Wohin geht
die Katholische Kirche in der Steiermark? Unser Zukunftsbild 2017
und die angedachte Diözesanreform Kaum
war Papst Franziskus im Amt, hat er weltweit zur „Bekehrung der Pastoral“ (conversio pastoralis)
aufgerufen: Die Kirche möge sich weniger Sorgen um sich selbst, ihre
Organisation, ihre Mitgliederzahl und ihr Image machen, sondern demütiger
werden und sich radikal den Menschen zuwenden – wie Jesus. Dieser Aufruf traf
auch die Katholische Kirche in der Steiermark. Vom Leben der Menschen
ausgehen Die
wichtigste Frage für die Reform unserer Diözese ist nicht: „Was braucht die
Kirche?“, sondern: „Was brauchen die Menschen?“ Denn die Kirche ist für den
Menschen da, nicht umgekehrt. Dem entspricht auch der erste Leitsatz im
Zukunftsbild der steirischen Kirche: „Wir gehen vom Leben der Menschen aus“.
Das heißt: Wir wollen die Buntheit der Lebenswirklichkeit ernst nehmen und
besser verstehen lernen. Jesus, sein Wort und sein Leben inspirieren uns
dabei. Wir wollen jedem Menschen, auch wenn er „anders“ glaubt und lebt, mit
Achtsamkeit begegnen. Wir wollen niemanden verurteilen und mit jenen, die es
wünschen, gemeinsam nach einem sinnerfüllten Leben suchen – in großem Respekt
vor ihrer Freiheit. Gemeinsam suchen – besonders
mit den Armen Wir
wollen keine besserwisserische Kirche sein, sondern eine lernende. Darum
heißt der zweite Leitsatz: „Wir sind alle auf der Suche nach Gott“. In jedem
Menschen, so glauben wir, ist Gott gegenwärtig. Von jedem und mit jedem
können wir etwas von der Tiefe des Lebens lernen – und damit von der
Menschenliebe Gottes, die der Kern des Evangeliums ist. Besonders viel können
wir von den Armen und Benachteiligten lernen. Sie, die an den Rand gedrängt
werden, sind die Lieblinge Gottes. Der Umgang mit Ihnen bringt uns wenig
Ansehen, nötigt uns aber zu Demut, Realitätssinn, Risiko, Flexibilität,
Solidarität ... Gerade durch sie und von ihnen könne wir viel lernen – über
Gott, Evangelium, Menschsein... Werden wir den Mut haben, eine „Kirche der
Armen“ zu werden? Der dritte Leitsatz im Zukunftsbild ermutigt dazu: „Wir
begegnen dem Geheimnis Gottes in der Liebe zu den Armen und Benachteiligten“. Neue Arten, Kirche zu leben Wenn
diese grundsätzliche „Bekehrung der Pastoral“ gelingt, haben auch die anderen
Reformvorhaben unseres Bischofs eine Chance: Neue Orte des Kirche-Seins
werden entstehen durch Menschen und für Menschen, die mit dem klassischen Pfarrleben
wenig anfangen können. Christen und Christinnen werden selbst Verantwortung
für die Seelsorge vor Ort übernehmen und sich gezielt für eine humanere
Gesellschaft einsetzen. Die Errichtung größerer „Seelsorgeräume“ kann ein
neues Miteinander und eine buntere Vielfalt von Berufungen, Gemeinden,
Gottesdiensten und gelebter Nächstenliebe fördern. Fairere Formen der
Zusammenarbeit von Priestern und Laien, Männern und Frauen, Hauptamtlichen
und Ehrenamtlichen werden dann möglich sein. Das gilt auch für neue Formen
der Leitung und Koordination in der Kirche. Bei allem kirchlichen Tun wird
verstärkt auf Qualität geachtet werden. Vieles wird sterben, Neues
kommen Freilich
wird auch viel Liebgewordenes in den nächsten Jahren sterben. Das wird
manchen sehr weh tun, andere entlasten. Zugleich wird Neues, das heutigen
Menschen besser entspricht, entstehen. Die Kirche wird in unserem Land
zahlenmäßig wohl noch kleiner werden, aber sie kann ehrlicher, demütiger und
glaubwürdiger werden – und so ihrem Meister ähnlicher, „der nicht gekommen
ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ (Mt 20,28) Karl Veitschegger, Mitglied der Arbeitsgruppe Zukunftsbild (Sommer
2017 bis Sommer 2018) Den gesamten
Text des Zukunftsbildes der katholischen Kirche Steiermark finden sie auf der
Homepage der Diözese: www.katholische-kirche-steiermark.at/portal/dioezese/zukunftsbild Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück zum Menü „Meine Artikel, Referate, Skizzen ...“ Karl
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