Karl
Veitschegger © 1999–2022
Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 /Zeittafel von 1000 bis 1500 / Zeittafel von 1500-1800
|
1800–1823 |
Pius VII.: predigt
als Kardinal: „Werdet ganze Christen, dann werdet ihr auch gute Demokraten!“;
ist Zeitgenosse v. Napoleon (+ 1821), sein Staatssekretär: Kardinal
Consalvi; 1801: Konkordat mit Frankreich, P. setzt alle franz. Bischöfe ab
(ein historisch einmaliger Gewaltakt!), Napoleon darf neue nominieren. 1804
salbt P. Napoleon zum Kaiser der Franzosen; Napoleon krönt sich aber selbst,
demütigt P., vereinigt 1808 Kirchenstaat mit Frankreich, P. wird 1812
interniert. 1806: Franz II. legt Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder
und nennt sich ab jetzt Kaiser Franz I. von Österreich. Völkerschlacht bei
Leipzig 1813 und Schlacht von Waterloo 1815 führen zur Niederlage Napoleons.
1814 kann P. nach Rom zurückkehren, Jesuitenorden wird wiedererrichtet.
1814/15 Wiener Kongress: Neuordnung Europas; Ende der geistlichen
Fürstentümer (Säkularisation); Wiederherstellung des Kirchenstaates; Heilige
Allianz von Russland, Österreich und Preußen. Der Widerstand gegen Napoleon
brachte P. großes Prestige ein (De Maistre verherrlicht Papsttum in „Du
Pape“). |
1823–1829 |
Leo XII.: regiert
Kirchenstaat reaktionär (gegen italienischen Nationalismus), fördert schöne
Künste, stiftet karitative Einrichtungen, bemüht sich um Freiheit der
katholischen Gläubigen in England und Russland und um Kirchenorganisation in
Lateinamerika (nach dessen Trennung von Spanien und Portugal). |
1825 |
Zar Alexander I. (seit 1821 im
Geheimkontakt mit Rom) will Union zwischen
russisch-orthodoxer Kirche und Rom, macht Übertrittsangebot an Leo XII., stirbt
(katholisch?) 1825. |
1831–1846 |
Auf Kurzpontifikat von Pius VIII.
(1829/30) folgt Gregor XVI.,
Capellari: antiliberal, verteidigt seine Fürstenrechte. Sein
Kardinal-Staatssekretär Lambruschini ist gegen Kongresse, Gasbeleuchtung, Eisenbahn
etc. G. fördert Neuscholastik, verurteilt 1834 Ansichten des Priesters
Lamenais (Freiheit für Gewissen, Kultus, Presse, Unterricht). Lamenais wird
Sozialist. 1845: Einziger Besuch eines russ. Zaren (Nikolaus I.) bei einem
Papst. |
1846–1878 |
Pius IX.: regiert
32 J., gilt zuerst als liberal, verweigert dem Kirchenstaat aber dann doch
moderne Verfassung (verweist auf Sonderrolle d. Heiligen Stuhles), lehnt als
„Vater aller Gläubigen“ Teilnahme am italienischen Unabhängigkeitskrieg gegen
Österreich ab. 1848 wird in Rom Republik ausgerufen, P. flieht, betreibt nach
Rückkehr 1850 reaktionäre Politik. Cavour erkämpft Einheit Italiens und
besetzt 1870 Rom. Königreich Italien entsteht. P. erkennt es nie an, sieht
sich als „Gefangenen im Vatikan“. Deutschland wird 1871 Kaiserreich.
