Karl Veitschegger (2007)

 

Maria – Abstraktionen brauchen keine Mutter


 

Vor einigen Jahren las ich in einer Zeitung, dass der belgische Kardinal Léon Suenens (1906–1996), der eine wichtige Rolle auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil gespielt hatte, gefragt wurde, warum Maria vielen Menschen heute fremd geworden sei. Der Kardinal soll darauf geantwortet haben: „Wenn Christus für jemand zur bloßen Abstraktion geworden ist, dann bleibt auch Maria eine bloße Abstraktion, denn Abstraktionen brauchen keine Mutter“.

 

Mir ging damals auf: Der Name „Maria“ im Glaubensbekenntnis, die vielen Marienbilder, Marienlieder, Marienfeste und Marienwallfahrtsorte weisen letztlich darauf hin: Jesus von Nazaret ist keine Abstraktion, nicht bloß eine schöne göttliche Idee. Er ist – wie die Bibel nicht gerade zimperlich sagt – „im Fleisch gekommen “ (1 Johannes 4,2). Er hat eine Mutter, eine ganz und gar menschliche Mutter, eine jüdische Mutter.

 

Ihr Name verbindet die Geschichte Jesu untrennbar mit der Geschichte Israels. Ihr Name verbindet seine Geschichte aber auch mit der Geschichte der ganzen Menschheit. Denn alles, was Menschenantlitz trägt, hat im Leib einer Mutter begonnen. Und als Gott es satthatte, bloß als frommer Gedanke in den Köpfen und Herzen der Menschen zu wohnen und in Jesus zum „eingefleischten“ Menschenfreund werden wollte, suchte er eine Mutter. Und Maria hat dazu ja gesagt.

Danke, Maria.

 

Karl Veitschegger (2007)

 

Veröffentlicht: https://www.lodernet.com/maria/2007_13.html

 

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