Karl Veitschegger © 1999–2022


2000 Jahre Kirchen- u. Papstgeschichte IV
Zeittafel von 1800 bis heute
(wird laufend ergänzt)

 

Siehe auch Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 /Zeittafel von 1000 bis 1500 / Zeittafel von 1500-1800

 

Rot: Bibel, Allgemeine Konzile, Dogma

 

Grün: Ökumene-Daten

 

Blau: Päpste

 

 

1800–1823

Pius VII.: predigt als Kardinal: „Werdet ganze Christen, dann werdet ihr auch gute Demokraten!“; ist Zeitgenosse v. Napoleon (+ 1821), sein Staatssekretär: Kardinal Consalvi; 1801: Konkordat mit Frankreich, P. setzt alle franz. Bischöfe ab (ein historisch einmaliger Gewaltakt!), Napoleon darf neue nominieren. 1804 salbt P. Napoleon zum Kaiser der Franzosen; Napoleon krönt sich aber selbst, demütigt P., vereinigt 1808 Kirchenstaat mit Frankreich, P. wird 1812 interniert. 1806: Franz II. legt Krone des Heiligen Römischen Reiches nieder und nennt sich ab jetzt Kaiser Franz I. von Österreich. Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und Schlacht von Waterloo 1815 führen zur Niederlage Napoleons. 1814 kann P. nach Rom zurückkehren, Jesuitenorden wird wiedererrichtet. 1814/15 Wiener Kongress: Neuordnung Europas; Ende der geistlichen Fürstentümer (Säkularisation); Wiederherstellung des Kirchenstaates; Heilige Allianz von Russland, Österreich und Preußen. Der Widerstand gegen Napoleon brachte P. großes Prestige ein (De Maistre verherrlicht Papsttum in „Du Pape“).

18231829

Leo XII.: regiert Kirchenstaat reaktionär (gegen italienischen Nationalismus), fördert schöne Künste, stiftet karitative Einrichtungen, bemüht sich um Freiheit der katholischen Gläubigen in England und Russland und um Kirchenorganisation in Lateinamerika (nach dessen Trennung von Spanien und Portugal).

1825

Zar Alexander I. (seit 1821 im Geheimkontakt mit Rom) will Union zwischen russisch-orthodoxer Kirche und Rom, macht Übertrittsangebot an Leo XII., stirbt (katholisch?) 1825.

1831–1846

Auf Kurzpontifikat von Pius VIII. (1829/30) folgt Gregor XVI., Capellari: antiliberal, verteidigt seine Fürstenrechte. Sein Kardinal-Staatssekretär Lambruschini ist gegen Kongresse, Gasbeleuchtung, Eisenbahn etc. G. fördert Neuscholastik, verurteilt 1834 Ansichten des Priesters Lamenais (Freiheit für Gewissen, Kultus, Presse, Unterricht). Lamenais wird Sozialist. 1845: Einziger Besuch eines russ. Zaren (Nikolaus I.) bei einem Papst.

1846–1878

Pius IX.: regiert 32 J., gilt zuerst als liberal, verweigert dem Kirchenstaat aber dann doch moderne Verfassung (verweist auf Sonderrolle d. Heiligen Stuhles), lehnt als „Vater aller Gläubigen“ Teilnahme am italienischen Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich ab. 1848 wird in Rom Republik ausgerufen, P. flieht, betreibt nach Rückkehr 1850 reaktionäre Politik. Cavour erkämpft Einheit Italiens und besetzt 1870 Rom. Königreich Italien entsteht. P. erkennt es nie an, sieht sich als „Gefangenen im Vatikan“. Deutschland wird 1871 Kaiserreich. Nationalismus erstarkt in Europa.

1846–1850

Hungersnot in Irland: Eine Mio. Menschen verhungert, Hass auf englische (protestantische) Gutsbesitzer und auf England wächst.

1848

Charles Darwin, Theologe u. Naturforscher, begründet Abstammungslehre (erst 1859 veröffentlicht: „Über die Entstehung der Arten“)

1842

Karl Marx (1818–1883) u. Friedrich Engels (1820–1895) schreiben das Kommunistische Manifest.

1854

Dogma-Verkündigung (erstmals durch einen Papst allein): Erbsünde-Freiheit Marias (als Vorauswirkung der Erlösung durch ihren Sohn Jesus Christus).