Nationalismus erstarkt in Europa. |
1846–1850 |
Hungersnot in Irland:
Eine Mio. Menschen verhungert, Hass auf englische (protestantische)
Gutsbesitzer und auf England wächst. |
1848 |
Charles Darwin,
Theologe u. Naturforscher, begründet Abstammungslehre (erst 1859
veröffentlicht: „Über die Entstehung der Arten“) |
1842 |
Karl Marx (1818–1883)
u. Friedrich Engels (1820–1895) schreiben das Kommunistische
Manifest. |
1854 |
Dogma-Verkündigung (erstmals
durch einen Papst allein): Erbsünde-Freiheit Marias (als Vorauswirkung der
Erlösung durch ihren Sohn Jesus Christus). |
1858 |
„Marienerscheinungen“ in
Lourdes |
1860 |
Schweden (mit lutherischer Staatskirche)
gestattet seinen Bürgerinnen und Bürgern, katholisch zu werden. |
1864 |
„Syllabus Errorum“: Papst
verurteilt sogenannte „Zeitirrtümer" (Gewissensfreiheit, Pressefreiheit
u. Ä.). In weiten Kreisen der Kirche sitzt seit der blutigen Revolution in
Frankreich das Misstrauen gegen Forderungen der Aufklärung sehr tief. |
1869/70 |
1. Vatikanisches Konzil (20)
definiert Primat des Papstes und „Unfehlbarkeit“ päpstlicher Aussagen in
besonderen Situationen (Ex-cathedra-Entscheidungen in Fragen von Glaube und
Moral). Aus innerkatholischem Protest gegen das Konzil (Ignaz Döllinger)
entsteht die Altkatholische Kirche (1873:
eigene Bischofsweihe). |
1870 |
Ende des Kirchenstaates und der
weltlichen Herrschaft der Päpste, aber religiöse „Papstverehrung“ erstarkt. |
1871–1878 |
Kulturkampf in
Deutschland (unter Reichskanzler
Bismarck): Vor allem Preußen (national-protestantische Mentalität,
Germanisierungsbestrebungen in polnischen Landesteilen) bekämpft die als
feindliche „Fremdmacht“ verdächtigte katholische Kirche mit drastischen
Mitteln: 1871: „Kanzelparagraph“ bedroht regierungskritische Prediger mit
Gefängnisstrafen; 1872: Jesuiten-Verbot; 1873/74: Staat kontrolliert
Priesterausbildung und kirchliche Anstellungen (bevor Bischof einen Pfarrer
ins Amt beruft, soll er staatliche Zustimmung suchen);
Ausländer dürfen kein
geistliches Amt ausüben; 1875: Verbot von Orden (außer Krankenpflegeorden!), Priestern,
die sich neuen Gesetzen nicht unterwerfen, wird Gehalt verweigert (nur 24 von
4000 Priestern fügen sich!); „illoyalen“ Geistlichen wird die
Staatsbürgerschaft entzogen. 1876: Alle kath. Bischöfe Preußens sind in Haft
oder geflohen, 600 Pfarren unbesetzt! Repressionen stärken katholisches
Zusammengehörigkeitsgefühl; Zentrumspartei (politische Vertretung d.
katholischen Interessen, 1870 gegründet) wächst. 1878 lenkt Bismarck ein. |
1878–1903 |
Leo XIII., Pecci:
modern im Vergleich zu Pius IX., öffnet Gelehrten aller Konfessionen die
Vatikan-Archive, gründet Vatikan-Sternwarte, hat
Naturwissenschaftler-Freunde, lässt kath. Ostkirchen mehr Eigenständigkeit,
beendet Konflikte mit Deutschland (Ende d. Kulturkampfes – Kaiser Wilhelm I.
