Ist Gott ein Mann?
Dieser Beitrag erschien bereits im
Mai 1981(!) als Glosse in einer steirischen Bezirkszeitung (Weiz). Die Frage
nach der „Weiblichkeit“ Gottes wurde damals am Lande noch ziemlich zaghaft
gestellt.
Gott aufrecht halten. Das Betonen der „Mann-Fraulichkeit“
in Gott hätte sehr leicht zur gröberen Vorstellung von einem Götterpaar
verführt. Und bald hätte ein ganzer Götter-Clan den einen Gott
vergessen lassen. Israel musste sich entscheiden. Es entschied sich für Gott
als „Vater“. Aber auch Gottes weibliche Dimension brach ab und zu durch: Die
Frau Debora regiert Gottes Volk, Prophetinnen verkünden Gottes Wort, Jesaja
vergleicht Gott mit einer Mutter (49,15) usw. Der Gott Jesu Und Jesus? Er war ein Mann und nannte Gott „Vater“,
aber er verglich ihn auch mit einer Frau (Lukas 13,21 und 15,8) und
offenbarte viele weibliche Züge Gottes. Gerade als Mann tut Jesus vieles, was
man bisher nur Frauen zugetraut oder zugemutet hat: Er nimmt sich der
Schwachen an, herzt mit Kindern, macht sich zum Tischdiener und
„Fußwäscher". Andererseits akzeptiert er auch die Meinung einer Frau,
sogar einer Heidin, und ändert daraufhin sein Verhalten zu ihr (Matthäus
15,21-28)! Weil der Gott Jesu männlich und fraulich ist, gilt nicht mehr: Das
darf nur der Mann – das nur die Frau, sondern: Jeder
darf, was er kann! Männer dürfen Tischdienst machen und Frauen dürfen ihre
Meinung sagen. So sind es Frauen, die den verängstigten
Jüngern die Osterbotschaft künden dürfen. Noch länger gab es weibliche „Führungskräfte“
in der Kirche. Aber allzu früh setzten auch die Männer ihren Führungsanspruch
wieder durch. Einseitig. Was gilt für uns? Wer das überkommene Rollenbild (Mann = Herr,
Frau = Dienerin) verteidigt, kann sich zumindest nicht auf Jesus berufen.
Aber auch ein Rollentausch wäre absurd. Es geht vielmehr darum, dass Männer
von ihrer Vorherrschaft und Frauen von ihrer Niedrigkeit befreit werden, um
gemeinsam und füreinander Bild Gottes zu werden. Eine uns allen bekannte Frau
hat dies so ausgedrückt: „Er entthront die Mächtigen und erhebt die
Niedrigen“ (Lukas 1,52). Ziemlich revolutionär, diese Maria! Ich wünsche Ihnen einen schönen Mai! Karl
Veitschegger (Mai 1981) Zu
meinem Artikel: Frauen in der Kirche
zweitklassig? (2002) Theologische Gedanken zur
Frauenarbeit (1995) "Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter"
(Eph 5,22) - Gedanken von Nikolaus Wandinger zurück zur Startseite von
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