Karl Veitschegger

 

6. Jänner: Erscheinung des Herrn - Dreikönig


Der heutige Festtag hat viele Namen: Epiphanie, Erscheinung des Herrn, Dreikönigstag. Gefeiert wird das Aufleuchten Gottes in Jesus Christus.

 

Erscheinung – Epiphanie

Der Ausdruck „Erscheinung“ (griechisch ἐπιφάνεια - epiphania, eingedeutscht Epiphanie) meint hier, dass durch Jesus Christus die Liebe Gottes in der Welt erschienen ist. Deshalb wird an diesem Festtag seit den ersten christlichen Jahrhunderten der Geburt Christi, aber auch seiner Taufe im Jordan und seines ersten Wunders (Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana) gedacht. Das sind nach christlicher Tradition Ereignisse, in denen die Göttlichkeit Jesu aufzuleuchten beginnt. Das Tagesevangelium erzählt, wie sternkundige Weise aus dem Morgenland das Jesuskind suchen und es nach einem Umweg auch finden: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar." (Matthäus 2,11)

 

„Drei Könige“

Wegen dieser kostbaren Gaben werden sie später für „Könige“ gehalten und auch so dargestellt. Die Dreizahl der Gaben führt dazu, drei Geber anzunehmen – also „drei Könige“. Die Tradition gibt ihnen dann auch noch die bekannten Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie werden in der christlichen Kunst zu Vertretern verschiedener Kontinente (darum ist oft ein Schwarzer dargestellt) und verschiedener Lebensalter (Jüngling, reifer Mann, Greis). Im Volksmund heißt das Fest auch „Dreikönigstag“ oder einfach „Dreikönig“.

 

Bräuche

Das „Sternsingen“ (Dreikönigsaktion: www.dka.at) in den Tagen vor dem Dreikönigstag gehört zu den beliebtesten Bräuchen unseres Landes. Mancherorts wird nach der Liturgie Wasser geweiht. Das „Dreikönigswasser" wird als Zeichen des Segens von den Gläubigen nach Hause mitgenommen. Auch der Brauch des „Rauchengehens“ am Vorabend des 6. Jänners (Haus- und Hofsegnung mit Weihrauch) ist in manchen Familien noch oder wieder üblich.

 

Das Geburtssternchen

Der (christliche) Brauch, das Geburtsdatum mit einem Stern * zu kennzeichnen, geht auf das heutige Festtagsevangelium zurück. Christlicher Glaube sagt: Nicht nur über Jesu Geburt steht der geheimnisvolle Stern der Liebe Gottes, sondern wir alle wurden unter diesem guten Stern geboren, was immer Astrologen sagen mögen. Ähnlich wird das Todesdatum mit einem Kreuz versehen, weil auch unser Tod wie Jesu Tod nicht das Ende, sondern neuer Anfang ist.

 

Ein Gebet zum Festtag

Herr Jesus Christus,

ich bringe dir das Gold meiner Lebenslust, meiner Freude, meiner gelungenen Beziehungen;

ich bringe dir den Weihrauch meiner Sehnsucht, meines Fragens nach Lebenssinn, meiner Suche nach Gott;

ich bringe dir die Myrrhe meiner bitteren Erfahrungen, die Last meiner Sorgen, die offenen und verborgenen Ängste.

Nimm mein ganzes Leben.

Segne und vollende, was in deinem Sinn ist, und läutere und wandle zum Guten, was deiner heilenden Kraft bedarf.

Alles, was ich bin und habe, möge zum Loblied Gottes werden.

Amen

 

Karl Veitschegger (2013)

 

 

Folgendes Kindergebet hat mich meine Großmutter gelehrt:

 

Dich, o Jesus bet‘ ich an, / wie die Weisen es getan

Gold und Schätze kann ich nicht / bringen vor dein Angesicht.

Aber meines Herzens Gold / schenk ich dir, o Jesus hold.

Über alles lieb ich dich, / will dich lieben ewiglich.

Amen.

 

 

Papst Franziskus über die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe

 

„Das Gold, das als das kostbarste Element gilt, erinnert daran, dass Gott der erste Platz gegeben werden muss. Er muss angebetet werden. Um aber dies zu tun, muss man selber auf den ersten Platz verzichten, sich für bedürftig halten und nicht meinen, sich selbst zu genügen. Dann ist da der Weihrauch, der die Beziehung zum Herrn symbolisiert, das Gebet, das wie ein Räucheropfer zu Gott aufsteigt (vgl. Ps 141,2). Wie aber der Weihrauch verbrannt werden muss, damit er duftet, so muss man für das Gebet ein wenig Zeit „verbrennen“, sie für den Herrn aufwenden. Und man muss es wirklich tun, nicht bloß sagen. In Bezug auf das Tun ist da die Myrrhe, eine Salbe, die verwendet werden wird, um nach der Kreuzabnahme den Leichnam des Herrn liebevoll einzuwickeln (vgl. Joh 19,39). Der Herr möchte, dass wir uns um die vom Leiden mitgenommenen Körper kümmern, um die schwächsten Glieder seines Leibes, um den, der auf der Strecke geblieben ist, um den, der nur empfangen kann, ohne etwas materiell zurückgeben zu können. Wertvoll ist in den Augen Gottes die Barmherzigkeit gegenüber dem, der nichts zurückgeben kann, die Unentgeltlichkeit!“ (Epiphanie-Predigt 2019)

 

 

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