Karl Veitschegger © 1999–2022


2000 Jahre Kirchen- u. Papstgeschichte II
Zeittafel 1000 bis 1500 n. Chr.
(wird laufend ergänzt)

Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 / Zeittafel 1500 bis 1800 / Zeittafel von 1800 bis heute

 

Rot: Bibel, Allgemeine Konzile

 

Grün: Ökumene-Daten

 

Blau: Päpste

 

 

1000

Stephan I. wird zum König v. Ungarn gekrönt (Krone von Silvester II. gesandt.). Ungarn wird christlich.

Island nimmt auf Beschluss des „Althing“ (Volksversammlung) das Christentum an. Schweden: König Olof Eriksson (vom engl. Missionsbischof Sigfrid? getauft) setzt sich aktiv für das Christentum ein.

um 1000

Beginn der Romanik / Romuald (+ 1027) gründet Kamaldulenser (OSBCam, ECMC), gefördert v. Petrus Damiani (1007–1072)

1008–1013

Christen- und Judenverfolgung in Ägypten unter Kalif Al-Hakim, der insgesamt 30.000 Kirchen zerstören lässt, auch viele Klöster und Kirchen in Palästina, 1009 auch die Grabeskirche. (Er provoziert damit auch die späteren Kreuzzüge.)

1012–1024

Benedikt VIII., Tusculaner: konsolidiert Kirchenstaat, erficht mit Genua u. Pisa Seesieg über Sarazenen, arbeitet geg. byzant. Herrschaft in Unteritalien. Krönt Heinrich II. u. Kunigunde zu Kaiser u. Kaiserin. Heinrich (Cluny-Anhänger) erinnert B. an geistliche Pflichten (Synoden). Erstmals wird Priester-Ehe (als Konkubinat verstanden) bei Strafe der Absetzung verboten (nicht erfolgreich). Credo (mit Filioque) kommt in Sonntagsmesse.

1012

Jüdische Gemeinde in Mainz erhält von Heinrich II. Befehl: Taufe oder Auswanderung! Einzige bekannte Judenverfolgung in Deutschland vor Kreuzzugszeit. Möglicher Grund: Konversion des Diakons Wezelin (Bekannter Heinrichs) zum Judentum. (Vertriebene dürfen 1013 wieder zurückkehren.)

1014

Heinrich II. (+ 1024) und Kunigunde werden zu Kaiser und Kaiserin gekrönt.

1015 

König Olaf von Norwegen wird in Rouen (Normandie) getauft, nötigt in der Folge seinem Volk Christentum auf.

1024–1032

Johannes XIX., Tusculaner: simonistisch Nachfolger seines Bruders B. geworden, empfängt unkanonisch alle Weihen an einem Tag, behält auch weltliche Herrschaft Roms (Consul, Dux u. Senator), geldgierig, ohne Interesse an Kirchenreform. Krönt den Salier Konrad II. (1024–1039) zum Kaiser. Nachwelt schreibt J. zusätzlich Böses zu.

1033(?)–1045
und 1047/48

Benedikt IX., Tusculaner: wenig papstwürdig, wahrt Einvernehmen mit Konrad II., wird 1044 aus Rom vertrieben; Gegenpapst: Silvester III.; B. verkauft 1045 seinem Taufpaten (Gregor VI.) Papstwürde; tritt nach Clemens II. (1046/47, Kaiserkrönung Heinrich III.) nochmals kurz als Papst auf, wird 1048 endgültig vertrieben, stirbt 1055.

1040

Gottesfriedensbewegung beginnt in Cluny. Klerus fordert Einschränkung eigenmächtiger Gewaltanwendung: „Pax“ (Schutz für Klerus, Ackerbauern, Frauen, Reisende) und „Treuga Dei“ (Waffenruhe zu bestimmten Zeiten, Kampf nur an 90 Tagen des Jahres möglich). Bei Verletzung droht Kirchenbann.

1045/46

Gregor VI.: kauft Papstwürde von Benedikt IX., um Papsttum zu sanieren. Cluny lobt seinen Reformeifer. Doch G. wird von Heinrich III. abgesetzt und nach Köln verbannt, begleitet von Hildebrand (Gregor VII.).

1046

Heinrich III. setzt auf Synode in Rom u. Sutri die drei Päpste (Gregor VI., Silvester III., Benedikt IX.) ab, fühlt sich als Herr d. Kirche. Die folgenden vier Reform-Päpste werden unter seinem Einfluss stehen.

1049–1054

Nach Clemens II. (1046/47, blieb zugleich Bischof von Bamberg!) u. Damasus II. (1048) wird Leo IX., Cousin Heinrichs III., von Reichssynode in Worms zum Papst gewählt: besteht auf Bestätigung durch Römer, betritt betend u. barfuß Rom, kaisertreu und für Kirchenreform, gegen Priester-Ehe, Simonie (Käuflichkeit geistlicher Ämter), Laieninvestitur (Übertragung geistlicher Ämter durch weltliche Herrscher). Priesterfrauen werden „Hörige“ (Arbeitskräfte der Kirche). L. reformiert Kardinalskollegium. Vom Kaiser zum Reichsvikar ernannt, zieht L. gegen die Normannen, die ihn besiegen und gefangen setzen. Normannen beginnen Staatsgründung in Süditalien. Ein Normannen-Abwehr-Bündnis zwischen Rom und Byzanz wird von Patriarch Michael Kerrularios, der den Einfluss des Papsttums fürchtet, abgelehnt. Papst will in Süditalien römische Liturgie durchsetzen. Der Patriarch lässt seinerseits in Konstantinopel lateinische Kirchen und Klöster schließen und verurteilt römische Bräuche (ungesäuerte Hostien, Zölibat etc.).

