–1235 |
Union der Kirche
Bulgariens mit Rom (durch
Kreuzzugsgeschehen) |
1208 |
Papst
verhängt Interdikt („Kirchenstreik“) gegen England und bannt 1209 König
Johann ohne Land. Dieser unterwirft sich 1213 dem Papst und erklärt England
zum Lehen des Papstes. |
1209
|
Franz
v. Assisi
(1182-1226) gründet seine Armutsbewegung (OFM, Franziskaner) / Papst
krönt Otto IV. zum Kaiser u. bannt ihn bereits 1210. So hält er ihn von
Sizilien ab. Papst fürchtet Einheit von Sizilien u. Reich (Umklammerung des
Kirchenstaates) / Beginn der Kriege geg. Albigenser (=
Katharer, Armutsbewegung in Südfrankreich u. Italien, nachweislich seit 1143
Köln, erlischt im 14.Jh) |
1211 |
Kinderkreuzzug
beginnt (vom Papst abgelehnt!). / Kampf gegen Islam-Herrschaft in Spanien
beginnt (1212: Kastilien, Aragon und Navarra besiegen Muslime). |
1212–1250 |
Friedrich
II.,
deutscher König (früh Waise, Innozenz III. ist Vormund): von Fürsten zum
König gewählt (da Otto IV. im Bann!), erkennt Kirchenstaat an (Goldbulle von
Eger 1213), verzichtet auf Bischofswahl, tritt Sizilien an Sohn Heinrich ab,
umgeht aber die mit der Kurie ausgemachte Unvereinbarkeit von Sizilien u.
Reich, als er Sohn Heinrich (VII.) mit Hilfe geistl. Fürsten, denen er
Privilegien einräumt, zum deutschen König wählen lässt. Setzt ihn später
wieder ab. Macht Sizilien zum zentralistischen Staat, fördert Wissenschaft u.
Poesie. Dauerkonflikt mit Papsttum. |
1215 |
4. Laterankonzil (12) Papst lädt alle
Bischöfe (Morgen- u. Abendland) ein. 1200 Bischöfe u. Äbte aus dem Westen
kommen: Konzil verurteilt Katharer-Doktrin, lehrt geg. Berengar von Tour
Transsubstantiation (Brot und Wein werden in der Messe wahrhaft Leib u. Blut
Christi), verwirft Trinitätslehre d. Joachim v. Fiore, verpflichtet zu
Osterbeichte u. -kommunion, verordnet Sonderkleidung für Muslime u. Juden
(wie im Islam schon vorher üblich), gewährt Kreuzrittern vollen Ablass,
verpflichtet Fürsten zur Häresie-Bekämpfung. / „Magna Charta Libertatum“ in
England (Papst erklärt sie für ungültig) / Dominikus (1170-1221)
gründet Bettelorden der Prediger (OP, Dominikaner). |
1216
-1227 |
Honorius III.: engagiert
sich in Kreuzzugorganisation; tritt für humane Ostseeländer-Mission ein;
bestätigt die neuen Orden: Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter.
1219: Kreuzfahrer erobern Damiette (Ägypten) für 2 Jahre. |
13.
Jh. |
Universitäten entstehen: Paris, Bologna, Padua, Neapel,
Oxford, Cambridge, Salamanca. |
1226–1270 |
Ludwig
IX. der Heilige
regiert
als König von Frankreich (vorher sieben J. Mutter für ihn): moralische
Autorität seiner Zeit, fördert unabhängige Justiz, Kirchenreform u.
