Bibel: Gottes-
oder Menschenwort? Nicht vom Himmel gefallen Die Heilige Schrift ist nach katholischer
Überzeugung nicht vom Himmel gefallen. Sie ist auch nicht die Niederschrift
eines direkten Diktates Gottes, wie das z. B. die Muslime vom Koran annehmen.
Sie ist vielmehr im Lauf vieler Jahrhunderte gewachsen. Die
Schriftsteller der einzelnen biblischen Schriften waren Menschen ihrer
jeweiligen Zeit und bedienten sich des Weltbildes, der Naturerkenntnis, der
Sprachen und der literarischen Ausdrucksmittel ihrer Zeit. Dennoch – so sagt
christlicher Glaube – hat Gott durch sie geredet und redet auch heute noch zu
uns durch sie. Er hat diesen menschlichen Weg zugelassen, ja gewählt, um sich
im Lauf der Geschichte immer deutlicher zu offenbaren. Wort Gottes in
Person Am
deutlichsten – so glauben wir als Christen und Christinnen – hat Gott sich
schließlich in Jesus von Nazaret ausgedrückt. Er ist das menschgewordene Wort
Gottes (vgl. Johannes 1). „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott
einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; zuletzt aber hat er zu
uns gesprochen durch den Sohn.“ (Hebräer 1,1f) Durch seine Botschaft,
sein ganzes Leben, seinen Tod und seine Auferstehung zeigt Gott uns endgültig
und unüberbietbar, wer er ist und was er mit uns Menschen vorhat. Das ist für
uns Christen und Christinnen auch der Schlüssel zum Verständnis der gesamten
Bibel. Gotteswort in Menschenwort Um es kurz zu sagen: Die Bibel ist Gotteswort in Menschenwort. Ein Einzelner, der darin liest und eigenmächtig interpretiert, kann freilich leicht in die Irre gehen. Denken wir nur an die vielen miteinander rivalisierenden Sekten, die sich alle auf die Bibel berufen. Als katholische Christen und Christinnen lesen und deuten wir die Heilige Schrift daher immer im Licht des Glaubens, wie er in der Gemeinschaft der Kirche seit fast 2000 Jahren verkündet, entfaltet, gelebt und gefeiert wird. Wir sind fest davon überzeugt: Derselbe Geist, der die Schriftsteller der Bibel inspiriert hat, begleitet auch die Gemeinschaft der Kirche durch die Jahrhunderte und lässt sie Gottes Wort immer besser verstehen (vgl. Joh 16, 12). Ist der Gott der Bibel grausam und gewalttätig? Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück zum Menü "Artikel, Referate, Skizzen ..." Karl Veitschegger © 2004 |