schenkt L. 1888 für dessen goldenes Priesterjubiläum die Mitra), Schweiz,
lateinamerikan. Republiken, aber nicht mit Italien (L. überlegt Übersiedlung
nach Trient oder Salzburg!). Gute Beziehung zu USA. L. erlässt 1882 Enzyklika
gegen Antisemitismus, 1891Sozialenzyklika „Rerum novarum“,
protestiert gegen Dreyfus-Prozess in Paris. Gegen Ende wird L. reaktionärer. |
Seit ca.1890 |
Sigmund Freud (+ 1939):
„Vater der Psychoanalyse“ revolutioniert Psychologie. |
1900 |
Boxer-Aufstand in China: 250
Missionare und 30.000 chinesische Christen werden ermordet. |
1903–1914 |
Pius X., Sarto:
persönlich fromm, unbürokratisch, will christliche Restauration der
Gesellschaft (gegen moderne und revolutionäre Ideen), verurteilt 1907 Modernismus
(Theologie auf Basis moderner Weltsicht), diszipliniert Theologen und Klerus
(„Antimodernisteneid“), fördert das religiöse Leben von Klerus u. Volk (Früh-
und Oftkommunion). Konflikte mit Russland, USA (P. empfängt Roosevelt nicht),
Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich (1905: Trennung Kirche u. Staat). |
1914–1918 |
Erster Weltkrieg: zehn
Mio. Gefallene u. viele Verwundete; bringt Ende vieler Monarchien, Österreich
wird zum Kleinstaat. |
1914–1922 |
Benedikt XV., della Chiesa:
innerkirchlich liberaler als Vorgänger, schickt 1917 Friedensnote
an Kriegsparteien (leider erfolglos), setzt 1917 Codex Iuris Canonici
(Kirchenrechtsbuch) in Kraft, fördert Eigenständigkeit der „Missionskirchen“. |
1917 |
Oktoberrevolution in
Russland (Lenin): Sowjetunion, Kommunismus. Es folgt
größte Kirchenverfolgung der Geschichte. (Zwischen 1917 u. 1940 werden
120.000 Priester, Diakone, Mönche, Nonnen und andere Kirchenleute verhaftet
und 96.000 erschossen.) / „Marienerscheinungen“ in Fatima / Kirchenkampf
in Mexico (1917–1932) beginnt. |
1922–1939 |
Pius XI., Ratti:
Förderer der Katholischen Aktion u. der Christkönigs-Spiritualität, gegen
Nationalsozialismus u. Antisemitismus („Wie kann ein Christ Judengegner
sein?“). Versucht kirchliches Leben in vielen Staaten durch Konkordate zu
sichern (mit Hitler-Deutschland 1933), löst Rom-Frage. Zeitsituation:
Mussolini-Regime in Italien (1922), autoritäre Regimes auch in Deutschland,
Österreich, Spanien, Portugal, Ungarn. Andererseits Marxismus
/Leninismus/Stalinismus in Russland. Kirchenverfolgung in Mexiko (1917-1932)
durch antiklerikales bürgerliches Regime, dagegen Aufstand der kath.
„Cristeros“ (1926-1929). Hl. Offizium verurteilt Antisemitismus (1928).
Zwischen 1933–1936 richtet P. 34 Protestbriefe gegen deutsche Regierung. 1937
verurteilt er mit Enzykliken den Nationalsozialismus („Mit brennender Sorge“)
und den Kommunismus. |
1929 |
Lateranverträge: Kompromiss
zwischen Papst und Staat Italien: Papst verzichtet auf Kirchenstaat, aber
bleibt Souverän im Vatikan. Italien leistet finanzielle Wiedergutmachung
(Basis für Vatikanfinanzen). |
1932 |
Hirtenwort der Bischöfe Bayerns:
„Klassenhass und Rassenhass sind unchristlich und unheilvoll.“ |
1933 |
Deutschland: Machtergreifung
Adolf Hitlers (1889–1945), Nationalsozialismus (für Primat der
„arischen Rasse“, gegen Demokratie, Marxismus, Juden und Jüdinnen, Kirche);
Reichskonkordat kann Übergriffe Hitlers auf katholische Kirche nicht
verhindern. |
1939–1945 |
Zweiter Weltkrieg: 50 Mio.
