Karl Veitschegger
(2011) Die vier Kardinaltugenden Schon Platon kennt sie, die Bibel bestätigt ihren
Nutzen – und sie sind aktueller denn je. „Kardinaltugenden
– was ist denn das?“, fragte kürzlich jemand, der als Freund von Kreuzworträtseln
sonst allerhand seltene Begriffe kennt. „Hat das was mit den Kardinälen zu
tun?“ – Na ja, hoffentlich auch, aber hier geht es nicht primär um
Kirchenfürsten, sondern um menschliches Verhalten. Das Wort „Kardinal“ leitet
sich vom lateinischen „cardo“ (= Türangel, Dreh-
und Angelpunkt) ab und bezeichnet etwas Wichtiges, etwas, um das sich andere
Dinge drehen. Das
Wort „Tugend“ kommt von „taugen“ und bedeutet „Tauglichkeit“, also die
Fähigkeit, ein verantwortungsvolles, menschlich reifes Leben zu führen.
Kardinaltugenden sind demnach wichtige Grundfähigkeiten, um deren Entfaltung
sich jeder Mensch bemühen soll. Platon unterscheidet vier solche Tugenden:
Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, und Mäßigung. Das „Buch der Weisheit“,
eine Spätschrift des Alten Testamentes bestätigt, dass diese vier Tugenden
„im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere“ (Weish 8,7). Stichwortartig
kann man die Kardinaltugenden so beschreiben: „Sei klug!“ Klugheit
bedeutet, die Dinge richtig einzuschätzen, Wichtiges vom Unwichtigen
unterscheiden zu können, das Irdische nicht mit dem Ewigen zu verwechseln,
das rechte Wort zur rechten Zeit finden, nicht durch falschen Eifer Gutes
zerstören … „Sei gerecht!“ Gerechtigkeit
bedeutet, jeden Menschen zu respektieren, ihm das zukommen zu lassen, was ihm
zusteht und er zu einem menschenwürdigen Leben braucht … Die Krönung der
Gerechtigkeit ist die Nächstenliebe. „Sei tapfer!“ Tapferkeit
bedeutet, sich für das, was man als gut und wahr erkannt hat, mit voller
Kraft einzusetzen, und zwar auch dann, wenn es persönliche Opfer kostet und
Nachteile bringt. „Halte das richtige Maß!“ Mäßigung
bedeutet, in allen Dingen das „gesunde Maß“ zu finden und zu halten: in
puncto Arbeit und Erholung, Konsum und Askese, Genuss und Verzicht, Gefühl
und Verstand, Strenge und Milde, Eifer und Geduld … Letztlich
sind die vier Kardinaltugenden Ausfaltungen des Wortes: „Alles, was ihr tut,
geschehe in Liebe!“ (1 Kor 16, 13) Zurück
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