Karl Veitschegger (2024)

 

Maria Magdalena – „Apostelin der Apostel“ – 22. Juli


 

Am 22. Juli feiert die katholische Kirche das Fest der heiligen Maria aus Magdala. Sie wird in der „Legenda aurea“ (14. Jh.) als „familiarissima“, also vertrauteste Freundin des Herrn Jesus bezeichnet. Ist sie doch jene Jüngerin, die im Unterschied zu den männlichen Jüngern ihrem „Rabbuni“ bis zu seinem Tod treu geblieben ist. Und darüber hinaus!

 

So darf sie als erste am Ostermorgen Jesus als Lebenden erfahren. — „Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was ER ihr gesagt hatte.“ (Joh 20,18) — So wurde sie zur „Apostelin der Apostel“ (apostola apostolorum).

 

Aus dem Tagesgebet der Festmesse:

„Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, die heilige Maria Magdalena durfte den Auferstandenen sehen und als Erste den Jüngern die österliche Freude verkünden …“

 

Aus der Präfation der Festmesse:

„Sie hatte IHN in seinem irdischen Leben geliebt und am Kreuz sterben gesehen. In seinem Grab hatte sie ihn gesucht. Sie war die erste, die ihn nach seiner Auferstehung von den Toten angebetet hatte. So erhob er sie zur Apostelin unter den Aposteln, damit die frohe Botschaft vom neuen Leben bis an die Grenzen der Erde gelange ...“

 

Papst Franziskus hat 2016 ihr Fest dem der Apostel gleichgestellt. In der Ostkirche wird sie ἰσαπόστολος - eine „Apostelgleiche“ genannt.

 

Karl Veitschegger (2024)

 


 

Maria Magdalena

 

Unter den Jüngerinnen Jesu (vgl. Lk 8,1–3) spielte Maria von Magdala eine besondere Rolle. Sie war nach dem Johannesevangelium die erste Person, der Jesus nach seiner Kreuzigung als Auferstandener erschien (vgl. Joh 20,1–18). Darum wird sie in der christlichen Tradition „Apostelin der Apostel“ genannt.

 

Dass eine späte Legende im Abendland sie zur Sexarbeiterin machte, die durch Jesus zur großen Büßerin geworden sei, entsprang der Fantasie. In der Bibel steht davon nichts. Erst Papst Gregor der Große (+ 604) identifizierte die Magdalenerin irrtümlich mit der namenlosen „Sünderin“ in Lukas 7,36-50 und verschmolz so die zwei Frauengestalten zur großen sündhaften Frau im Gefolge Jesu. Folgenschwer!

 

Nicht weniger Fantasie anregend war für manche ein 1945 in Nag Hammadi entdeckter koptischer Text aus dem 4./5. Jahrhundert, in dem erwähnt wird, Jesus habe seine Lieblingsjüngerin Maria „auf den [Mund] geküsst“ (NHC II, p.63,35f). Allerdings ist dieser Text sehr schadhaft und ausgerechnet das Wort „Mund“ nur eine Vermutung. Man muss außerdem wissen, dass „Kuss“ in den sexfeindlichen Sondergruppen der Gnosis, aus denen dieser Text stammt, als Symbol für die Weitergabe spirituellen Wissens steht. Trotzdem hat dieser Fund aus später Zeit Filmemacher und Verschwörungstheoretiker angeregt.

 

Wer war Maria Magdalena wirklich?

 

Die Evangelien erzählen, dass Jesus „aus ihr sieben Dämonen ausgetrieben“ habe. Das heißt ins Heute übersetzt: Jesu hat sie von einer sehr schweren psychischen Krankheit geheilt. Gesund geworden, folgte sie ihm als Jüngerin nach, unterstützte als selbständige wohlhabende Frau den Jüngerkreis finanziell, und blieb im Unterschied zu Petrus und anderen Männern Jesus bis unter das Kreuz treu. Eine starke und tapfere Frau.

Es passt gut, dass sie (laut Johannesevangelium) die erste war, die den Aposteln das Evangelium von der Auferstehung verkündete.

Papst Franziskus hat vor einigen Jahren ihrem Festtag den Rang eines Apostelfestes gegeben.

 

Karl Veitschegger (2023)

 

 

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