1858

„Marienerscheinungen“ in Lourdes 

1860

Schweden (mit lutherischer Staatskirche) gestattet seinen Bürgerinnen und Bürgern, katholisch zu werden.

1864

„Syllabus Errorum“: Papst verurteilt sogenannte „Zeitirrtümer" (Gewissensfreiheit, Pressefreiheit u. Ä.). In weiten Kreisen der Kirche sitzt seit der blutigen Revolution in Frankreich das Misstrauen gegen Forderungen der Aufklärung sehr tief. 

1869/70

1. Vatikanisches Konzil (20) definiert Primat des Papstes und „Unfehlbarkeit“ päpstlicher Aussagen in besonderen Situationen (Ex-cathedra-Entscheidungen in Fragen von Glaube und Moral). Aus innerkatholischem Protest gegen das Konzil (Ignaz Döllinger) entsteht die Altkatholische Kirche (1873: eigene Bischofsweihe).

1870

Ende des Kirchenstaates und der weltlichen Herrschaft der Päpste, aber religiöse „Papstverehrung“ erstarkt.

1871–1878

Kulturkampf in Deutschland (unter Reichskanzler Bismarck): Vor allem Preußen (national-protestantische Mentalität, Germanisierungsbestrebungen in polnischen Landesteilen) bekämpft die als feindliche „Fremdmacht“ verdächtigte katholische Kirche mit drastischen Mitteln: 1871: „Kanzelparagraph“ bedroht regierungskritische Prediger mit Gefängnisstrafen; 1872: Jesuiten-Verbot; 1873/74: Staat kontrolliert Priesterausbildung und kirchliche Anstellungen (bevor Bischof einen Pfarrer ins Amt beruft, soll er staatliche Zustimmung suchen); Ausländer dürfen kein geistliches Amt ausüben; 1875: Verbot von Orden (außer Krankenpflegeorden!), Priestern, die sich neuen Gesetzen nicht unterwerfen, wird Gehalt verweigert (nur 24 von 4000 Priestern fügen sich!); „illoyalen“ Geistlichen wird die Staatsbürgerschaft entzogen. 1876: Alle kath. Bischöfe Preußens sind in Haft oder geflohen, 600 Pfarren unbesetzt! Repressionen stärken katholisches Zusammengehörigkeitsgefühl; Zentrumspartei (politische Vertretung d. katholischen Interessen, 1870 gegründet) wächst. 1878 lenkt Bismarck ein.

1878–1903

Leo XIII., Pecci: modern im Vergleich zu Pius IX., öffnet Gelehrten aller Konfessionen die Vatikan-Archive, gründet Vatikan-Sternwarte, hat Naturwissenschaftler-Freunde, lässt kath. Ostkirchen mehr Eigenständigkeit, beendet Konflikte mit Deutschland (Ende d. Kulturkampfes – Kaiser Wilhelm I. schenkt L. 1888 für dessen goldenes Priesterjubiläum die Mitra), Schweiz, lateinamerikan. Republiken, aber nicht mit Italien (L. überlegt Übersiedlung nach Trient oder Salzburg!). Gute Beziehung zu USA. L. erlässt 1882 Enzyklika gegen Antisemitismus, 1891Sozialenzyklika „Rerum novarum“, protestiert gegen Dreyfus-Prozess in Paris. Gegen Ende wird L. reaktionärer.

Seit ca.1890

Sigmund Freud (+ 1939): „Vater der Psychoanalyse“ revolutioniert Psychologie.

1900

Boxer-Aufstand in China: 250 Missionare und 30.000 chinesische Christen werden ermordet.

1903–1914

Pius X., Sarto: persönlich fromm, unbürokratisch, will christliche Restauration der Gesellschaft (gegen moderne und revolutionäre Ideen), verurteilt 1907 Modernismus (Theologie auf Basis moderner Weltsicht), diszipliniert Theologen und Klerus („Antimodernisteneid“), fördert das religiöse Leben von Klerus u. Volk (Früh- und Oftkommunion). Konflikte mit Russland, USA (P. empfängt Roosevelt nicht), Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich (1905: Trennung Kirche u. Staat).

1914–1918

Erster Weltkrieg: zehn Mio. Gefallene u. viele Verwundete; bringt Ende vieler Monarchien, Österreich wird zum Kleinstaat.

