Karl Veitschegger (2002)
„Marientiere“
Tiere,
die in der christlichen Tradition mit der Mutter Jesu in Verbindung gebracht
werden
Vorbemerkung:
Wichtige Quelle für christliche
Tiersymbolik ist der antike Physiologus.
Weitere Quelle, die ich sehr empfehle: Lexikon der christlichen Ikonographie, 8 Bände, Verlag Herder
Freiburg i. B. 1968

Bild: Detail aus „Verkündigung und Geburt Christi“
(1470/72) von Francesco del Cossa
Biene
Aus dem früheren Text des (Ostergesanges) Exultet:
„O wahrhaft selige Biene, wunderbare! Ihr Geschlecht
wird nicht vom Männlein verletzt, nicht von der Brut gestört, ihre
Unversehrtheit nicht von den Kindern weggenommen! So hat auch die heilige
Maria als Jungfrau empfangen, als Jungfrau geboren, und sie ist Jungfrau
geblieben.“
(Zitiert nach Artikel Biene in: Manfred Lurker, Wörterbuch biblischer Bilder und
Symbole, München 1973, S. 49f) Das alte Exultet
knüpft an die antike Vorstellung an, Bienen würden ihre Brut von den Blumen
sammeln.
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Einhorn
Nur wenn es sein Haupt auf den Schoß einer
Jungfrau legt, wird das unfangbare (Fabel-)Tier
zahm und lässt sich einfangen. Dieses Verhalten wird (laut Artikel Einhorn im Lexikon für Theologie und
Kirche, 1959, Band 3, Spalte 758) schon 400 vor Christus von Ktesias berichtet. Von daher wird es im Christentum
Symbol für die Menschwerdung Gottes: Der ewige Sohn Gottes wird im Schoß
der Jungfrau Maria „emp-fangen". (Vgl. auch
Artikel Einhorn in: Manfred
Lurker, Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, München 1973, S.80f).
Darstellungen der „sakralen Jagd“, auf denen
Maria im Hortus conclusus ein Einhorn im
Schoß hat, wurden vom Trienter Konzil verboten. (Vgl. Artikel Einhorn in: Lexikon der christlichen
Ikonographie, Freiburg i. B. 1968, Band1, Spalte 592)
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Esel
Obwohl er häufig auch Negatives symbolisiert,
ist er in Legende und christlicher Kunst sehr oft braver Träger von
Muttergottes und Jesuskind. Es gibt dafür unzählige Bildzeugnisse.
Kirchenlehrer Ambrosius (+397) sagt: „Lerne vom Haustier Gottes Christus
tragen ..." (Zitiert nach Artikel Esel
in: Manfred Lurker, Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, München 1973,
S. 88)
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Eule
Sie symbolisiert in vielen Kulturen, weil sie
große Augen hat und auch im Dunkeln gut sehen kann, Weisheit und Klugheit
(Attribut der Göttin Athene bei den alten Griechen). Maria, die Christus am
Schoß trägt, wird als „sedes sapientiae“ – „Sitz der Weisheit“ angerufen
(Lauretanische Litanei). Die berühmte Stein-Eule in der Kirchenmauer von
Notre-Dame in Dijon soll – so der Volksglaube – bei Berührung Wünsche
erfüllen helfen.
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Geier
Mariensymbol, weil das Geierweibchen nach
antiker Ansicht auf wunderbare Weise ihre Jungen gebiert. (Quelle:
Physiologus)
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Heuschrecke
Wegen ihrer Eigenschaft des Häutens ist sie
seit der Renaissancezeit Auferstehungssymbol.
Bildzeugnis: Albrecht Dürers „Madonna mit Heuschrecke“ (um
1495)
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Igel
Er ist (wegen seiner Stacheln?) mit negativer
Symbolik belastet, aber weil er Schlangen (Sinnbild des Bösen) tötet, gilt
er auch als Sinnbild für Christus und seine sündenfreie Mutter Maria.
(Quelle: ein Altar in Holland? Konnte ich leider nicht mehr finden.)
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Katze
Da die Katze im Abendland erst sehr spät das
Wiesel als (Mäuse fressendes) Haustier ablöst, sind Darstellungen von
Madonna mit Katze selten, aber es gibt sie: z. B. Leonardo da Vincis „Madonna mit der Katze“,
Sammlung Carlo Noya in Savona.
Auffällig ist auch, dass Katzen früher oft
„marianische“ Namen erhielten: z.B. „Mieze“, „Miez“ und „Mizzi“. Das waren
Koseformen des Namens „Maria“. In Österreich gibt es auch den Ausruf:
„Himmlisches Mutzerl“.