Petrus Damiani (+ 1072): „Liber Gomorrhianus“ über Misstände im Klerus. / Berengar von Tour: Abendmahl-Häresie (Brot und Wein sind nur Symbole für Leib und Blut Christi), von Leo IX. auf Synode v. Vercelli 1050 verurteilt.

1049–1109

Abt Hugo von Cluny: organisiert die von Cluny abhängigen Klöster in Europa durch, vermittelt oft zwischen Papst und Kaiser im Investiturstreit.

1054

„Schisma“ mit Ostkirche: Die Fronten zwischen Byzanz und Rom sind verhärtet. Papst-Legat Humbert von Silva Candida bannt Patriarch Michael Kerrularios v. Konstantinopel (u. umgekehrt). Leo IX. ist zu diesem Zeitpunkt schon tot! Erst in viel späterer Zeit wird das Jahr 1054 zum Datum des großen Schismas hochstilisiert.

1055–1058

Reformpäpste Victor II., Stephan IX., Zwischenspiel Benedikt X. (Graf von Tusculum)

1059–1062

Nikolaus II.: bestimmt 1059 freie Papstwahl durch Kardinäle. Klerus u. Volk von Rom (= der einflussreiche Adel) dürfen nur akklamieren. N. belehnt Normannen mit Herzogtum Apulien, Kalabrien und Sizilien. Diese erkennen seine Lehenshoheit an und beenden Herrschaft der Byzantiner in Unteritalien.

1061–1073

Alexander II.: Normannen beenden Araber-Herrschaft in Sizilien. / Wilhelm I. der Eroberer beginnt 1066 England zu erobern. / 1071 erleidet Byzanz erste große Niederlage geg. Seldschuken. Byzanz sucht Hilfe im Westen.

1073–1085

Gregor VII. (Hildebrand): „Gregorianische Reform“: Fastensynoden 1074/75: Verbot von Laieninvestitur, Priester-Ehe, Simonie. „Dictatus Papae“ (Papst ist oberster sichtbarer Herr der Christenheit, darf auch Könige absetzen): „alle Reiche sind Lehen des Petrus“. G. verbietet Teilnahme an Messen verheirateter Priester, verweist Priesterfrauen in Stand der „Hörigkeit“, wird unterstützt von Volksbewegung (Pataria in Mailand). Investiturstreit: G. kämpft für Freiheit d. Kirche, bannt zweimal König Heinrich IV., der sich – in Deutschland haben Bischöfe u. Äbte auch hohe weltliche Ämter – das Recht d. Bischofs- u. Abtbestellung erhalten will. Folgen des Streites: Gegenkönig (Rudolf v. Schwaben), Gegenpapst (Clemens III.) G. muss in Engelsburg fliehen, helfende Normannen plündern 1084 Rom, G. stirbt in Salerno: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst, darum sterbe ich in der Verbannung“.

1077

„Canossagang“: Heinrich IV. büßt vor Gregor VII. in Canossa und wird vom Bann gelöst (List Heinrichs?).

1085

Bruno von Köln gründet Orden der Karthäuser (OCart)

1088–1099

Auf Victor III. (1086/87) folgt Urban II. (früher Prior in Cluny): verficht Gregorianische Reform, im Konflikt mit Heinrich IV., der an Gegenpapst festhält. U. akzeptiert Staatskirchentum d. Normannen in England, Unteritalien und Sizilien. 1095 verbietet Synode v. Clermont Geistlichen den Lehenseid, U. ruft zum Kreuzzug auf (auf Bitte d. byz. Kaisers, der Hilfe geg. Seldschuken-Sultan sucht). Der religiöse Wunsch, das Grab Christi von Muslimen zu befreien (seit 1056 wird europäischen Pilgern Zutritt verweigert), ritterliche Ideale u. soziale Faktoren ermöglichen die gesamtabendländische Kreuzzugsbewegung. Seit 1088 erstrebt U. Union mit Byzanz. Die Union von Bari (1098) bleibt erfolglos.

1096–1099

1. Kreuzzug (Hochadelige Führung: Robert v. Normandie, Gottfried v. Bouillon, Raimund v. Toulouse); Kreuzritter ziehen über Byzanz, erobern 1099 Jerusalem (Blutbad unter Muslimen) und gründen Königreich Jerusalem (1099 bis 1291, 1.Regent: Gottfried von Bouillon) mit 4 Grafschaften: Edessa, Antiochia, Tripolis, Tiberias. Im Vorfeld des Kreuzzugs verüben irreguläre Banden (um Peter v. Amiens) Massaker an Juden (Nordfrankreich, Rheinland) im Widerspruch zur Position der Päpste seit Gregor d. Gr. (Verbot der Gewalt gegen Juden!)

1098

Robert von Molesme gründet Reformorden der Zisterzienser (OCist)

11./12. Jh.

Frühscholastik: Anselm v. Canterbury (1033-1109), der „Vater der Scholastik“ (fides quaerens intellectum); Petrus Abaelard (1079-1142), Schöpfer der dialektischen Methode (Sic et non)

1099–1118

Paschalis II., Cluny-Mönch: Investiturstreit mit Heinrich V.; aber gute Investitur-Lösungen für England u. Frankreich; Heinrich V. erzwingt vom Papst Investiturrecht, Bann-Verzicht u. Kaiserkrönung. P. widerruft später, Synoden bannen Heinrich (Gegenpapst krönt ihn feierlich); Nachfolger Gelasius stirbt 1119 in Cluny (Investiturstreit-Opfer).