Todesopfer (Soldaten, Zivilisten) und unzählige Verwundete; Schoa:
Nazis vernichten sechs Mio. jüdische Mitmenschen. |
1939–1958 |
Pius XII.,
Pacelli: aristokratisch, tief religiös, unterstützt Umsturzpläne gegen
Hitler, leistet Hilfe für verfolgte Juden (auch finanziell), wendet
sich Weihnachten 1942 in Radiobotschaft gegen NS-Regime, meidet aber
weitergehenden öffentlichen(!) Protest, weswegen ihm später Feigheit
vorgeworfen wird. Rettet – so Pinchas
Lapide – 700.000 bis 860.000 Juden das Leben. Viele bedanken sich nach dem
Krieg für Hilfe. Der Oberrabbiner von Rom wird katholisch. P. sorgt auch
dafür, dass 100.000 Römer und Römerinnen während der Zeit des Krieges jeden
Tag eine warme Mahlzeit erhalten. Er erkennt und verurteilt Ideologie des
Kommunismus als große Gefahr für die Menschheit. 1957: Welttreffen der
christlichen Arbeiterjugend in Rom (34.000 Jugendliche kommen!) |
nach 1945 |
Kommunismus breitet
sich aus; „Kalter Krieg“. Kirchenverfolgung in allen „sozialistischen“
Ländern (viele Märtyrer und Märtyrerinnen): UdSSR, DDR, Ungarn, CSSR, Polen,
Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Albanien, China, N-Vietnam, N-Korea, Kuba. Aufbruch d. Kirche im demokratischen Europa: Liturgie-,
Bibelbewegung, Katholische Aktion. |
1948 |
Gründung des Ökumenischen Rates
der Kirchen (ÖRK, „Weltkirchenrat“):
337 verschiedene christliche Kirchen gehören bis zum Jahr 2000 dem ÖRK an.
Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied, arbeitet aber vielfach mit. / Gründung
des Staates Israel in Palästina / UNO, 10. 12: Erklärung der
Menschenrechte |
1950 |
Dogma-Verkündigung (nach
Befragung aller kath. Bischöfe) durch den Papst: Maria lebt als Vollerlöste
„mit Leib und Seele“ bei Christus im Himmel. |
1953 |
Stalin (Jossif
Wissarionowitsch), KP-Chef der Sowjetunion, überzeugter Atheist u.
Religionsgegner, stirbt. Mindestens 20 Millionen Menschen sind unter seiner
Diktatur in Kerkern und Lagern umgekommen. |
1958–1963 |
Johannes XXIII.,
Roncalli: sehr beliebt, ökumenisch gesinnt, will Aggiornamento (Verheutigung)
der Kirche, fördert die Menschenrechte, würdigt positive Errungenschaften der
Moderne, überrascht Kirche und Welt mit einem neuen Konzil (Eröffnung: 1962). |
1962 |
„Antibabypille“ kommt in Deutschland
auf den Markt (1960 USA) und revolutioniert bald das Sexualverhalten. |
1962–1965 |
2. Vatikanisches Konzil (21):
Kirche öffnet sich bewusst moderner Welt: Glaubenserneuerung aus der Bibel;
Dialog mit Wissenschaft, anderen Kirchen (Ökumene), Religionen u.
atheistischen Sichtweisen; Religionsfreiheit, Reform der Theologie, Liturgie
und Kirchenstrukturen, Aufwertung d. Laienchristentums u. d. Bischöfe (im
Verhältnis zum Papst). |
1963–1978 |
Paul VI., Montini:
konzilstreu, aber zaudernd; besucht Hl. Land (1964) u. Patriarchen Athenagoras
I. (Konstantinopel 1967); Liturgiereform. Progressive u.
konservative Extrempositionen innerhalb der Kirche gefährden Einheit;
Klerikale Traditionalisten (Erzbischof Marcel Lefebvre und Anhänger) spalten
sich ab. Enzyklika „Populorum progressio“: Kirche auf Seiten der Ärmsten:
Basisgemeinden u. Befreiungstheologie in Lateinamerika (viele Märtyrer und
Märtyrerinnen). Bischofssynoden als Beratung für Papst. Pastoralreisen. |
1965 |
Bann von 1054 zwischen Rom und
Konstantinopel wird offiziell aufgehoben (am Ende
des Konzils). |
1968 |
Enzyklika „Humanae vitae“ (gegen
künstliche Empfängnisverhütung) trifft auf großen Widerstand im Kirchenvolk
und im Episkopat (Rezeption bleibt auch weiterhin aus).
