Karl Veitschegger
(2011) Faschingskrapfen Foto: Roswitha Pfleger Bevor es ernst wurde Unsere
christlichen Vorfahren nahmen das Fasten in der Zeit vor Ostern ziemlich
ernst. Sie verzichteten bei ihren Mahlzeiten nicht nur auf Fleisch, sondern
weitgehend auf alle tierischen Produkte. Daher sollten die im Haus befindlichen
Eier- und Schmalzvorräte noch vor dem Aschermittwoch (Beginn der Fastenzeit)
aufgebraucht werden. Da war das Backen der Faschingskrapfen sehr willkommen. Kraft in lustiger
Zeit So
ernst katholische Menschen das Fasten nahmen, so lustig und ausgelassen
begingen sie davor den Fasching. Das Tanzbein wurde kräftig geschwungen,
ledige Männer und Frauen suchten und fanden einander, Priester segneten viele
Brautpaare zum Bund der Ehe. Und die in Schmalz gebackenen Krapfen spendeten
Energie. Bis heute sind sie Ausdruck von Sinnlichkeit und Lebensfreude. Steirische Besonderheit Natürlich gibt es Krapfen nicht nur im
katholischen Bereich. Im steirischen Ennstal, vor allem rund um Schladming
und in der Ramsau, unterscheidet man zwischen katholischen und evangelischen
Krapfen. Das hat aber ursprünglich nichts mit Glaubensunterschieden, sondern
mit klimatischen Gegebenheiten zu tun. Die evangelischen Bauernhöfe lagen
traditionell in sonnigerem Gebiet, wo auch Weizen gedieh und zum „Krapfenbachen“ verwendet wurde, die katholischen in
schattigerem Gebiet, wo man auf Roggen angewiesen blieb. So galten und
gelten, je nach verwendetem Mehl, die hellen Krapfen als „evangelisch“, die
dunklen als „katholisch“. Runder Genuss Krapfen gibt es schon im Mittelalter, wo sie in sogenannten
„Schmalzkochereien“ hergestellt werden. Der Name erinnert noch an ihre
ursprüngliche Haken-Form. Das althochdeutsche „krapho“
bedeutet nämlich „Haken, Kralle, Klaue“. Die gitterförmigen Strauben geben noch eine Vorstellung davon. Unser
heutiger Faschingskrapfen freilich lockt in vollendeter Rundheit zum
fröhlichen Genuss. – Guten Appetit! Karl Veitschegger Bild oben:
Köstliche Krapfen von Café
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