Bettelorden, verbietet gerichtlichen Zweikampf, führt Kreuzzüge (1248–54 und
1270, wobei er stirbt), gilt als „ungekrönter Kaiser“, hält sich klug aus
Kaiser-Papst-Konflikt heraus. |
1226 |
Franz
v. Assisi
stirbt. / Friedrich II. überlässt dem Deutschen Orden Eroberung Preußens. |
1227–1241 |
Gregor IX.: bannt 1227
Friedrich II., weil er den schon 1215 versprochenen Kreuzzug abbricht (Grund:
Seuche); F. macht als Gebannter erneut Kreuzzug, gewinnt 1229 kampflos
Jerusalem (Vertrag mit Sultan), krönt sich selbst zum König v. Jerusalem,
wird 1229 vom Bann befreit. 1230: Friede zwischen G. und Kaiser. 1229:Ende der Albigenserkriege (Friede v. Paris). 1231: Elisabeth
v. Thüringen stirbt. G. errichtet 1232 die Inquisition, übernimmt 1234 Ketzergesetze d. Kaisers ins
Kirchenrecht (Konkurrenz zum Kaiser?), legitimiert so auch die Todesstrafe
für Häretiker, anerkennt 1234 den Orden der Mercedarier (kaufen
christl. Sklaven aus muslim. Hand frei). 1239: G. bannt Kaiser (G. steht auf
Seite der lombardischen Städte geg. Kaiser), G. und Friedrich schreiben
gegeneinander apokalyptische Manifeste. G. lässt erstmals für Europa Kreuzzug
predigen (Litauen).1241: Mongoleneinfall in Europa. |
1241–1254 |
Auf
Kurzzeitpapst Cölestin
IV.
folgt Innozenz IV.: Jurist u. Machtpolitiker;
Kampf mit Kaiser, „flieht“ nach Lyon, verlangt von Ludwig IX.
Talmud-Verbrennung; Konzil in Lyon setzt Friedrich II. ab, daraufhin werden
Gegenkönige gewählt, Parma fällt ab. 1250 stirbt der Kaiser in
Zisterzienser-Kutte (Lieblingsorden), Nachfolger Friedrichs ist Konrad IV.
(1250-1254). Papst kehrt 1251 nach Italien zurück. 1252 erlaubt I. der
Inquisition die Folter. |
1244 |
Ende
des Königreichs Jerusalem |
1245 |
1. Konzil von Lyon (13): Papst nennt „fünf Wunden der
Kirche“: Missstände im Klerus, Verlust Jerusalems, Lage d. lat. Kaisertums in
Byzanz, Mongoleneinfall u. Friedrich II., den das Konzil für abgesetzt
erklärt. |
13.
Jh. |
Scholastik: Theologen verbinden Glauben u. Denken, Bibel
u. Aristoteles: Albertus Magnus (+ 1280), Dominikaner, Naturforscher,
ist Lehrer des Dominikaners Thomas v. Aquin (1225–1274). Dieser betont
den Intellekt u. wird einflussreichster kath. Theologe des Jahrtausends. Die
Franziskaner Bonaventura (1218–1274) u. Johannes Duns Scotus
(+ 1308) betonen Willen und Liebe stärker als Intellekt. Roger Bacon
(+ 1292), auch Franziskaner, ist Vorläufer des Empirismus u. der modernen
Naturwissenschaft (induktive Methode). |
1254–1261 |
Alexander IV.: gilt als schwacher Papst.
Lateinisches Kaiserreich Byzanz fällt 1261. Mit Michael VIII. beginnt letzte
Dynastie in Byzanz (Palaiologen). |
1265–1268 |
Nach
langer Sedisvakanz: Clemens IV., Witwer, ehemals
Kronjurist Ludwig IX.: kooperiert mit Frankreich, belehnt Karl I. Anjou, den
Bruder Ludwigs, mit Neapel-Sizilien, untersagt Belehnung eines
Kaiser mit Süden Italiens. |
1271–1276 |
Gregor X. (zur Zeit seiner Wahl
weder Priester noch Kardinal, gerade als Pilger im Hl. Land): fähiger Kopf.
1273 wird Rudolf v. Habsburg deutscher König. G. beruft Konzil (s. u!) ein.
Michael VIII. von Byzanz sucht Union mit Rom, um Expansionslust Karls I.