1914–1922

Benedikt XV., della Chiesa: innerkirchlich liberaler als Vorgänger, schickt 1917 Friedensnote an Kriegsparteien (leider erfolglos), setzt 1917 Codex Iuris Canonici (Kirchenrechtsbuch) in Kraft, fördert Eigenständigkeit der „Missionskirchen“.

1917

Oktoberrevolution in Russland (Lenin): Sowjetunion, Kommunismus. Es folgt größte Kirchenverfolgung der Geschichte. (Zwischen 1917 u. 1940 werden 120.000 Priester, Diakone, Mönche, Nonnen und andere Kirchenleute verhaftet und 96.000 erschossen.) / „Marienerscheinungen“ in Fatima / Kirchenkampf in Mexico (1917–1932) beginnt.

1922–1939

Pius XI., Ratti: Förderer der Katholischen Aktion u. der Christkönigs-Spiritualität, gegen Nationalsozialismus u. Antisemitismus („Wie kann ein Christ Judengegner sein?“). Versucht kirchliches Leben in vielen Staaten durch Konkordate zu sichern (mit Hitler-Deutschland 1933), löst Rom-Frage. Zeitsituation: Mussolini-Regime in Italien (1922), autoritäre Regimes auch in Deutschland, Österreich, Spanien, Portugal, Ungarn. Andererseits Marxismus /Leninismus/Stalinismus in Russland. Kirchenverfolgung in Mexiko (1917-1932) durch antiklerikales bürgerliches Regime, dagegen Aufstand der kath. „Cristeros“ (1926-1929). Hl. Offizium verurteilt Antisemitismus (1928). Zwischen 1933–1936 richtet P. 34 Protestbriefe gegen deutsche Regierung. 1937 verurteilt er mit Enzykliken den Nationalsozialismus („Mit brennender Sorge“) und den Kommunismus.

1929

Lateranverträge: Kompromiss zwischen Papst und Staat Italien: Papst verzichtet auf Kirchenstaat, aber bleibt Souverän im Vatikan. Italien leistet finanzielle Wiedergutmachung (Basis für Vatikanfinanzen).

1932

Hirtenwort der Bischöfe Bayerns: „Klassenhass und Rassenhass sind unchristlich und unheilvoll.“

1933

Deutschland: Machtergreifung Adolf Hitlers (1889–1945), Nationalsozialismus (für Primat der „arischen Rasse“, gegen Demokratie, Marxismus, Juden und Jüdinnen, Kirche); Reichskonkordat kann Übergriffe Hitlers auf katholische Kirche nicht verhindern.

1939–1945

Zweiter Weltkrieg: 50 Mio. Todesopfer (Soldaten, Zivilisten) und unzählige Verwundete; Schoa: Nazis vernichten sechs Mio. jüdische Mitmenschen.

1939–1958

Pius XII., Pacelli: aristokratisch, tief religiös, unterstützt Umsturzpläne gegen Hitler, leistet Hilfe für verfolgte Juden (auch finanziell), wendet sich Weihnachten 1942 in Radiobotschaft gegen NS-Regime, meidet aber weitergehenden öffentlichen(!) Protest, weswegen ihm später Feigheit vorgeworfen wird. Rettet   so Pinchas Lapide – 700.000 bis 860.000 Juden das Leben. Viele bedanken sich nach dem Krieg für Hilfe. Der Oberrabbiner von Rom wird katholisch. P. sorgt auch dafür, dass 100.000 Römer und Römerinnen während der Zeit des Krieges jeden Tag eine warme Mahlzeit erhalten. Er erkennt und verurteilt Ideologie des Kommunismus als große Gefahr für die Menschheit. 1957: Welttreffen der christlichen Arbeiterjugend in Rom (34.000 Jugendliche kommen!)

nach 1945

Kommunismus breitet sich aus; „Kalter Krieg“. Kirchenverfolgung in allen „sozialistischen“ Ländern (viele Märtyrer und Märtyrerinnen): UdSSR, DDR, Ungarn, CSSR, Polen, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Albanien, China, N-Vietnam, N-Korea, Kuba.

Aufbruch d. Kirche im demokratischen Europa: Liturgie-, Bibelbewegung, Katholische Aktion.

1948

Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK, „Weltkirchenrat“): 337 verschiedene christliche Kirchen gehören bis zum Jahr 2000 dem ÖRK an. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied, arbeitet aber vielfach mit. / Gründung des Staates Israel in Palästina / UNO, 10. 12: Erklärung der Menschenrechte

1950

Dogma-Verkündigung (nach Befragung aller kath. Bischöfe) durch den Papst: Maria lebt als Vollerlöste „mit Leib und Seele“ bei Christus im Himmel.