1115

Bernhard v. Clairvaux, der Erneuerer der Zisterzienser, gründet das Kloster Clairvaux.

1119–1124

Calixtus II., aus Burgund: in Cluny gewählt, politisch begabt (s.u.!), erlässt Schutzbulle für Juden.

1122

Wormser Konkordat (Pactum Calixtum): Ende d. Investiturstreites. Die (von Ivo v. Chartres erarbeitete) Unterscheidung zwischen Temporalia (Zeitliches) und Spiritualia (Geistliches) bei der Besetzung geistlicher Ämter ermöglicht Kompromiss zwischen Reich u. Kirche; Freiheit der Kirche und Königsrecht werden garantiert.

1123

1. Laterankonzil (9), erstes allgemeines Konzil im Westen: bestätigt Wormser Konkordat und Gregorianische Reform, fordert Einhaltung des Gottesfriedens, sichert Kreuzfahrern Ablass und Schutz für Besitz und Familie zu.

1124–1130

Honorius II.: Mit dem Tod Heinrichs V. (1125) erlischt das salische Kaiserhaus.

1130–1143

Innozenz II., Cluny-Mönch: unklare Wahl; einige Kardinäle wählen Gegenpapst Anaklet (+1138); I. muss mehrmals fliehen, Verhältnis zu Lothar III., den er zum Kaiser krönt. I., ist wechselhaft. I. festigt Sizilien und Süditalien als päpstliche Lehen (de iure bis 1860!)

1139

2. Laterankonzil (10): beendet Anaklet-Schisma, bannt Anaklet-Anhänger, bestätigt Gregorianische Reform, setzt sich für Gottesfrieden ein, verbietet „Wucher“ (Zins), Turnier u. Armbrust (zu gefährliche Waffe), erklärt Kleriker-Ehen (ab Subdiakon) für ungültig, bestätigt Bischofswahlrecht der Domkapitel (geg. Herrscher), erteilt Arnaldo da Brescia (Augustinerchorherr, + 1155), der vom Klerus Leben in Armut und Bettel fordert, Predigtverbot.

1143–1153

Coelestin II., Lucius II., Eugen III.: Politische Unruhen in Rom; Arnaldo v. Brescia predigt gegen weltliche Herrschaft der Päpste; päpstlicher Stadtpräfekt lässt A. hinrichten. Auch Bernhard v. Clairvaux kritisiert Machtentfaltung des Papsttums.

12. Jh. 

Ritterorden, die Mönchs- und Ritterideal verbinden, entstehen: Johanniter, Templer, Deutscher Orden. / Aus beschaulichen Mönchen in Palästina werden Karmeliter (ab 1247 Bettelorden, OCarm).

1147–1149

2. Kreuzzug, stark beworben von Bernhard v. Clairvaux; Teilnehmer: Heere von König Konrad III. (Teil der Kreuzritter kämpft gegen Wenden und Slawen; große Verluste in Kleinasien) und von Ludwig VII. von Frankreich und Roger II. v. Sizilien; im Hl. Land bleibt das vereinigte, aber unter sich streitende Kreuzheer erfolglos. In Europa kommt es wieder zu blutigen Judenverfolgungen (Verleumdungen: Hostienfrevel, Brunnenvergiftung)

um 1150

Beginn der Gotik (dauert bis ca. 1450)

1152–1190

Friedrich I. Barbarossa deutscher König

1154–1159

Hadrian IV. (Nachfolger von Anastasius IV.) einziger engl. Papst: baut geistliche und weltliche Papstmacht aus, provoziert damit Friedrich Barbarossa (Reichsbischöfe stehen hinter König). Im Konflikt mit Normannen in Unteritalien braucht er zwischenzeitlich F. und krönt ihn zum Kaiser. 1155 gelingt Friedensvertrag mit Normannen. Ob der Papst den engl. König Heinrich II. ermuntert hat, Irland zu erobern, ist umstritten.

1159–1181

Alexander III., schon als Legat Hadrians IV. im Konflikt mit Friedrich Barbarossa: unruhiges Pontifikat, A. kann nur 2 Jahre in Rom leben; Streit zw. papstfreundlichen u. kaiserfreundlichen Kardinälen. Kaiser stellt sich 1160 auf Synode von Pavia hinter Gegenpapst Viktor IV. (drei Nachfolger). Streit zwischen Kaiser u. Papst (lombardische Städte unterstützen A.; benennen Festung Allessandria nach ihm) endet 1177 im Frieden von Venedig (Bannaufhebung nach 17 Jahren). Nach der Zerstörung Mailands kommen 1164 die „Reliquien der hl. drei Könige“ nach Köln (kaisertreuer Erzbischof Reinald von Dassel).

1170

Heinrich II. v. England lässt Erzbischof Thomas Becket, der Freiheit der Kirche vom Herrscher fordert, ermorden.

um 1175

Petrus Valdus gründet die „Armen von Lyon“ (Waldenser), wird 1184 exkommuniziert.

1179

3. Laterankonzil (11): legt Zweidrittelmehrheit für Papstwahl u. Mindestalter für Bischöfe (30 J.) fest, verurteilt Pfründenanhäufung, verbietet Juden u. Muslimen die Haltung christlicher Sklaven, bannt die Katharer (sind leib- und materiefeindlich, geg. Geschlechtsverkehr, Fleischgenuss, Arbeit, Eid, Militärdienst), empfiehlt (auf Drängen des franz. und engl. Königs) weltlichen Herren Waffeneinsatz geg. Häretiker und gewährt dafür Ablass. Häresien (z. B. Ehe- u. Eidverbot) gelten in dieser Zeit als Angriff auf Grundfesten der Gesellschaft und wurden daher auch von weltlichen Autoritäten bekämpft. Waldenser werden angehört, noch nicht verurteilt, ihre Predigt soll kontrolliert werden.

