Karl Veitschegger (1995)

 

„Frauenarbeit“ - Gedanken eines Theologen

 

Impulsreferat bei Dekanatsbildungstagen der Kath. Frauenbewegung Steiermark 1995 - Handout


 

1. „Ich habe nur zwei Hände." – Nein zur Überforderung!

Von Kinderzeichnungen und Ikonen kennen wir die Darstellung mehrhändiger Frauen. Gott hat aber Frauen nicht als Arbeitstiere oder Roboter erschaffen, sondern als „Ebenbild Gottes“ (Genesis 1,27). Frau soll nicht Sklavin des Mannes, der Kinder, der Eltern, des Chefs, der Wirtschaft, der Werbung ... sein! (Sozialhirtenbrief der österr. Bischöfe = SHB 77)

Auch Gefahr der Selbstausbeutung besteht! – Jesus richtet die gekrümmte Frau auf! (Lukas 13,10-13) – Maria ist nicht nur „Magd des Herrn", sondern auch „königliche Frau".

„Dein Leben war nur Arbeit, du dachtest nie an dich ..." Dieser Spruch auf Todesanzeigen ist nicht christlich! Gott will nicht, dass der Mensch nur arbeitet. Auch für Frauen gilt: „Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.“ (Sirach 14,5) „Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!" (Sirach 14,14)

Christliche Demut heißt „Dien-Mut", aber nicht „Dien-WUT".

 

2. „Einer trage des anderen Last; so erfüllt ihr das Gesetz Christi." (Galater 6,2)

Vielfalt der Arbeit: Erwerbsarbeit, Familienarbeit, ehrenamtliche Arbeit ... Fragen Sie sich selbst: Welche Arbeitslasten trage ich als Frau? Sind die Lasten (z.B. in unserer Familie) gerecht verteilt? Wie steht´s mit der "Gleichbe-PFLICHT-igung der Männer? – Jesus verrichtet auch so genannte „Frauenarbeiten" seiner Zeit (Lukas 22,27; Johannes 13,5)

 

3. „Wer arbeitet, hat ein Recht auf Lohn." (Lukas 10,7)

Frauen leisten weltweit 70 % der Arbeit und erhalten nur 10 % des Lohnes! – Lohnverweigerung ist „himmelschreiende Sünde" (Katechismus aus dem Jahr 1960), „eine schwere Ungerechtigkeit" (Katechismus der kath. Kirche = KKK 2434) – Wie werden Arbeit in der Familie und ehrenamtliche Arbeit „belohnt"? – „Gotteslohn" darf nicht zum Deckmantel für Ausnützung werden!

 

4. „Nicht alles ist für alle gut, nicht jede/r kann jedes wählen." (Sirach 37,27)

Frauenwege sind verschieden: Single, Ordensfrau, Ehefrau, Mutter, Berufstätige, Hausfrau ... – Jede Frau soll selbst entscheiden können, welchen Weg sie geht. – Die jeweiligen Möglichkeiten, Vorteile und Nachteile erkennen und anerkennen!

Die Kirche unterstützt: Zugang zum Berufsleben und Gleichberechtigung (KKK 2433), Recht auf Hausfrausein (SHB 78), aber auch Möglichkeit des Wiedereinstieges in den Beruf (SHB 77).

 

5. Arbeit – Mitwirken an der Schöpfung, Dienst am Leben

Arbeit ist zielgerichtete Tätigkeit, um das Leben zu erhalten, zu entfalten und menschlich zu gestalten. – Wir brauchen „Brot, Wasser, Kleidung und Wohnung“ (Sirach 29,21), „Leben und Gesundheit“ (Sirach 30, 15), „Herzensfreude“ (Sirach 30,22), „Lehre der Weisen“ (Sprichwörter 13,14), Gottes Wort (Deuteronomium 8,3) – „Leben in Fülle" (Johannes 10,10). Arbeit ist Dienst am Leben – in seinem Vollsinn.

Eva heißt „Leben"! – Gott ist der „Freund des Lebens" (Weisheit 11,26). Auch wir dürfen Freundinnen und Freunde des Lebens sein.

 

Karl Veitschegger (1995)

 

 

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