Nachkonzilsbegeisterung verebbt, Kirchenbesuch nimmt ab. Jahr der
Studentenunruhen in Europa: Liberalisierung (z.B. Sexualität),
Säkularisierung. |
1969 |
21. Juli: Neil Amstrong betritt
als erster Mensch den Mond (Apollo 11). |
1973 |
Leuenberger Konkordie: Lutherische, reformierte und andere
evangelische Kirchen gewähren einander „Altar- und Kanzelgemeinschaft“. |
seit 1975 |
Restauration des Islam in vielen
traditionell islamischen Ländern („Fundamentalismus“) |
1976 |
Mao Tse-tung (geb. 1893) stirbt. Er war „Großer
Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas“ (1943–1976), überzeugter
Atheist und Religionsgegner, „verantwortlich für über 70 Millionen Tote in
Friedenszeiten“ (Jung Chang). |
1978 |
Johannes Paul I., der
"lächelnde Papst", ist nur 33 Tage im Amt. |
1978–2005 |
Johannes Paul II., Karol
Wojtyla: sozial engagiert, innerkirchlich autoritär, rigoros in Moral,
Disziplin und Dogma, fördert auch zweifelhafte „Movimenti“ (geistl.
Bewegungen mit besonderer Papstnähe), sehr marianisch, Dialog mit Ökumene,
Judentum u. allen Religionen, Suche nach ökumenisch akzeptabler Form des
Petrusamtes; 14 Enzykliken u. 250 Pastoralreisen (1,25 Mio. km); Initiator
von Weltjugendtreffen; 1.338 Heilig- u. 482 Seligsprechungen; Aufnahme
diplomatischer Beziehungen mit vielen Staaten; umstrittene
Bischofsernennungen führen zu vielen Konflikten. Wird 2011unüblich rasch
selig- und 2014 heiliggesprochen. |
1983 |
Neues Kirchenrecht (CIC) tritt in
Kraft / 1990 für kath. Ostkirchen (CCEO). |
1984 |
Karl Rahner (geb.1904),
der bedeutendste kath. Theologe des 20. Jh., stirbt. |
1986 |
Papst besucht Hauptsynagoge von
Rom; 1. Weltgebetstreffen der Religionen in Assisi. |
1989 |
Fall des „Eisernen Vorhanges“:
Kommunistische Diktaturen in Europa beginnen zu zerfallen. Seit 1917 haben
sie (laut M. Gorbatschow, Ex-Präsident der Sowjetunion) rund 60
Mio. Menschen ermordet. |
1993 |
Katechismus der katholischen Kirche
(„Weltkatechismus“) wird veröffentlicht (starke soziale Akzente). |
1994 |
Einigung Roms mit Assyrischer
Kirche in der Christuslehre (Mar Dinkha IV.) / Genozid in Ruanda: Innerhalb
von 100 Tagen werden mindestens 500.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet. |
1999 |
Gemeinsame Erklärung zur
Rechtfertigungslehre (Katholische Kirche und Lutherischer Weltbund
schaffen „differenzierten Konsens“) / Menschheit erreicht
Sechs-Milliardengrenze, davon eine Milliarde katholisch (christlich insgesamt
1, 8 Milliarden). |
2000 |
Großes Jubiläum – Heiliges Jahr
2000. Papst bittet offiziell um Vergebung für alle im Namen der
Kirche begangene Untaten, macht Bibel-Pilgerfahrt (Sinai, Hl. Land: Besuch
von Palästinenser-Lager u. Shoah-Gedenkstätte Yad Vaschem). zwei Mio.
