Karl
Veitschegger (1997) Aschermittwoch – Beitrag in „Neues vom Graben“ 1/1997 Sich Asche auf das Haupt zu streuen galt
nicht nur im Volk Israel (vgl. Josua 7,6; Daniel
9,3; Ester 4,1;
Judit 4,11), sondern auch bei den alten Ägyptern, Arabern und Griechen
als ausdrucksvolle Geste der Klage. Auf diesem Hintergrund versteht man die
altkirchliche Sitte, dass öffentliche Sünder im rauen Gewand und mit Asche
bestreut, also „in Sack und Asche" (Matthäus 11,21), ihre oft
mehrjährige Bußzeit antraten. Seit dem 7.
Jahrhundert ist der Aschermittwoch als Tag dieser Bußeröffnung bezeugt. Wer
eine Kapitalsünde (Mord, Ehebruch, Glaubensabfall ...) begangen hatte, wurde
von diesem Tag an von der Eucharistiefeier ausgeschlossen und musste durch
Werke der Buße zeigen, dass er seine Sünde ernsthaft bereute. Die
Wiederzulassung zur heiligen Kommunion fand üblicherweise an einem
Gründonnerstag statt. Diese alte Praxis der „öffentlichen Buße“
verlor wohl wegen ihrer Strenge im Lauf der Geschichte an Bedeutung und
verschwand schließlich zu Gunsten der milderen Praxis der geheimen Beichte
(„Ohrenbeichte“). Das Bestreuen mit Asche blieb bestehen, allerdings als
Ritus, dem sich am Beginn der 40-tägigen österlichen Bußzeit nun alle
Gläubigen und nicht nur notorische Todsünder und Todsünderinnen unterzogen.
Papst Urban II. sprach im Jahr 1091 auf der Synode von Benevent sogar von
einer „Pflicht" aller Gläubigen, sich am Beginn der Fastenzeit in der
Kirche mit Asche bestreuen zu lassen. Heute ist es für katholische Christen
und Christinnen ein freiwilliges, aber immer noch eindrucksvolles Zeichen der
Hinwendung zu Jesus Christus und seiner Botschaft – „Kehrt um und glaubt an
das Evangelium!" (Markus 1,15) Karl
Veitschegger (1997) Aschenkreuz Vor vielen Jahren durfte ich im Grazer
Krematorium zusehen, wie eine Leiche verbrannt wurde. Was damals von einem
stattlichen Mann mitsamt Sarg übrig blieb, war nicht viel mehr als eine
Handvoll Asche. Nie habe ich anschaulicher erlebt, wie wahr die Worte sind,
die am Aschermittwoch in der Kirche gesprochen werden: „Bedenk o Mensch, dass
du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst!" Die Wahrheit des Sterben-Müssens wird den
Gottesdienstbesuchern und -besucherinnen am Beginn
der Fastenzeit nicht nur ungeschminkt auf den Kopf zugesagt, sondern sogar
sichtbar auf den Kopf gezeichnet. Ich gehöre nicht zu jenen Menschen,
die dem Sterben (dem eigenen, dem von Freunden und Angehörigen) furchtlos und
gelassen gegenüberstehen. Daher trifft mich dieses Zeichen der Hinfälligkeit
und Vergänglichkeit des Menschen sehr hart. Aber die Asche ist auch geweiht
und wird in Form eines Kreuzes gespendet. So ist sie zugleich eine Botschaft
des Trostes: Es gibt einen, der immer bei dir ist – gerade auch dann, wenn du
deine Grenzen erfährst, wenn deine Lebenskraft erschüttert wird, wenn du
endgültig diese Welt verlassen musst. Es gibt einen, bei dem beides gut
aufgehoben ist: deine Begrenztheit und deine Sehnsucht nach ewigem Leben. Karl
Veitschegger (1997) Zum Weiterdenken „Jeder Mensch muss zwei Blätter Papier mit
sich tragen und jeden Tag darauf schauen. Auf dem einen steht: Du bist nichts
anderes als Staub und Asche! Auf dem anderen steht: Für dich wurde das
Universum geschaffen!” Rabbinische
Weisheit Fasten: Mensch, werde
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