1181

Die Maronitische Kirche im Nahen Osten bestätigt ihre Gemeinschaft mit Rom.

1181–1185

Lucius III.: kann sich nur kurz im aufrührerischen Rom halten; L. will Frieden mit Kaiser, obwohl er dessen Gegner im Streit um die Bischofsnachfolge in Trier ist. Kaiser bekämpft in Norditalien Häretiker als Reichsfeinde.

1182

Massaker an lateinischen Christen in Konstantinopel

1185 -1187

Urban III.: residiert wegen röm. Wirren in Verona; weiht geg. Abmachung mit Kaiser einen nichtkaiserl. Kandidaten zum Trierer Erzbischof. Kaisersohn Heinrich (VI.), Mann der Konstanze v. Sizilien, besetzt darauf Kirchenstaat. Die deutschen Bischöfe stehen hinter Kaiser.

1187

Saladin, der die muslimischen Kräfte neu konzentriert, besiegt in Hattin (Galiläa) Kreuzritter; Ende d. Königreichs v. Jerusalem. Gregor VIII. (1187) will Frieden mit Staufern und neuen Kreuzzug.

1187–1191

Clemens III.: Papst und römischer Senat erkennen einander an, Papst kann wieder in Rom residieren. Heinrich VI. gibt Kirchenstaat zurück (C. muss Kaiserkrönung versprechen). Richard Löwenherz wird engl. König (+ 1199).

1189 -1192

3. Kreuzzug, geführt von Friedrich Barbarossa (ertrinkt 1190 nach Sieg bei Ikonion); Könige Philipp II., August von Frankreich und Richard Löwenherz von England erobern 1191 Akkon, Jerusalem bleibt muslimisch. Ergebnis: Waffenstillstand mit Saladin, freier Zutritt der Pilger zum Grab Christi, reger Kulturaustausch. 

1191- 1198

Cölestin III.: krönt Heinrich VI. zum Kaiser; Konflikte um Sizilien. H. wird König der Normannen, herrscht dort despotisch (+ 1197). C. lehnt Einheit von Sizilien und Reich ab (fürchtet Umklammerung des Kirchenstaates).

1196–1227

Dschingis-Khan (an seinem Hof leben auch Christen) unterwirft weite Teile Asiens, für Abendland „Geißel Gottes“.

1197

Union der Armenier mit Rom (unglücklich verlaufen, Latinisierungen, 1361 offiziell zurückgenommen)

1198–1216

Innozenz III.: Asket, mit ihm ist mittelalterliche Papstmacht am Höhepunkt. I. lehrt, Christus habe Petrus zum sichtbaren Herrn der Christenheit u. der ganzen Welt gemacht. Papstthron wird zum politischen Zentrum Europas. Sizilien, England u. Portugal sind lehensabhängig. Papst übergibt Albert v. Bremen 1199 Livland zur Eroberung. Papstfreundliche Fürsten werden Guelfen, kaiserfreundliche Ghibellinen genannt. In der Kaiserfrage war I. zuerst für Otto IV., dann für Friedrich II. (Kaiserkrönung 1120). Er legitimiert weltliche Gewaltanwendung gegen Häretiker (Albigenserkriege), unterstützt harte Häretikergesetze des Kaisers in Oberitalien.

1202–1204

4. Kreuzzug: Kreuzzug Heinrichs VI. (seit 1194 König v. Sizilien). Kreuzheer (vom byz. Prinzen Alexios im Thronstreit um Hilfe gerufen) erobert und plündert 1204 Konstantinopel. Das entspricht den Interessen Venedigs (Dandolo) u. des Kaisers (Sizilien-Politik), während viele Kreuzritter dagegen sind. Auch Papst ist empört, als er von Eroberung erfährt, sieht aber später darin eine „Strafe Gottes“ für die schismatischen Griechen. Lateinisches Kaisertum (1204-1261) entsteht in Byzanz (Balduin I. von Flandern). Das Kreuzheer erreicht das Hl. Land nie.

1204–1235

Union der Kirche Bulgariens mit Rom (durch Kreuzzugsgeschehen)

1208

Papst verhängt Interdikt („Kirchenstreik“) gegen England und bannt 1209 König Johann ohne Land. Dieser unterwirft sich 1213 dem Papst und erklärt England zum Lehen des Papstes.

1209

Franz v. Assisi (1182-1226) gründet seine Armutsbewegung (OFM, Franziskaner) / Papst krönt Otto IV. zum Kaiser u. bannt ihn bereits 1210. So hält er ihn von Sizilien ab. Papst fürchtet Einheit von Sizilien u. Reich (Umklammerung des Kirchenstaates) / Beginn der Kriege geg. Albigenser (= Katharer, Armutsbewegung in Südfrankreich u. Italien, nachweislich seit 1143 Köln, erlischt im 14.Jh)

1211

Kinderkreuzzug beginnt (vom Papst abgelehnt!). / Kampf gegen Islam-Herrschaft in Spanien beginnt (1212: Kastilien, Aragon und Navarra besiegen Muslime).

1212–1250

Friedrich II., deutscher König (früh Waise, Innozenz III. ist Vormund): von Fürsten zum König gewählt (da Otto IV. im Bann!), erkennt Kirchenstaat an (Goldbulle von Eger 1213), verzichtet auf Bischofswahl, tritt Sizilien an Sohn Heinrich ab, umgeht aber die mit der Kurie ausgemachte Unvereinbarkeit von Sizilien u. Reich, als er Sohn Heinrich (VII.) mit Hilfe geistl. Fürsten, denen er Privilegien einräumt, zum deutschen König wählen lässt. Setzt ihn später wieder ab. Macht Sizilien zum zentralistischen Staat, fördert Wissenschaft u. Poesie. Dauerkonflikt mit Papsttum.