1953

Stalin (Jossif Wissarionowitsch), KP-Chef der Sowjetunion, überzeugter Atheist u. Religionsgegner, stirbt. Mindestens 20 Millionen Menschen sind unter seiner Diktatur in Kerkern und Lagern umgekommen.

1958–1963

Johannes XXIII., Roncalli: sehr beliebt, ökumenisch gesinnt, will Aggiornamento (Verheutigung) der Kirche, fördert die Menschenrechte, würdigt positive Errungenschaften der Moderne, überrascht Kirche und Welt mit einem neuen Konzil (Eröffnung: 1962).

1962

„Antibabypille“ kommt in Deutschland auf den Markt (1960 USA) und revolutioniert bald das Sexualverhalten. 

1962–1965

2. Vatikanisches Konzil (21): Kirche öffnet sich bewusst moderner Welt: Glaubenserneuerung aus der Bibel; Dialog mit Wissenschaft, anderen Kirchen (Ökumene), Religionen u. atheistischen Sichtweisen; Religionsfreiheit, Reform der Theologie, Liturgie und Kirchenstrukturen, Aufwertung d. Laienchristentums u. d. Bischöfe (im Verhältnis zum Papst).

1963–1978

Paul VI., Montini: konzilstreu, aber zaudernd; besucht Hl. Land (1964) u. Patriarchen Athenagoras I. (Konstantinopel 1967); Liturgiereform. Progressive u. konservative Extrempositionen innerhalb der Kirche gefährden Einheit; Klerikale Traditionalisten (Erzbischof Marcel Lefebvre und Anhänger) spalten sich ab. Enzyklika „Populorum progressio“: Kirche auf Seiten der Ärmsten: Basisgemeinden u. Befreiungstheologie in Lateinamerika (viele Märtyrer und Märtyrerinnen). Bischofssynoden als Beratung für Papst. Pastoralreisen.

1965

Bann von 1054 zwischen Rom und Konstantinopel wird offiziell aufgehoben (am Ende des Konzils).

1968

Enzyklika „Humanae vitae“ (gegen künstliche Empfängnisverhütung) trifft auf großen Widerstand im Kirchenvolk und im Episkopat (Rezeption bleibt auch weiterhin aus). Nachkonzilsbegeisterung verebbt, Kirchenbesuch nimmt ab. Jahr der Studentenunruhen in Europa: Liberalisierung (z.B. Sexualität), Säkularisierung.

1969

21. Juli: Neil Amstrong betritt als erster Mensch den Mond (Apollo 11).

1973

Leuenberger Konkordie: Lutherische, reformierte und andere evangelische Kirchen gewähren einander „Altar- und Kanzelgemeinschaft“.

seit 1975

Restauration des Islam in vielen traditionell islamischen Ländern („Fundamentalismus“)

1976

Mao Tse-tung (geb. 1893) stirbt. Er war „Großer Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas“ (1943–1976), überzeugter Atheist und Religionsgegner, „verantwortlich für über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten“ (Jung Chang).

1978

Johannes Paul I., der "lächelnde Papst", ist nur 33 Tage im Amt.

1978–2005

Johannes Paul II., Karol Wojtyla: sozial engagiert, innerkirchlich autoritär, rigoros in Moral, Disziplin und Dogma, fördert auch zweifelhafte „Movimenti“ (geistl. Bewegungen mit besonderer Papstnähe), sehr marianisch, Dialog mit Ökumene, Judentum u. allen Religionen, Suche nach ökumenisch akzeptabler Form des Petrusamtes; 14 Enzykliken u. 250 Pastoralreisen (1,25 Mio. km); Initiator von Weltjugendtreffen; 1.338 Heilig- u. 482 Seligsprechungen; Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit vielen Staaten; umstrittene Bischofsernennungen führen zu vielen Konflikten. Wird 2011unüblich rasch selig- und 2014 heiliggesprochen.

1983

Neues Kirchenrecht (CIC) tritt in Kraft / 1990 für kath. Ostkirchen (CCEO).

1984

Karl Rahner (geb.1904), der bedeutendste kath. Theologe des 20. Jh., stirbt.

