Karl Veitschegger (Ostern
2003) Ostergedanken für die „Kleine Zeitung“ Als Ausgangspunkt jedes Gedankenanstoßes wurde ein
Symbol gewählt, das dem Osterbrauchtum oder der katholischen Osterliturgie
entnommen ist. Palmsonntag, 13.4.2003 Palmzweige Frühlingszweige - Zeichen der Hoffnung, die uns
die Natur schenkt und die heute vor vielen Kirchen gesegnet werden. Mit Zweigen
wurde vor 2000 Jahren auch der Mann aus Nazaret in Jerusalem begrüßt. Was
haben wir Menschen nötiger als Hoffnung! Eine Hoffnung, die auch das
Scheitern und den Tod wahr-nimmt, aber nicht an deren Allmacht glaubt! Montag in der Karwoche, 14.4.2003 Esel Auf einem Esel zog Jesus vor 2000 Jahren in die Stadt Jerusalem ein.
Sehr bewusst. Den Eseln wurde damals allerlei Unschickliches nachgesagt. Sie
seien störrisch, wollüstig, übermütig ...
Aber eines wusste man auch: Sie sind im Unterschied zum Pferd völlig
unbrauchbar für den Kampf. Unfähigkeit zum Krieg – eine Auszeichnung! Dienstag in der Karwoche, 15.4.2003 Ratsche Die Ratsche ersetzt - so ein alter Brauch - vom
Gründonnerstag bis zur Osternacht das Läuten der Kirchenglocken. "Die
Glocken fliegen inzwischen weg!", sagt der Volksmund. Das Knattern der
Ratschen erinnert an die Härte der Passion Christi. „Und an Maschinengewehre“, sagen die
Kinder. Irgendwo ist immer Passion. Zu oft wird die Menschlichkeit
niedergeknüppelt. Glauben wir an die Rückkehr der Glocken? Mittwoch in der
Karwoche, 15.4.2003 Olive Die Olive wird gepresst. So gibt sie seit Jahrtausenden ihr Bestes:
Öl, das als Nahrung dient. Öl, das Lampen leuchten lässt. Öl, mit dem
Menschen sich salben, um stark und schön zu sein. Das „Sterben“ der Olive
bringt den Menschen Leben, Licht, Kraft und Schönheit. Der Garten, indem
Jesus seine Passion begann, heißt Getsemani, zu deutsch:
Ölpresse. Gründonnerstag,
17.April 2003 Kelch Aus dem Becher eines anderen trinken, hieß in alter Zeit, an dessen
Schicksal Anteil nehmen. Die Bibel erzählt, wie Jesus Angst hat, den Kelch
der leidenden Menschheit zu trinken: „Dieser Kelch gehe an mir vorüber ...!“
Aber er nimmt ihn doch und leert ihn bis zur Neige. Er, der sich zum Bruder
aller machte, reicht seinen Kelch durch die Jahrhunderte weiter: Trinkt alle
daraus! Trinkt mein Leben! Trinkt die Hoffnung und den Mut, einander beim
Tragen der Lasten beizustehen. Karfreitag,
18.4.2003 Osterlamm Das Schaf gibt
Milch, Käse und Fleisch, Wollkleidung und (Zelt-)Dach. Aus Teilen seines
Körpers kann man Trommeln und Saiteninstrumente herstellen. Mit dem Schall
des Widderhorns wird bei vielen Völkern zum Fest gerufen, und als Opfertier
versinnbildlicht es Versöhnung mit der Gottheit. Es steht seit uralten Zeiten
für Leben, Geborgenheit, Fest, Opfer und Versöhnung. Den Mann aus Nazaret,
der all das zum Inhalt seines Lebens und Sterben gemacht hat, nennt die Bibel
"Lamm Gottes". Karsamstag,
19.4.2003 Osterfeuer An vielen Orten unseres Landes werden
heute Abend Osterfeuer leuchten. Feuer erhellt die Dunkelheit und gibt Wärme
in kalter Zeit. In der griechischen Mythologie verdanken die Menschen das
Feuer dem Rebellen Prometheus. Auch das christliche Osterfeuer ist Rebellion.
Lumen Christi – Leuchtkraft
Christi: Rebellion gegen den scheinbar allmächtigen Tod, Aufstand wider die
lähmende Hoffnungslosigkeit, Auferstehung zum Leben. Ostersonntag,
20.4.2003 Osterei „Wenn die Christen keine roten Eier mehr
machen, geht die Welt unter!", heißt ein Spruch in Rumänien. Der Brauch,
am Osterfest Eier zu segnen, geht nachweislich bis ins 4. Jahrhundert zurück.
Das Ei, schon in vorchristlicher Zeit ein Symbol für das erwachende Leben,
wurde von den Christen als Sinnbild für die Auferstehung Jesu besonders
geschätzt: Das Küken, das die Ei-Schale durchbricht, erinnert sie an den, der
die Umklammerung des Todes zu durchbrechen vermag. Karl Veitschegger
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