Anjou zu stoppen und neues lateinisches Kaisertum in Byzanz zu verhindern. |
1271–1291 |
Der
Venezianer Marco Polo in China |
1274 |
2. Konzil von Lyon (14): verkündet Union von Rom und Konstantinopel (v. Papst u. byz. Kaiser ausgehandelt). Wird
von griech. Volk u. Klerus abgelehnt. Konzil verordnet Papstwahl-Konklave (10
Tage nach Papst-Tod). |
1277–1280 |
Den
Kurzzeitpäpsten Innozenz V., Hadrian V., Johannes XXI. folgt Nikolaus III., der Karl I. Anjou eindämmt, die Union mit Byzanz
stärkt, für Einvernehmen zwischen Karl und Rudolf v. Habsburg sorgt. |
1281–1285 |
Martin IV., früher Kanzler
Ludwigs d. Hl.: ist Karl I. Anjou willfährig. Römer lehnen M. ab. Er versucht
nach „Sizilianischer Vesper“ 1282 (Aufstand geg. Franzosen) den Anjous
Sizilien zu retten, bannt Peter III. v. Aragon, der Sizilien will, ruft zum
Kreuzzug geg. ihn. Die Angriffslust Karls auf Byzanz unterstützt er durch
Bann Michaels VIII. |
1294–1303 |
Bonifaz VIII., habgierig,
herrschsüchtig, rät Vorgänger Cölestin V. (1294) zum Rücktritt, wird einstimmig gewählt,
hält C. in Haft, um Schisma zu vermeiden. B. will Papsttum geg. aufstrebende
Nationalstaaten behaupten und Schiedsrichter der Völker sein. Philipp IV.
d. Schöne (1285-1314) besteuert Klerus hoch. B. verbietet ihm das in
Bulle „Clericis laicos“, gibt dann aber nach. 1302 erlässt B. Bulle „Unam
sanctam“ (Weltherrschaft des Papstes auf Grund der Zweischwertertheorie:
Papst kann geistliche u. weltliche Vollmachten frei vergeben, Papstgehorsam
ist heilsnotwendig), von der sich erst Leo XIII. 1885 offiziell distanziert.
Philipp appelliert an Konzil, B. wird Opfer eines frz. Attentates in Anagni
u. stirbt bald darauf. Nachfolger Benedikt XI. (1303/04) muss in Perugia residieren. |
1300 |
Papst
ruft erstmals Jubiläumsjahr und Jubel-Ablass aus (später alle 50, ab 1475
alle 25 Jahre Jubiläumsjahr). |
1307 |
Erstes
katholisches Erzbistum in Peking |
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Judenvertreibungen: England 1290,
Frankreich 1306 (endgültig 1396, mit Ausnahmen). Die Pest (um 1350) wird
Juden angelastet, in Deutschland werden 350 jüd. Gemeinden durch Pogrome
vernichtet, Ostwanderung (seit Kreuzzügen) verstärkt sich. Aus Spanien werden
Juden, seit 1391 hart bekämpft, 1492 ausgewiesen, aus Portugal 1496 . |
1309–1376 |
Exil
in Avignon:
Sieben Päpste leben in A. unter Einfluss der frz. Krone, geschützt vor Wirren
in Italien. Ihnen wird üppige Hofhaltung u. maßlose Geldeintreibungspolitik
vorgeworfen. Clemens V. (1305-1314) gilt als
lasterhafter Verschwender u. Nepotist; erkennt Pauliner (streng
lebende Mönche) als Orden an. Johannes XXII. (1316-1334) hält Wahlversprechen der
Rom-Rückkehr nicht, verhindert Extreme im Armutsstreit d. Franziskaner. Sein
Kampf geg. Ludwig den Bayern (Absetzungserklärung etc.) schadet dem Papsttum
in Deutschland sehr. Man ruft nach Konzil, das über dem Papst steht
(Konziliarismus). Benedikt XII. (1334–1342)
verurteilt Eschatologie-Ansichten d. Vorgängers u. Sätze von Meister Eckhart.
Clemens VI. (1342–1352) schützt Juden; baut
Ablasslehre aus; in Rom regiert Cola di Rienzi. Innozenz VI. (1352–1362) |
14.
Jh. |
Große
Persönlichkeiten (die auch Situation d. Kirche kritisieren): Dante (+
1321), Petrarca (+ 1374), Bocaccio (+ 1375), Katharina v.
Siena (+ 1380 Rom), Birgitta v. Schweden (+ 1373 Rom), Meister
Eckhart (+ 1328 Avignon) Wilhelm v. Ockham (papstkritisch + 1349
München), Vinzenz Ferrer OP (Bußprediger, + 1419) |
1311–1314 |
Konzil von Vienne (15): Schwacher Papst suspendiert auf
Drängen Philipps d. Schönen den Orden der Templer, verurteilt die Templer aber
nicht als Häretiker! Philipp lässt Templer-Großmeister Jaques de Molays
dennoch 1314 als Häretiker verbrennen. Ordensbrüder folgen ihm. |
1348–1351 |
Pest wütet in Europa (25 Mio. Tote).