1986

Papst besucht Hauptsynagoge von Rom; 1. Weltgebetstreffen der Religionen in Assisi.
Einigung Roms mit koptisch-orth. Kirche in der Christuslehre.

1989

Fall des „Eisernen Vorhanges“: Kommunistische Diktaturen in Europa beginnen zu zerfallen. Seit 1917 haben sie (laut M. Gorbatschow, Ex-Präsident der Sowjetunion) rund 60 Mio. Menschen ermordet. 

1993

Katechismus der katholischen Kirche („Weltkatechismus“) wird veröffentlicht (starke soziale Akzente).

1994

Einigung Roms mit Assyrischer Kirche in der Christuslehre (Mar Dinkha IV.) /

Genozid in Ruanda: Innerhalb von 100 Tagen werden mindestens 500.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet.

1999

Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (Katholische Kirche und Lutherischer Weltbund schaffen „differenzierten Konsens“) / Menschheit erreicht Sechs-Milliardengrenze, davon eine Milliarde katholisch (christlich insgesamt 1, 8 Milliarden).

2000

Großes Jubiläum – Heiliges Jahr 2000. Papst bittet offiziell um Vergebung für alle im Namen der Kirche begangene Untaten, macht Bibel-Pilgerfahrt (Sinai, Hl. Land: Besuch von Palästinenser-Lager u. Shoah-Gedenkstätte Yad Vaschem). zwei Mio. Jugendliche kommen zum Weltjugendtreffen nach Rom.

Zahl der christlichen Märtyrer und Märtyrerinnen in der 2000-jährigen Christentumsgeschichte wird auf 70 Millionen geschätzt, wobei allein im 20. Jahrhundert 45,5 Millionen für ihren Glauben gestorben sind (lt. Antonio Socci).

2001

Papst pilgert zu Paulus-Stätten: bittet in Athen um Vergebung für Konstantinopel-Eroberung 1204 durch Kreuzritter, betet in Damaskus in Moschee (früher Johannes-Kirche.). Papst besucht Ukraine (1,5 Mio. feiern Messe in Lemberg). Der afrikanische Erzbischof Milingo heiratet Moon-Anhängerin, Terroranschalg auf WTC in New York (11. 9) und Afghanistan-Krieg der USA.

2002

Weltgebetstreffen der Religionen (Assisi, 24.1.), Papst schickt allen Regierungen „Friedensdekalog“ der Religionen; sexuelle Missbrauchsfälle des Klerus (besonders in den USA) erschüttern die Öffentlichkeit. Papst und Patriarch Bartholomaios I. unterzeichnen Erklärung zur Bewahrung d. Schöpfung (10.6). Angeblich wird in den USA das erste Menschenbaby geklont.

2003

Papst bemüht sich (vergeblich), den Krieg der USA u. ihrer Verbündeten geg. den Irak zu verhindern. „Krieg kann Konflikte zwischen Völkern nicht lösen!“ Zehntausende Dank-E-Mails aus aller Welt solidarisieren sich mit Papst.

2004

Papst erhält „Internationalen Karlspreis zu Aachen“ (Einsatz für Einheit und Frieden in Europa). / Mitteleuropäischer Katholikentag: „Wallfahrt der Völker“ in Mariazell (80.000 Pilgernde) / Flutkatastrophe in Südasien (280.000 Todesopfer)

2005–2013

Benedikt XVI., Joseph Ratzinger (geb. 1926): auf katholische Identität bedacht, kritisiert Relativismus, eckt öfter durch missverständliche/missverstandene Worte und Aktionen an; 2006: Enzyklika über die Liebe („Deus caritas est“); 2008: Enzyklika über die Hoffnung („Spe salvi“); 2009: Sozialenzyklika („Caritas in veritate“); B. lässt vorkonziliare Liturgie (Messbuch 1962) wieder verstärkt zu, sucht Versöhnung mit Schismatikern („Piusbruderschaft“, „Patriotische Kirche“ in China), setzt sich vehement für Umweltschutz ein (Solaranlage im Vatikan!); sexuelle Missbrauchsdelikte durch Priester – oft rechtlich verjährt – werden bekannt und erschüttern die Kirche in mehreren Ländern (2010: Papstbrief an die Kirche von Irland); Pastoralreisen u. a. in die Türkei, nach Brasilien, USA, Australien, Afrika („Kondom-Missverständnis“ in Europas Medien), Israel, Jordanien, Palästina; Mexiko, Kuba, Libanon usw.

