Zeichen der katholischen Tauffeier Skizze für Kurzreferat bei den
Dekanatsbildungstagen 1996 der Katholischen Frauenbewegung in der Steiermark Was christlicher Glaube ist und wozu wir als Christenmenschen berufen
sind, wird in der Feier der Taufe (hier im römischen Ritus) grundgelegt und
symbolisch dargestellt:
Taufe mit Wasser Wasser ist ein Ur-Symbol für Reinigung und
Erfrischung, Tod und Geburt, Sterben und Auferstehen. Das Wort „Taufe"
kommt von „tauchen". Wer „im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes" (Matthäus 28,19) getauft wird, wird eingetaucht in die Liebe
Gottes, um aus Gott neu geboren zu werden zu
unvergänglichem Leben. Neue Geburt bedeutet: Das letztlich
Bestimmende in meinem Leben ist nicht meine biologische Geburt (mein
genetisches Erbe mit vorprogrammiertem Sterben-Müssen) und nicht meine
„soziale Geburt" (Hineingeborenwerden in ein Milieu, in Belastungen und
Schuldzusammenhänge – theologisch auch „Erbschuld" genannt), sondern das
letzte Wort in meinem Leben hat Gott, die Quelle des ewigen Lebens. |„Wir wurden mit ihm
(Christus) begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die
Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir
als neue Menschen leben." (Römer 6,4) |„Wenn jemand in Christus
ist, dann ist er eine neue Schöpfung." (2.Korinther 5,17) |„Was kann uns
scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger
oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ... Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten
der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von
der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Römer
8,35-39) Diese Liebe Gottes, aus der ich immer neu leben
darf, ist kein Privatbesitz. Sie ist ihrem Wesen nach ein
Geschenk zum Weiterschenken: |„Wenn Gott uns so geliebt
hat, müssen auch wir einander lieben!" (1 Johannes 4,11) Salbung mit Chrisam Das Chrisam (das heilige Öl) ist Symbol
für den Geist Gottes. Im alten Israel wurden Könige, Priester und Propheten –
sie sind die großen Hoffnungsträger des Volkes – mit Öl gesalbt. Das Neue
Testament verkündet, dass Jesus von Nazaret der Gesalbte ist
(hebräisch „Meschiach", griechisch
„Christos“). Er ist der König, der Priester und der
Prophet – Hoffnungsträger wie niemand sonst. Durch die Taufe bekomme ich
Anteil an seinem Königtum, Priestertum und Prophetenamt: |„Er hat uns zu Königen
gemacht und zu Priestern vor Gott seinem Vater." (Offenbarung
1,6) |„Ihr seid eine königliche
Priesterschaft." (1 Petrus 2,9) |„Eure Söhne und Töchter
werden Propheten sein." (Joel 3,1; Apostelgeschichte 2,17) Das will die Kirche mit der Chrisam-Salbung nach
der Taufe verdeutlichen: Als Christ oder Christin bin ich |Priester/in: Führer/in zu Gott,
Vermittler/in der Gottesnähe, Segen für andere ... |König/in: Freiheit und höchste
Würde, Verantwortung für das Zusammenleben, politische Verantwortung
(griechisch „polis" = Stadt, Ort des
Miteinanders), Beschützer/in der Benachteiligten ... |Prophet/in: "Sprecher/in Gottes", Verkünder/in, Sozialkritik,
"Visionen" für die Zukunft ... Überreichung des weißen Kleides Der Glaube an die Liebe Gottes überwindet soziale
Schranken, ermöglicht neue Formen des Miteinanders (auch neue Formen der
Politik): |„Die ihr auf Christus
getauft seid, ihr habt Christus angezogen. Es gibt
nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau;
denn ihr alle seid eins in Christus." (Galater 4,27-28) Übergabe der brennenden Taufkerze Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der
Welt!" (Johannes 8,12), aber auch „Ihr seid das Licht der Welt!"
(Matthäus 5,14) Es genügt nicht, ein Kirchenlicht zu sein und über die
finstere Welt zu klagen. Als Mensch, der seine Taufe ernst nimmt, muss ich
selbst Licht in die Welt bringen ... Effata-Ritus Der Täufer berührt Ohr und Mund des Täuflings und
spricht das Wort Jesu: „Effata"
– Tu dich auf! (Vgl. Markus 7,31-37) Die
drei „asiatischen Affen" (nichts hören, nichts sehen, nichts sprechen)
sind nicht das Ideal christlicher Lebensgestaltung. Christlicher Glaube
spricht vielmehr: Effata – öffne deine Sinne! Nimm die Wirklichkeit um dich
herum wahr, sei hellhörig, schau genau hin, rede mit und gestalte mit! Auch von der Taufe gilt das altchristliche Wort: „Christ, werde, was du empfangen
hast!" Karl
Veitschegger (1996/2000) Offener Raum „Die große Explosion der Auferstehung hat in der Taufe nach
uns gegriffen. So gehören wir einer neuen Dimension des Lebens zu, in die wir
mitten in den Bedrängnissen dieser Zeit schon hineingehalten sind. In diesen
offenen Raum hineinzuleben, das heißt getauft sein, das heißt Christ sein.“ Benedikt XVI. (Osterpredigt 2006) Zurück
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