Juden werden der „Brunnenvergiftung“ beschuldigt und verfolgt. |
1355 |
Karl
IV. (+ 1378) aus dem Haus Luxemburg wird zum Kaiser gekrönt; seit 1346
Gegenkönig von Ludwig dem Bayern, deshalb „Pfaffenkönig“ genannt. Er wird
Prag zum Kulturzentrum machen. |
1368 |
Byz.
Kaiser Johannes V. trifft Urban
V.
(1362-1370, weilt vorübergehend in Rom) u. wird katholisch (folgenlos) |
1370
-1378 |
Gregor XI.: verlegt 1377
Papstresidenz wieder endgültig nach Rom (ab jetzt im Vatikan); verurteilt
(1378) Sätze von John Wiclif (z.B. Amtsträger in Kirche u. Staat
haben, solange sie in schwerer Sünde leben, keine Amtsvollmacht). |
1378–1417 |
Abendländisches
Schisma:
beginnt mit Papst-Doppelwahl von Urban VI. (Rom) u. Clemens VII.
(Avignon). Beide haben Nachfolger, das christliche Abendland zerfällt in zwei
Lager. So hält z.B. der hl. Bußprediger Vinzenz Ferrer zum Avignon-Papst, die
hl. Katharina v. Siena zum Papst in Rom. Häresien u. Aberglaube (Hexenwahn)
nehmen zu. Um Schisma zu beenden, setzen viele auf Konziliarismus
(Konzil steht über dem Papst). |
1402–1415 |
Jan Hus predigt in Prag John Wiclifs Lehren. Ab
1514 bilden sich trotz Kirchenverbot Kelchkommunion-Gemeinden. Religiöse
Anliegen u. national-tschechische Gefühle (gegen deutsche Prälaten) verbinden
sich. |
Vor
1405 |
Der
islamische Mongolen-Khan Timur vernichtet das einst blühende assyrisches
Christentum fast vollständig. |
1409 |
Konzil
in Pisa: Kardinäle beider Papst-Parteien wählen neuen Papst: Alexander V.,
dem bald Johannes XXIII. folgt. Da die alten Päpste nicht weichen,
gibt es nun drei Päpste. / Sizilien kommt wieder zu Aragon. |
1410–1437 |
Sigismund
von Ungarn, deutscher König, seit 1433 Kaiser, Sohn Karls IV. S. organisiert
Konzil von Konstanz. |
1415–1418 |
Konzil von Konstanz (16) erklärt im Dekret „Haec sancta
synodus“ Superiorität des Konzils über den Papst (Notfalls-Konziliarismus?),
setzt alle drei Päpste ab – Johannes XXIII versucht Konzil zu sprengen – und
wählt (in einem Konklave aus 26 Kardinälen und 30 Nationenvertretern) Martin V. |
1415 |
Jan Hus wird vom Konzil (ohne Zustimmung eines
Papstes) als Ketzer verurteilt und am 6.7. dem Feuertod übergeben. |
1417–1431 |
Martin V.: festigt
Kirchenstaat wieder, erlässt 5 Bullen zum Schutz d. Juden (geg.
Hasspredigten, Zwangstaufen). „Kelchgläubige“ und revolutionäre Böhmen (1.
Prager Fenstersturz 1419) wollen Sigismund als König Böhmens nur anerkennen,
wenn er die „vier Prager Artikel“ (Kelchfreiheit, Predigtfreiheit,
Priesterarmut, Bestrafung d. Todsünden) anerkennt. Die folgenden Hussiten-Kriege (bis1436)
erschrecken Deutschland u. Böhmen. |
1431 |
Jeanne
d´ Arc,
die 1429 Karl VII. zum frz. König krönte, wird von Engländern als Hexe verbrannt
(Hundertjähriger Krieg zwischen England und Frankreich um Krone von
Frankreich 1337/39–1453) |
1431–1447 |
Eugen IV.: ruft Konzil aus, liegt aber mit
Teilnehmern fortwährend im Kompetenzstreit (Konziliarismus), unterbricht es
und verlegt es zweimal (s.u.!). Rebellion in Rom zwingt E. für viele Jahre
nach Florenz. 1422 erobert Alfons V. von Aragon Neapel (Alfons I. von
Neapel). E. belehnt ihn. / Größter Gelehrter der Zeit: Nikolaus v. Kues
(Cusanus) |
1431–1433 |
Konzil von Basel (17).