Jugendliche kommen zum Weltjugendtreffen nach Rom. |
Zahl der christlichen Märtyrer
und Märtyrerinnen in der 2000-jährigen Christentumsgeschichte wird auf 70
Millionen geschätzt, wobei allein im 20. Jahrhundert 45,5 Millionen für ihren
Glauben gestorben sind (lt. Antonio Socci). |
|
2001 |
Papst pilgert zu Paulus-Stätten:
bittet in Athen um Vergebung für Konstantinopel-Eroberung 1204 durch
Kreuzritter, betet in Damaskus in Moschee (früher Johannes-Kirche.). Papst
besucht Ukraine (1,5 Mio. feiern Messe in Lemberg). Der afrikanische Erzbischof
Milingo heiratet Moon-Anhängerin, Terroranschalg auf WTC in New York (11. 9)
und Afghanistan-Krieg der USA. |
2002 |
Weltgebetstreffen der Religionen
(Assisi, 24.1.), Papst schickt allen Regierungen „Friedensdekalog“ der Religionen; sexuelle
Missbrauchsfälle des Klerus (besonders in den USA) erschüttern die
Öffentlichkeit. Papst und Patriarch Bartholomaios I. unterzeichnen Erklärung
zur Bewahrung d. Schöpfung (10.6). Angeblich wird in den
USA das erste Menschenbaby geklont. |
2003 |
Papst bemüht sich (vergeblich),
den Krieg der USA u. ihrer Verbündeten geg. den Irak zu verhindern. „Krieg
kann Konflikte zwischen Völkern nicht lösen!“ Zehntausende Dank-E-Mails aus
aller Welt solidarisieren sich mit Papst. |
2004 |
Papst erhält
„Internationalen Karlspreis zu Aachen“ (Einsatz für Einheit und Frieden in
Europa). / Mitteleuropäischer Katholikentag: „Wallfahrt der Völker“ in
Mariazell (80.000 Pilgernde) / Flutkatastrophe in Südasien (280.000
Todesopfer) |
2005–2013 |
Benedikt XVI., Joseph Ratzinger (geb. 1926): auf
katholische Identität bedacht, kritisiert Relativismus, eckt öfter durch missverständliche/missverstandene
Worte und Aktionen an; 2006: Enzyklika über die Liebe („Deus caritas est“);
2008: Enzyklika über die Hoffnung („Spe salvi“); 2009: Sozialenzyklika
(„Caritas in veritate“); B. lässt vorkonziliare Liturgie (Messbuch 1962) wieder
verstärkt zu, sucht Versöhnung mit Schismatikern („Piusbruderschaft“,
„Patriotische Kirche“ in China), setzt sich vehement für Umweltschutz ein
(Solaranlage im Vatikan!); sexuelle Missbrauchsdelikte durch Priester – oft
rechtlich verjährt – werden bekannt und erschüttern die Kirche in mehreren
Ländern (2010: Papstbrief an die Kirche von Irland); Pastoralreisen u. a. in
die Türkei, nach Brasilien, USA, Australien, Afrika („Kondom-Missverständnis“
in Europas Medien), Israel, Jordanien, Palästina; Mexiko, Kuba, Libanon usw. |
2006 |
Methodistenkirche stimmt Gemeinsamer Erklärung zur Rechtfertigungslehre (kath./lutherisch 1999) zu. |
2009 |
Päpstliche
Konstitution „Anglicanorum coetibus“: ermöglicht Gruppenkonversionen von anglikanischen Gläubigen
zur kath. Kirche, wobei anglikanische Traditionen weitgehend beibehalten
werden können. |
2011 |
Tsunami und Atomreaktorkatastrophe in Japan / Aufstände
gegen Diktaturen in islamischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens;
Benedikt XVI. plädiert für friedliche Konfliktlösung. |
2013 |
Benedikt XVI. tritt am 28.