1215

4. Laterankonzil (12) Papst lädt alle Bischöfe (Morgen- u. Abendland) ein. 1200 Bischöfe u. Äbte aus dem Westen kommen: Konzil verurteilt Katharer-Doktrin, lehrt geg. Berengar von Tour Transsubstantiation (Brot und Wein werden in der Messe wahrhaft Leib u. Blut Christi), verwirft Trinitätslehre d. Joachim v. Fiore, verpflichtet zu Osterbeichte u. -kommunion, verordnet Sonderkleidung für Muslime u. Juden (wie im Islam schon vorher üblich), gewährt Kreuzrittern vollen Ablass, verpflichtet Fürsten zur Häresie-Bekämpfung. / „Magna Charta Libertatum“ in England (Papst erklärt sie für ungültig) / Dominikus (1170-1221) gründet Bettelorden der Prediger (OP, Dominikaner).

1216 -1227

Honorius III.: engagiert sich in Kreuzzugorganisation; tritt für humane Ostseeländer-Mission ein; bestätigt die neuen Orden: Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter. 1219: Kreuzfahrer erobern Damiette (Ägypten) für 2 Jahre.

13. Jh.

Universitäten entstehen: Paris, Bologna, Padua, Neapel, Oxford, Cambridge, Salamanca.

1226–1270

Ludwig IX. der Heilige regiert als König von Frankreich (vorher sieben J. Mutter für ihn): moralische Autorität seiner Zeit, fördert unabhängige Justiz, Kirchenreform u. Bettelorden, verbietet gerichtlichen Zweikampf, führt Kreuzzüge (1248–54 und 1270, wobei er stirbt), gilt als „ungekrönter Kaiser“, hält sich klug aus Kaiser-Papst-Konflikt heraus.

1226

Franz v. Assisi stirbt. / Friedrich II. überlässt dem Deutschen Orden Eroberung Preußens.

1227–1241

Gregor IX.: bannt 1227 Friedrich II., weil er den schon 1215 versprochenen Kreuzzug abbricht (Grund: Seuche); F. macht als Gebannter erneut Kreuzzug, gewinnt 1229 kampflos Jerusalem (Vertrag mit Sultan), krönt sich selbst zum König v. Jerusalem, wird 1229 vom Bann befreit. 1230: Friede zwischen G. und Kaiser. 1229:Ende der Albigenserkriege (Friede v. Paris). 1231: Elisabeth v. Thüringen stirbt. G. errichtet 1232 die Inquisition, übernimmt 1234 Ketzergesetze d. Kaisers ins Kirchenrecht (Konkurrenz zum Kaiser?), legitimiert so auch die Todesstrafe für Häretiker, anerkennt 1234 den Orden der Mercedarier (kaufen christl. Sklaven aus muslim. Hand frei). 1239: G. bannt Kaiser (G. steht auf Seite der lombardischen Städte geg. Kaiser), G. und Friedrich schreiben gegeneinander apokalyptische Manifeste. G. lässt erstmals für Europa Kreuzzug predigen (Litauen).1241: Mongoleneinfall in Europa.

1241–1254

Auf Kurzzeitpapst Cölestin IV. folgt Innozenz IV.: Jurist u. Machtpolitiker; Kampf mit Kaiser, „flieht“ nach Lyon, verlangt von Ludwig IX. Talmud-Verbrennung; Konzil in Lyon setzt Friedrich II. ab, daraufhin werden Gegenkönige gewählt, Parma fällt ab. 1250 stirbt der Kaiser in Zisterzienser-Kutte (Lieblingsorden), Nachfolger Friedrichs ist Konrad IV. (1250-1254). Papst kehrt 1251 nach Italien zurück. 1252 erlaubt I. der Inquisition die Folter. 

1244

Ende des Königreichs Jerusalem

1245

1. Konzil von Lyon (13): Papst nennt „fünf Wunden der Kirche“: Missstände im Klerus, Verlust Jerusalems, Lage d. lat. Kaisertums in Byzanz, Mongoleneinfall u. Friedrich II., den das Konzil für abgesetzt erklärt.

13. Jh.

Scholastik: Theologen verbinden Glauben u. Denken, Bibel u. Aristoteles: Albertus Magnus (+ 1280), Dominikaner, Naturforscher, ist Lehrer des Dominikaners Thomas v. Aquin (1225–1274). Dieser betont den Intellekt u. wird einflussreichster kath. Theologe des Jahrtausends. Die Franziskaner Bonaventura (1218–1274) u. Johannes Duns Scotus (+ 1308) betonen Willen und Liebe stärker als Intellekt. Roger Bacon (+ 1292), auch Franziskaner, ist Vorläufer des Empirismus u. der modernen Naturwissenschaft (induktive Methode).

1254–1261

Alexander IV.: gilt als schwacher Papst. Lateinisches Kaiserreich Byzanz fällt 1261. Mit Michael VIII. beginnt letzte Dynastie in Byzanz (Palaiologen). 

1265–1268

Nach langer Sedisvakanz: Clemens IV., Witwer, ehemals Kronjurist Ludwig IX.: kooperiert mit Frankreich, belehnt Karl I. Anjou, den Bruder Ludwigs, mit Neapel-Sizilien, untersagt Belehnung eines Kaiser mit Süden Italiens.