Hussiten kommen 1433 und verhandeln
gleichberechtigt. Die „Basler Kompakten“, vom Papst nicht bestätigt, führen
zum Ende der Hussitenkriege. |
1438 |
Konzil
wird vom Papst nach Ferrara verlegt, wo er mit
allen Patriarchen des Ostens und dem Kaiser von Konstantinopel zu
Unionsverhandlungen zusammenkommt. (Basler Versammlung tagt weiter u. wählt
1939 Gegenpapst Felix V.) 1439 wird Konzil von Ferrara nach Florenz verlegt. Man einigt sich über Filioque
und Papstprimat. Albrecht
II. von Habsburg, seit 1437 durch Heirat König von Böhmen und Ungarn, wird
deutscher König. „Pragmatische
Sanktion von Bourges“: erneuert Wahlrecht der Kapitel u. Konvente in
Frankreich, beschränkt päpstliches Besetzungsrecht, bestätigt Konziliarismus
(Gallikanismus). |
1439 |
Union Rom –
Konstantinopel
wird
mit Dekret „Laetuntur coeli“ verkündet. Union mit Armeniern (1439) und Union mit Syrern (1442) folgen. Alle
Unionen sind politisch motiviert (Angst vor Türken). Union mit Byzanz hält
nicht (1472 widerrufen), andere Unionen auch nur teilweise (Unierte). |
1447–1455 |
Nikolaus V.: gebildet, tolerant,
bringt Renaissance nach Rom, macht abgetretenen Gegenpapst Felix V.
zum Kardinal, legt Basis für Vatikanische Bibliothek; Basler Konzil löst sich
auf. 1448: Türken siegen am Amselfeld. 1452: Letzte Kaiserkrönung in Rom:
Friedrich III.; N. bemüht sich vergebliche um Frieden im Hundertjährigen
Krieg; Verschwörung d. wirren Stefano Porcaro in Rom. Gemeinsame
abendländische Türkenabwehr wäre geboten, aber Fürsten denken nur noch
nationalstaatlich. |
1453 |
Fall von
Konstantinopel: Kaiser Konstantin XI.
fällt im Kampf, Türken richten Blutbad an, viele christl. Männer und Frauen
werden verschleppt und versklavt. Ende des Byzantinischen Reiches. |
1455–1458 |
Calixtus III., Borja: bringt
Borjas nach Rom, auch Rodrigo (Alexander VI.). 1456: Türken erobern
Griechenland (bei Belgrad werden sie besiegt), 1459 erobern sie aber Serbien
(1460 die Walachei, 1463 Bosnien). |
1458–1464 |
Pius II., Enea S. Piccolomini,
vor Wahl Lebemann mit zwei Kindern, dann sehr korrekt („Aeneam reiicite, Pium
recipite“): Humanist, gründet drei Universitäten, engagiert sich gegen
Sklavenhandel und Judenunterdrückung, will Sultan durch Brief zum Christentum
bekehren. |
1464–1471 |
Paul II.: hat eine Tochter,
gründet Kunstsammlungen und erste Buchdruckerei in Rom, geht gegen Academia
Romana (pflegt altrömische Autoren) vor, wofür ihn Humanisten scharf
kritisieren, initiiert röm. Karneval; bannt böhmischen König (Streit um
Kelchkommunion), ordnet ab 1470 Jubeljahr für alle 25 Jahre an. Kirchenreform
bleibt unerledigt. |
1471–1484
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Sixtus IV., de Rovere, vorher
Franziskanergeneral: unterlässt Kirchenreform, ist exzessiver Nepotist,
versucht Verwandtschaft durch Ablassverkauf, Ämterverkauf, hohe
Pfründensteuern zu finanzieren, kämpft mit den Orsini gegen die Colonna. Sein
gewissenloser Neffe Girolamo Riario verunsichert Italien. S. gerät wegen
Girolomo in blutigen Konflikt mit Lorenzo de Medici in Florenz
(Pazzi-Verschwörung). Kardinalskollegium verweltlicht total. S. fördert
Marienverehrung, seinen und andere Bettelorden, gilt als Erneuerer Roms:
Ponte Sisto, Museen, Sixtinische Kapelle, Vatikanische Bibliothek. Kastilien
und Aragon werden durch Hochzeit (Isabella u. Ferdinand II.) zum Königreich
Spanien. Türken bedrohen das Abendland, nationale Eigeninteressen verhindern
gemeinsame Abwehr. |
1478 |
Sixtus
IV. stimmt (gebeten vom spanischen Königspaar) der Einführung der Spanischen
Inquisition zu. Sie ist staatliche Einrichtung (bis 1810!), führt ca.