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Lamm
Maria, Mutter des „Gotteslammes", ist
durch Gottes Gnade schuldlos wie ein Lamm und wird auch als Schäferin
verstanden, welche ihre Schafe zu Christus führt. Es gibt ein volkstümliches
Marienlied, das in der Steiermark gerne gesungen wurde: „Maria, die
schönste Schäferin, ein getreue Hirtenfrau …"
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Marienkäfer
In vielen europäischen Sprachen trägt dieses
freundliche Insekt einen Namen, der sich auf Maria, die Mutter Jesu,
bezieht. In dem kleinen landwirtschaftlichen Nützling sieht der
Volksglauben einen von Maria geschickten Himmelsboten und Glücksbringer.
(Vgl. Artikel Marienkäfer in: Friedrich
Kluge, Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache, 21. Auflage, Berlin
1975)
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Muschel
Die beiden Schalen der Perlmuschel werden als
Neues und Altes Testament gedeutet (Christus als Perle); die Entstehung der
Perle in der Muschel (nach antiker Vorstellung durch Tau vom Himmel, der
mittels Sonnenstrahls in die Muschel dringt, ausgelöst) versinnbildlicht
die jungfräuliche Empfängnis.
Schon Ephraim der Syrer (+ 373) vergleicht
Maria mit einer Muschel. Häufig geschieht das dann in der mittelalterlichen
Kunst. (Vgl. Artikel Perle in:
Manfred Lurker, Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, München 1973, S.
235)
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Papagei
Der
schöne Vogel ist Symbol für die Jungfrau Maria. (Vgl. Hans Baldung Griens Bild „Maria
mit Kind und Papageien“,1533, und Jan van Eycks Gemälde „Die Madonna des
Kanonikus van der Paele“, 1436)
Der
Papageienschrei wird als „Ave“ gedeutet, also als Beginn des lateinischen
Mariengrußes „Ave Maria“.
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Schnecke
Sie ist Symbol für Auferstehung, weil sie im Frühling
(Osterzeit) den Deckel ihres Hauses sprengt und sich wieder regt und als
lebend erweist. Auch Sinnbild für Jungfräulichkeit und Beständigkeit der
Mutter Gottes. Die Schnecke auf dem Bild „Verkündigung und Geburt
Christi“ (1470/72) von Francesco del Cossa, ist
fast so groß wie der Fuß des Erzengels Gabriel gemalt.
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Schwalbe
Die nistende Schwalbe ist in der Bibel Sinnbild
für die Geborgenheit der Gottsuchenden bei Gott (Ps 84,4), ihr Zwitschern
Bild für inniges Beten (Jes 38,14). Als Frühlingsbote steht sie auch für
Freude (nach harter „winterlicher" Mühe) und Auferstehung. Da man
früher annahm, sie könne ihre blinden Jungen mittels Schöllkrautes von der
Blindheit heilen, ist sie auch Symbol für Buße (Heilung von geistiger
Blindheit). In manchen Gegenden gilt die Schwalbe als Marienvogel oder
Muttergottesvogel. Siehe dazu.
Alte Bauernregel: „Zu Mariä Geburt (8.9)
fliegen die Schwalben furt. Zu Mariä Verkündigung
kommen sie wiederum.“
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Schwan
Er ist Symbol der Reifung und Reinheit
(Gefieder wird immer weißer) und so auch für die Jungfrau Maria.
Wappentier der Kartäuser und der Zisterzienser
in Salem. (Vgl. Artikel Schwan
in: Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg i. B. 1968, Band 4,
Spalte 133)
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Strauß
Nach Ijob 39,12-14 überlässt die Straußenhenne
ihre Eier (leichtsinnig) dem warmen Sand und der brütenden Sonne. Andere
meinten, sie brüte ihre Jungen bloß durch Blicke aus. Im „Defensorium inviolatae virginitatis beatae Mariae“
(15. Jh.?) ist der Schwan natürliches Symbol für jungfräuliche Geburt und
die Jungfrau Maria.
Wedel aus Straußenfedern spielten früher auch
im Papstzeremoniell eine Rolle.
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Taube
Symbol für den Heiligen Geist (Mt 3,16), der
Maria überschattete (unzählige Bilder); Bezeichnung für geliebte Frau (Hld
2,14), auch für Reinheit. Die Tauben-Symbolik für Maria liegt daher nahe.
Auf vielen Darstellungen der Heiligen Familie sind Tauben zu finden.
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Wiesel
Es soll laut Physiologus seine Jungen auf wunderbare
Weise empfangen und gebären. Auch Sinnbild für opferbereite Reinheit und
Kampf gegen das Böse
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Tiere in der Bibel
Tiere als Heiligenattribute
Tiersymbolik in Bibel und christlicher Tradition
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