1271–1276

Gregor X. (zur Zeit seiner Wahl weder Priester noch Kardinal, gerade als Pilger im Hl. Land): fähiger Kopf. 1273 wird Rudolf v. Habsburg deutscher König. G. beruft Konzil (s. u!) ein. Michael VIII. von Byzanz sucht Union mit Rom, um Expansionslust Karls I. Anjou zu stoppen und neues lateinisches Kaisertum in Byzanz zu verhindern.

1271–1291

Der Venezianer Marco Polo in China 

1274

2. Konzil von Lyon (14): verkündet Union von Rom und Konstantinopel (v. Papst u. byz. Kaiser ausgehandelt). Wird von griech. Volk u. Klerus abgelehnt. Konzil verordnet Papstwahl-Konklave (10 Tage nach Papst-Tod).

1277–1280

Den Kurzzeitpäpsten Innozenz V., Hadrian V., Johannes XXI. folgt Nikolaus III., der Karl I. Anjou eindämmt, die Union mit Byzanz stärkt, für Einvernehmen zwischen Karl und Rudolf v. Habsburg sorgt.

1281–1285

Martin IV., früher Kanzler Ludwigs d. Hl.: ist Karl I. Anjou willfährig. Römer lehnen M. ab. Er versucht nach „Sizilianischer Vesper“ 1282 (Aufstand geg. Franzosen) den Anjous Sizilien zu retten, bannt Peter III. v. Aragon, der Sizilien will, ruft zum Kreuzzug geg. ihn. Die Angriffslust Karls auf Byzanz unterstützt er durch Bann Michaels VIII.

1294–1303

Bonifaz VIII., habgierig, herrschsüchtig, rät Vorgänger Cölestin V. (1294) zum Rücktritt, wird einstimmig gewählt, hält C. in Haft, um Schisma zu vermeiden. B. will Papsttum geg. aufstrebende Nationalstaaten behaupten und Schiedsrichter der Völker sein. Philipp IV. d. Schöne (1285-1314) besteuert Klerus hoch. B. verbietet ihm das in Bulle „Clericis laicos“, gibt dann aber nach. 1302 erlässt B. Bulle „Unam sanctam“ (Weltherrschaft des Papstes auf Grund der Zweischwertertheorie: Papst kann geistliche u. weltliche Vollmachten frei vergeben, Papstgehorsam ist heilsnotwendig), von der sich erst Leo XIII. 1885 offiziell distanziert. Philipp appelliert an Konzil, B. wird Opfer eines frz. Attentates in Anagni u. stirbt bald darauf. Nachfolger Benedikt XI. (1303/04) muss in Perugia residieren.

1300

Papst ruft erstmals Jubiläumsjahr und Jubel-Ablass aus (später alle 50, ab 1475 alle 25 Jahre Jubiläumsjahr).

1307

Erstes katholisches Erzbistum in Peking

 

Judenvertreibungen: England 1290, Frankreich 1306 (endgültig 1396, mit Ausnahmen). Die Pest (um 1350) wird Juden angelastet, in Deutschland werden 350 jüd. Gemeinden durch Pogrome vernichtet, Ostwanderung (seit Kreuzzügen) verstärkt sich. Aus Spanien werden Juden, seit 1391 hart bekämpft, 1492 ausgewiesen, aus Portugal 1496 .

1309–1376

Exil in Avignon: Sieben Päpste leben in A. unter Einfluss der frz. Krone, geschützt vor Wirren in Italien. Ihnen wird üppige Hofhaltung u. maßlose Geldeintreibungspolitik vorgeworfen. Clemens V. (1305-1314) gilt als lasterhafter Verschwender u. Nepotist; erkennt Pauliner (streng lebende Mönche) als Orden an. Johannes XXII. (1316-1334) hält Wahlversprechen der Rom-Rückkehr nicht, verhindert Extreme im Armutsstreit d. Franziskaner. Sein Kampf geg. Ludwig den Bayern (Absetzungserklärung etc.) schadet dem Papsttum in Deutschland sehr. Man ruft nach Konzil, das über dem Papst steht (Konziliarismus). Benedikt XII. (1334–1342) verurteilt Eschatologie-Ansichten d. Vorgängers u. Sätze von Meister Eckhart. Clemens VI. (1342–1352) schützt Juden; baut Ablasslehre aus; in Rom regiert Cola di Rienzi. Innozenz VI. (1352–1362)

14. Jh.

Große Persönlichkeiten (die auch Situation d. Kirche kritisieren): Dante (+ 1321), Petrarca (+ 1374), Bocaccio (+ 1375), Katharina v. Siena (+ 1380 Rom), Birgitta v. Schweden (+ 1373 Rom), Meister Eckhart (+ 1328 Avignon) Wilhelm v. Ockham (papstkritisch + 1349 München), Vinzenz Ferrer OP (Bußprediger, + 1419)

1311–1314

Konzil von Vienne (15): Schwacher Papst suspendiert auf Drängen Philipps d. Schönen den Orden der Templer, verurteilt die Templer aber nicht als Häretiker! Philipp lässt Templer-Großmeister Jaques de Molays dennoch 1314 als Häretiker verbrennen. Ordensbrüder folgen ihm.

1348–1351

Pest wütet in Europa (25 Mio. Tote). Juden werden der „Brunnenvergiftung“ beschuldigt und verfolgt.

1355

Karl IV. (+ 1378) aus dem Haus Luxemburg wird zum Kaiser gekrönt; seit 1346 Gegenkönig von Ludwig dem Bayern, deshalb „Pfaffenkönig“ genannt. Er wird Prag zum Kulturzentrum machen.