Februar überraschend freiwillig zurück, nennt sich aber „Papa emeritus“ und
bleibt im Vatikan wohnen. |
2013– |
Franziskus, Jorge Mario Bergoglio SJ, Argentinier, wird am 13.3.2013 als erster Lateinamerikaner
Papst; seine zentralen Themen: Barmherzigkeit Gottes, Freundschaft mit den
Armen; lehnt papalen Prunk ab, kritisiert heftig „Klerikalismus“; große
Vorliebe für arme und benachteiligte Menschen („in Peripherien“); hat
unkonventionellen Regierungsstil und stößt viele Reformen an, Bischöfe folgen
oft nur zaghaft; Reformschriften: „Evangelii gaudium“ (2013, Kirchenreform),
„Laudato si“ (2015, Bewahrung der Schöpfung), „Amoris laetitia“ (2016, Ehe-
und Beziehungsethik, behutsame Öffnung d. Sakramente für Menschen in
kirchenrechtlich „irregulären Situationen“); „Fratelli tutti“ (2020,
Geschwisterlichkeit aller Menschen), Reisen in Krisenherde der Welt und
Länder mit kath. Minderheit; gute Beziehungen zu Judentum und Islam; mühsame
Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsskandale (Konferenz aller
Bischofskonferenzpräsidenten 2019 zur Bewusstmachung des Problems in allen
Ländern); Kritik an Politik des Populismus, Nationalismus,
Migrantenfeindlichkeit; in Lehrfragen: Treue zur Tradition mit kreativer
Offenheit (gegen viel Widerstand, z B. Segnung für Homo-Paare), will das
Prinzip der „Synodalität“ in der kath. Kirche fördern; Aufruf zu Solidarität angesichts
der Covid-19-Pandemie (für Impfung); verfügt 2022 größere Reform der röm.
Kurie (Laien dürfen Dikasterien leiten). |
2017 |
Reformationsjubiläum
(500 Jahre Luthers „Thesenanschlag“): vielfach
ökumenisch begangen; Auftaktfeier des Lutherischen Weltbundes am 31.10.2016
in Lund: Papst Franziskus predigt. Ermutigt auf privater Ebene kath.-ev.
Ehepaare zum gemeinsamen Kommunionempfang. |
2019 |
Ausbruch der Corona-Pandemie setzt auch den
christlichen Kirchen und ihrer Wirksamkeit zu. / Franziskus besucht als
erster Papst Arabien (Abu Dhabi): interreligiöses Treffen, öffentliche
heilige Messe. |
2022 |
Russland (Putin) beginnt grausamen Krieg gegen die
Ukraine; erster Überfall eines traditionell christlichen Landes auf anderes traditionell
christliches Land seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa.Papst will vermitteln. |
Diese
Zeittafeln wurden zusammengestellt von Karl
Veitschegger (erstmalig 1999/2000, seither laufend ergänzt) Literatur: Lexikon
für Theologie und Kirche; August Franzen, Kleine Kirchengeschichte, Freiburg
i. B., mehr. Aufl.; Hubert Jedin, Kleine Konziliengeschichte, Freiburg i. B.,
mehr. Aufl.; Leopold von Ranke, Die Geschichte der Päpste; Hans Kühner, Das
Imperium der Päpste, Zürich 1980; Joseph Lortz u. Erwin Iserloh, Kleine
Reformationsgeschichte, Freiburg i. B., mehr. Aufl.; Verschiedene Artikel der
Zeitschrift: Der Christliche Osten, Würzburg; dtv-Atlas Geschichte, München
2002; Vatican News etc. Kleine Kirchengeschichte (Jörg
Sieger) Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
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