Karl
Veitschegger (1998) Petrus und Paulus – Festtag am 29. Juni Zwei
recht unterschiedliche Gestalten: Der eine ist einfacher Fischer und Begleiter
des irdischen Jesus von der Taufe im Jordan an bis zu den umwälzenden
Ereignissen in Jerusalem. Schon früh tritt er als Wortführer der Jünger und
Jüngerinnen Jesu in Erscheinung. Der andere, ein theologisch gebildeter
Zeltmacher, ist zuerst ein fanatischer Gegner der Jesusbewegung und wird erst
durch sein „Damaskuserlebnis“ zum Apostel des
auferstandenen Christus. Der eine gilt als „Fels“ der Kirche (Matthäus
16,18), der andere als der große Künder der christlichen Freiheit: „Wo der
Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (Korinther 3,17). Beide stehen im
Dienst desselben Herrn. Beide gehören zum Fundament unserer Kirche. Zwei
maßgebliche Apostel, die – wie wir aus dem Neuen Testament erfahren – auch
miteinander im Streit liegen können: „Als Kephas [Petrus] aber nach Antiochia gekommen war, habe
ich [Paulus] ihm ins Angesicht widerstanden, weil er sich ins Unrecht gesetzt
hatte.“ (Galater 2,11) Konflikte
gehören von Anfang an zur Kirche. Traditionsverbundenheit und Offenheit für
Neues stehen immer in Spannung zueinander, ebenso Einheit und Vielfalt. Da
kann schon hin und wieder ein heftiger Streit ausbrechen. Gott mutet seiner
Kirche solche Konflikte zu. Und er will, dass sie offen ausgetragen werden.
Petrus und Paulus streiten miteinander, aber sie entzweien sich nicht. Sie
halten einander aus, weil sie für dasselbe Evangelium arbeiten. Schließlich
bezeugen beide den Glauben an Christus mit ihrem Blut. Petrus und Paulus –
unverwechselbar verschieden und doch so sehr verbunden, dass sie beide an
einem gemeinsamen Festtag gefeiert werden. (Beitrag für „kirche:konkret“
Nr. 0/1998,hier leicht verändert) Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück zum Menü „Artikel,
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