1368

Byz. Kaiser Johannes V. trifft Urban V. (1362-1370, weilt vorübergehend in Rom) u. wird katholisch (folgenlos)

1370 -1378

Gregor XI.: verlegt 1377 Papstresidenz wieder endgültig nach Rom (ab jetzt im Vatikan); verurteilt (1378) Sätze von John Wiclif (z.B. Amtsträger in Kirche u. Staat haben, solange sie in schwerer Sünde leben, keine Amtsvollmacht).

1378–1417

Abendländisches Schisma: beginnt mit Papst-Doppelwahl von Urban VI. (Rom) u. Clemens VII. (Avignon). Beide haben Nachfolger, das christliche Abendland zerfällt in zwei Lager. So hält z.B. der hl. Bußprediger Vinzenz Ferrer zum Avignon-Papst, die hl. Katharina v. Siena zum Papst in Rom. Häresien u. Aberglaube (Hexenwahn) nehmen zu. Um Schisma zu beenden, setzen viele auf Konziliarismus (Konzil steht über dem Papst). 

1402–1415

Jan Hus predigt in Prag John Wiclifs Lehren. Ab 1514 bilden sich trotz Kirchenverbot Kelchkommunion-Gemeinden. Religiöse Anliegen u. national-tschechische Gefühle (gegen deutsche Prälaten) verbinden sich.

Vor 1405

Der islamische Mongolen-Khan Timur vernichtet das einst blühende assyrisches Christentum fast vollständig.

1409

Konzil in Pisa: Kardinäle beider Papst-Parteien wählen neuen Papst: Alexander V., dem bald Johannes XXIII. folgt. Da die alten Päpste nicht weichen, gibt es nun drei Päpste. / Sizilien kommt wieder zu Aragon.

1410–1437

Sigismund von Ungarn, deutscher König, seit 1433 Kaiser, Sohn Karls IV. S. organisiert Konzil von Konstanz.

1415–1418

Konzil von Konstanz (16) erklärt im Dekret „Haec sancta synodus“ Superiorität des Konzils über den Papst (Notfalls-Konziliarismus?), setzt alle drei Päpste ab – Johannes XXIII versucht Konzil zu sprengen – und wählt (in einem Konklave aus 26 Kardinälen und 30 Nationenvertretern) Martin V.

1415

Jan Hus wird vom Konzil (ohne Zustimmung eines Papstes) als Ketzer verurteilt und am 6.7. dem Feuertod übergeben.

1417–1431

Martin V.: festigt Kirchenstaat wieder, erlässt 5 Bullen zum Schutz d. Juden (geg. Hasspredigten, Zwangstaufen). „Kelchgläubige“ und revolutionäre Böhmen (1. Prager Fenstersturz 1419) wollen Sigismund als König Böhmens nur anerkennen, wenn er die „vier Prager Artikel“ (Kelchfreiheit, Predigtfreiheit, Priesterarmut, Bestrafung d. Todsünden) anerkennt. Die folgenden Hussiten-Kriege (bis1436) erschrecken Deutschland u. Böhmen.

1431

Jeanne d´ Arc, die 1429 Karl VII. zum frz. König krönte, wird von Engländern als Hexe verbrannt (Hundertjähriger Krieg zwischen England und Frankreich um Krone von Frankreich 1337/39–1453)

1431–1447

Eugen IV.: ruft Konzil aus, liegt aber mit Teilnehmern fortwährend im Kompetenzstreit (Konziliarismus), unterbricht es und verlegt es zweimal (s.u.!). Rebellion in Rom zwingt E. für viele Jahre nach Florenz. 1422 erobert Alfons V. von Aragon Neapel (Alfons I. von Neapel). E. belehnt ihn. / Größter Gelehrter der Zeit: Nikolaus v. Kues (Cusanus)

1431–1433

Konzil von Basel (17). Hussiten kommen 1433 und verhandeln gleichberechtigt. Die „Basler Kompakten“, vom Papst nicht bestätigt, führen zum Ende der Hussitenkriege.

1438

Konzil wird vom Papst nach Ferrara verlegt, wo er mit allen Patriarchen des Ostens und dem Kaiser von Konstantinopel zu Unionsverhandlungen zusammenkommt. (Basler Versammlung tagt weiter u. wählt 1939 Gegenpapst Felix V.) 1439 wird Konzil von Ferrara nach Florenz verlegt. Man einigt sich über Filioque und Papstprimat.

Albrecht II. von Habsburg, seit 1437 durch Heirat König von Böhmen und Ungarn, wird deutscher König.

„Pragmatische Sanktion von Bourges“: erneuert Wahlrecht der Kapitel u. Konvente in Frankreich, beschränkt päpstliches Besetzungsrecht, bestätigt Konziliarismus (Gallikanismus).

1439

Union Rom – Konstantinopel wird mit Dekret „Laetuntur coeli“ verkündet.

Union mit Armeniern (1439) und Union mit Syrern (1442) folgen. Alle Unionen sind politisch motiviert (Angst vor Türken). Union mit Byzanz hält nicht (1472 widerrufen), andere Unionen auch nur teilweise (Unierte).

1447–1455

Nikolaus V.: gebildet, tolerant, bringt Renaissance nach Rom, macht abgetretenen Gegenpapst Felix V. zum Kardinal, legt Basis für Vatikanische Bibliothek; Basler Konzil löst sich auf. 1448: Türken siegen am Amselfeld. 1452: Letzte Kaiserkrönung in Rom: Friedrich III.; N. bemüht sich vergebliche um Frieden im Hundertjährigen Krieg; Verschwörung d. wirren Stefano Porcaro in Rom. Gemeinsame abendländische Türkenabwehr wäre geboten, aber Fürsten denken nur noch nationalstaatlich.

