Karl Veitschegger (2010) Der Kren –
geschmackvolles Ostersymbol Das
christliche Osterfest hat seinen Ursprung im jüdischen Pessachfest.
In biblischer Zeit aßen jüdische Familien ein Pessach-Lamm in Erinnerung an
die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Das verlangte
das Gesetz des Moses und es fügte hinzu: „Mit Bitterkräutern soll man es
essen!“ (Exodus 12,8) Nachdem
die Römer den Tempel in Jerusalem zerstört hatten, wurde das Lamm durch
andere Speisen ersetzt. Aber die bittere Beilage blieb weiterhin verbindlich
für das Pessachmahl. Bis heute legen jüdische
Familien und Gemeinden auf den österlichen Festtagsteller (Seder-Teller)
auch Kren als „Bitterkraut“ (Maror). Die
Krenwurzel soll an das bittere und tränenreiche Schicksal der Vorfahren
erinnern. Eine
ähnliche Bedeutung hat der Kren auch für die christliche Osterjause. Am
Karsamstag wird er mit süßem Brot, hart gekochten Eiern, Fleisch und anderen
Köstlichkeiten im Weihkorb zur Kirche, zu einer
Kapelle oder zu einem Bildstock getragen, wo die Osterspeisen gesegnet
werden. Inmitten der angenehm duftenden Leckerbissen symbolisiert er das
Leiden Christi, in dem wiederum das Leider aller Menschen aller Zeiten, ja
das Leiden aller Geschöpfe zum Ausdruck kommt. „Als er auf Erden lebte“, sagt
die Bibel, hat Jesus Christus „mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete
und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte“ (Hebr 5,7).
Gott hat ihm zwar den Tod nicht erspart, aber am Ostermorgen alles Bittere in
Osterherrlichkeit verwandelt. So dürfen alle Geschöpfe hoffen, dass Gott auch
ihre „Karfreitage“, die sie durchleiden müssen, einmal in österliche Freude
verwandeln wird. Der
Kren ist scharf und bitter und treibt uns Tränen in die Augen, aber letztlich
ist er heilsam und stärkt unsere Lebenskräfte. Er ist ein geschmackvoller
Zeuge für die Wahrheit des Lebens: für das Leid, das sich in Freude wandeln
kann, für das Kreuz, aus dem Heilsames hervorgeht. Letztlich wird das Leben
siegen, sagt Ostern. Feiern wir das Leben. Guten Appetit! (Dieser Artikel erschien leicht verändert
in KOCHEN
& KÜCHE, 4/2010, S.39) Karl
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