Karl Veitschegger (2022) Singen und Musizieren in
weihnachtlicher Zeit Interview mit den
Pfarrblättern des Seelsorgeraums Thermenland (5/2022) Warum wird im Advent und zu
Weihnachten so gerne gesungen? Kein Fest geht den Menschen so zu Herzen wie das
Weihnachtsfest, obwohl sein Inhalt unser logisches Denken total überfordert:
Der unbegreifliche Gott soll als kleines Kind in unsere Welt gekommen sein? Wer
kann das fassen? Gescheite Worte versagen da. Aber, wie einer meiner
Theologieprofessoren oft sagte, „worüber man nicht reden kann, darüber soll
man singen“. Die Sprache der Musik geht unter die Haut, ergreift die Herzen
und kann uns auch Dinge „verstehen“ lassen, die unser Verstand nicht „packt“.
Darum gibt es so viele Liebeslieder. Darum singen wir auch mit Babys. Und
darum wird wohl auch in der Weihnachtszeit so viel gesungen und musiziert. Welche musikalischen Bräuche
sind in der Steiermark lebendig? Im Advent sind die Roratemessen
und das Herbergsuchen wieder „in“ und es wird dabei
von Jung und Alt mit viel Engagement gesungen und musiziert. Auch
vorweihnachtliche Konzerte, von Chören gestaltete Gottesdienste, darunter
stimmungsvolle Krippenfeiern und Metten, erfreuen sich großer Beliebtheit.
Die Turmbläser sind mancherorts am Heiligen Abend wieder zu hören. Wie es um
die Hausmusik steht, weiß ich nicht. Aber „Stille Nacht“ und einige andere
Lieder werden in den Familien noch immer gern gesungen. Die Sternsinger und
in manchen Gegenden auch die „Neujahrsgeiger“ und die „Lichtmessgeiger“
ziehen singend und spielend von Haus zu Haus und sammeln Geld für einen guten
Zweck. Früher waren diese Bräuche in der harten Winterzeit für kinderreiche
Familien eine Art „Familienbeihilfe“. Singen und Spielen bringt Leute
zusammen, wärmt die Herzen, macht offener für die Mitmenschen und oft auch
für jene Wirklichkeit, die wir Gott nennen. Das entspricht ganz dem Wunsch
Jesu, dessen Geburt gefeiert wird. Was ist von der
Weihnachtsmusik in den Einkaufszentren zu halten? Das kann schon sehr nerven. Aber wenn man nicht
dort arbeitet, muss man ja nicht allzu viel Zeit dort verbringen. Wie
überhaupt niemand verpflichtet ist, am Weihnachtstrubel teilzunehmen. Manche
mögen aber auch diese Art von Stimmung. Meine Eltern hatten ein Geschäft und
bei uns war Weihnachten nie die „stillste Zeit im Jahr“, trotzdem hatten wir
Kinder viel Weihnachtsfreude im Herzen. Wie die Bibel erzählt, war auch für
Maria und Josef die Zeit vor der Geburt Jesu eher turbulent und sicher nicht
still. Also Weihnachten kann leise oder lauter begangen werden. Nur auf das
Singen und Musizieren sollte man nicht vergessen! Die Engel haben über den
Hirtenfeldern von Betlehem jubiliert, erzählt die Bibel, und viele machen es
ihnen bis heute nach. Sogar mein Vater, der nicht singen konnte, brummte beim
„Stille Nacht“ mit. Zumindest das kann jeder und jede. In diesem Sinne einen
gesegneten Advent und fröhliche Weihnachten! Karl Veitschegger Als
Artikel (leicht verändert) auch erscheinen in „Der Ennstaler“
(2.12.2022) Zurück zur Startseite von
Karl Veitschegger Zurück
zum Menü
„Meine Artikel, Referate, Skizzen ...“
Karl
Veitschegger © 2022 |