1453

Fall von Konstantinopel: Kaiser Konstantin XI. fällt im Kampf, Türken richten Blutbad an, viele christl. Männer und Frauen werden verschleppt und versklavt. Ende des Byzantinischen Reiches.

1455–1458

Calixtus III., Borja: bringt Borjas nach Rom, auch Rodrigo (Alexander VI.). 1456: Türken erobern Griechenland (bei Belgrad werden sie besiegt), 1459 erobern sie aber Serbien (1460 die Walachei, 1463 Bosnien).

1458–1464

Pius II., Enea S. Piccolomini, vor Wahl Lebemann mit zwei Kindern, dann sehr korrekt („Aeneam reiicite, Pium recipite“): Humanist, gründet drei Universitäten, engagiert sich gegen Sklavenhandel und Judenunterdrückung, will Sultan durch Brief zum Christentum bekehren.

1464–1471

Paul II.: hat eine Tochter, gründet Kunstsammlungen und erste Buchdruckerei in Rom, geht gegen Academia Romana (pflegt altrömische Autoren) vor, wofür ihn Humanisten scharf kritisieren, initiiert röm. Karneval; bannt böhmischen König (Streit um Kelchkommunion), ordnet ab 1470 Jubeljahr für alle 25 Jahre an. Kirchenreform bleibt unerledigt.

1471–1484

Sixtus IV., de Rovere, vorher Franziskanergeneral: unterlässt Kirchenreform, ist exzessiver Nepotist, versucht Verwandtschaft durch Ablassverkauf, Ämterverkauf, hohe Pfründensteuern zu finanzieren, kämpft mit den Orsini gegen die Colonna. Sein gewissenloser Neffe Girolamo Riario verunsichert Italien. S. gerät wegen Girolomo in blutigen Konflikt mit Lorenzo de Medici in Florenz (Pazzi-Verschwörung). Kardinalskollegium verweltlicht total. S. fördert Marienverehrung, seinen und andere Bettelorden, gilt als Erneuerer Roms: Ponte Sisto, Museen, Sixtinische Kapelle, Vatikanische Bibliothek. Kastilien und Aragon werden durch Hochzeit (Isabella u. Ferdinand II.) zum Königreich Spanien. Türken bedrohen das Abendland, nationale Eigeninteressen verhindern gemeinsame Abwehr.

1478

Sixtus IV. stimmt (gebeten vom spanischen Königspaar) der Einführung der Spanischen Inquisition zu. Sie ist staatliche Einrichtung (bis 1810!), führt ca. 125.000 Prozesse durch, von denen 1.200 bis 2.000 mit Hinrichtungen enden (die von Spanien-Gegnern kolportierte Zahl 30.000 gehört zur „Schwarzen Legende“). Inquisition verhindert in ihrem Wirkungsbereich Hexenprozesse!

1483

Martin Luther wird in Eisleben geboren (+ 1546). / Einweihung der Sixtinischen Kapelle in Rom

1484–1492

Innozenz VIII.: kränklich, unentschieden; nimmt, um seine Kinder zu verwöhnen, auch Geld vom Sultan (dafür verwahrt er dessen Geisel, den türk. Prinzen Dschem); initiiert Türkenabwehr, beteiligt sich am Baronenkrieg in Neapel geg. König Ferrante. Nach Fall Granadas erhält er von Sultan Bajasid II. die „Heilige Lanze“ (vgl. Joh 19,34).

1484

Hexenbulle „Summis desiderantes affectibus“ erscheint (verlangt Ausforschung der Hexen, aber nicht deren Tötung!). Sie u. der „Hexenhammer“ von Institoris (und Sprenger?) initiieren die „Hexenprozesse“ nicht, aber fördern sie, die in den nächsten Jahrhunderten ca. 50.000 Menschenleben fordern werden.

1487

Aztekenreich: Höhepunkt des Menschenopfer-Kultes. Allein bei der viertägigen Weihe des Tempels für Kriegsgott Huitzilopochtli werden 20.000 Menschen getötet (Herz wird aus lebendigem Körper geschnitten).

1492

Fall Granadas, Vertreibung Hunderttausender Juden und Sarazenen / Entdeckung Amerikas durch Kolumbus

1492–1503

Alexander VI., Borja: begabt, aber lasterhaft, privilegiert seine zehn (?) Kinder, z. B. den gewissenlosen Cesare, der Kriegszüge gegen die Barone im Kirchenstaat führt, und Lucrezia (mit zu Unrecht schlechtem Ruf. Sie gewährt Juden Asyl!). Viel Schlechtes ist A. später (von Burkard unter Julius II.) angedichtet worden. A. zeigt auch Reform-Ansätze, 1492 gewährt er den aus Spanien vertriebenen Juden Asyl, er duldet Papstkritik – gegen Savonarola bringt ihn erst dessen Frankreichpolitik auf –, setzt 1493 Kolonialgrenze zw. Spanien u. Portugal fest, fördert strenge(!) Orden.

1498

Hinrichtung d. Dominikaners Giralomo Savonarola (Bußprediger in Florenz, vernichtet „unsittliche“ Kunsterke, errichtet Theokratie-Demokratie, kritisiert scharf die Medici u. Alexander VI., sieht im Franzosenkönig Karl VII. einen Gott-Gesandten)

 

Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 / Zeittafel 1500 bis 1800 / Zeittafel von 1800 bis heute

 

Diese Zeittafeln wurden zusammengestellt von Karl Veitschegger (erstmalig 1999/2000, seither laufend ergänzt)

 

 

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