2006

Methodistenkirche stimmt Gemeinsamer Erklärung zur Rechtfertigungslehre (kath./lutherisch 1999) zu.

2009

Päpstliche Konstitution „Anglicanorum coetibus“: ermöglicht Gruppenkonversionen von anglikanischen Gläubigen zur kath. Kirche, wobei anglikanische Traditionen weitgehend beibehalten werden können.

2011

Tsunami und Atomreaktorkatastrophe in Japan / Aufstände gegen Diktaturen in islamischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens; Benedikt XVI. plädiert für friedliche Konfliktlösung.

2013

Benedikt XVI. tritt am 28. Februar überraschend freiwillig zurück, nennt sich aber „Papa emeritus“ und bleibt im Vatikan wohnen.

2013–

Franziskus, Jorge Mario Bergoglio SJ aus Argentinien, wird am 13.3.2013 als erster Lateinamerikaner Papst; seine zentralen Themen: Barmherzigkeit Gottes, Freundschaft mit den Armen; lehnt papalen Prunk ab, kritisiert heftig „Klerikalismus“; große Vorliebe für arme und benachteiligte Menschen („in Peripherien“); hat unkonventionellen Regierungsstil und stößt viele Reformen an, Bischöfe folgen meist nur zaghaft; Reformschriften: „Evangelii gaudium“ (2013, Anregungen zur Kirchenreform), „Laudato si“ (2015, Bewahrung der Schöpfung), „Amoris laetitia“ (2016, Ehe- und Beziehungsethik, behutsame Öffnung d. Sakramente für Menschen in kirchenrechtlich „irregulären Situationen“); „Fratelli tutti“ (2020, Geschwisterlichkeit aller Menschen), Reisen in Krisenherde der Welt und Länder mit kath. Minderheit; gute Beziehungen zu Judentum und Islam; mühsame Aufarbeitung der kirchlichen Missbrauchsskandale (Konferenz aller Bischofskonferenzpräsidenten 2019 zur Bewusstmachung des Problems in allen Ländern); Kritik an Politik des Populismus, Nationalismus, Migrantenfeindlichkeit; in Lehrfragen: Treue zur Tradition mit kreativer Offenheit (gegen viel Widerstand), will das Prinzip der „Synodalität“ in der kath. Kirche fördern; Aufruf zu Solidarität und Gebet angesichts der Covid-19-Pandemie, setzt sich für Impfung ein; verfügt 2022 größere Reform der röm. Kurie (Laien dürfen Dikasterien leiten).

2017

Reformationsjubiläum (500 Jahre Luthers „Thesenanschlag“): vielfach ökumenisch begangen; Auftaktfeier des Lutherischen Weltbundes am 31.10.2016 in Lund: Papst Franziskus predigt. Ermutigt auf privater Ebene kath.-ev. Ehepaare zum gemeinsamen Kommunionempfang.

2019

Ausbruch der Corona-Pandemie setzt auch den christlichen Kirchen und ihrer Wirksamkeit zu. / Franziskus besucht als erster Papst Arabien (Abu Dhabi): interreligiöses Treffen, öffentliche heilige Messe.

2022

Russland (Putin) beginnt grausamen Krieg gegen die Ukraine; erster Überfall eines traditionell christlichen Landes auf anderes traditionell christliches Land seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa.

 


Siehe auch
Zeittafel von Christi Geburt bis 1000 /Zeittafel von 1000 bis 1500 / Zeittafel von 1500-1800

 

Diese Zeittafeln wurden zusammengestellt von Karl Veitschegger (erstmalig 1999/2000, seither laufend ergänzt)

 

Literatur:

Lexikon für Theologie und Kirche; August Franzen, Kleine Kirchengeschichte, Freiburg i. B., mehr. Aufl.; Hubert Jedin, Kleine Konziliengeschichte, Freiburg i. B., mehr. Aufl.; Leopold von Ranke, Die Geschichte der Päpste; Hans Kühner, Das Imperium der Päpste, Zürich 1980; Joseph Lortz u. Erwin Iserloh, Kleine Reformationsgeschichte, Freiburg i. B., mehr. Aufl.; Verschiedene Artikel der Zeitschrift: Der Christliche Osten, Würzburg; dtv-Atlas Geschichte, München 2002; Vatican News etc.

 

 

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Was heißt Unfehlbarkeit?

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