125.000 Prozesse durch, von denen 1.200 bis 2.000 mit Hinrichtungen enden
(die von Spanien-Gegnern kolportierte Zahl 30.000 gehört zur „Schwarzen
Legende“). Inquisition verhindert in ihrem Wirkungsbereich Hexenprozesse! |
1483
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Martin Luther wird in Eisleben
geboren (+ 1546). / Einweihung der Sixtinischen Kapelle in Rom |
1484–1492 |
Innozenz VIII.: kränklich, unentschieden; nimmt, um seine
Kinder zu verwöhnen, auch Geld vom Sultan (dafür verwahrt er dessen Geisel,
den türk. Prinzen Dschem); initiiert Türkenabwehr, beteiligt sich am
Baronenkrieg in Neapel geg. König Ferrante. Nach Fall Granadas erhält er von
Sultan Bajasid II. die „Heilige Lanze“ (vgl. Joh 19,34). |
1484 |
Hexenbulle „Summis desiderantes
affectibus“ erscheint (verlangt Ausforschung der Hexen, aber nicht deren
Tötung!). Sie u. der „Hexenhammer“ von Institoris (und Sprenger?) initiieren
die „Hexenprozesse“ nicht, aber fördern sie, die in den nächsten
Jahrhunderten ca. 50.000 Menschenleben fordern werden. |
1487 |
Aztekenreich:
Höhepunkt des Menschenopfer-Kultes. Allein bei der viertägigen Weihe des
Tempels für Kriegsgott Huitzilopochtli werden 20.000 Menschen getötet (Herz
wird aus lebendigem Körper geschnitten). |
1492 |
Fall
Granadas,
Vertreibung Hunderttausender Juden und Sarazenen / Entdeckung Amerikas
durch Kolumbus |
1492–1503 |
Alexander VI., Borja: begabt, aber
lasterhaft, privilegiert seine zehn (?) Kinder, z. B. den gewissenlosen
Cesare, der Kriegszüge gegen die Barone im Kirchenstaat führt, und Lucrezia
(mit zu Unrecht schlechtem Ruf. Sie gewährt Juden Asyl!). Viel Schlechtes ist
A. später (von Burkard unter Julius II.) angedichtet worden. A. zeigt auch
Reform-Ansätze, 1492 gewährt er den aus Spanien vertriebenen Juden Asyl, er
duldet Papstkritik – gegen Savonarola bringt ihn erst dessen
Frankreichpolitik auf –, setzt 1493 Kolonialgrenze zw. Spanien u. Portugal
fest, fördert strenge(!) Orden. |
1498 |
Hinrichtung
d. Dominikaners Giralomo Savonarola (Bußprediger in Florenz,
vernichtet „unsittliche“ Kunsterke, errichtet Theokratie-Demokratie,
kritisiert scharf die Medici u. Alexander VI., sieht im Franzosenkönig Karl
VIII. einen Gott-Gesandten) |
Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 / Zeittafel 1500 bis 1800 / Zeittafel von 1800 bis heute Diese
Zeittafeln wurden zusammengestellt von Karl
Veitschegger (erstmalig 1999/2000, seither laufend ergänzt) Kleine Kirchengeschichte (Jörg
Sieger) Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
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Referate, Skizzen ...“
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