Karl Veitschegger
(2001) Judas
Thaddäus Fest: 28. Oktober „Patron und Fürbitter in aussichtlosen Fällen“ Wenn von Judas die Rede ist, denkt man meist sofort
an die tragische Gestalt des Verräters Jesu. Es gab im Kreis der zwölf
Apostel aber noch einen anderen Judas (Lk 6,18; Joh 14,22), auch Thaddäus
(„der Mutige“) genannt. Aus der Heiligen Schrift erfahren wir keine Details
über sein Leben und Wirken. Er scheint eher bescheiden im Hintergrund
gestanden zu sein. Nur im Johannesevangelium lässt er uns einmal aufhorchen.
In der Erzählung vom Letzten Abendmahl wendet er sich mit einer Frage an
Jesus: „Herr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt?“
(Joh 14,22) Hinter dieser Frage steckt wohl der Wunsch: Möglichst alle
Menschen, auch deine Feinde, sollen endlich erkennen, wer du, Jesus, wirklich
bist und wie viel Kraft, Ermutigung, Heilung und Glück von dir ausgeht. Mach
doch etwas, damit niemand mehr an dir zweifeln kann. Ein verständlicher
Wunsch. Das Evangelium überliefert uns auch die Antwort Jesu: „Wenn jemand
mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." (Joh 14,23) Das
heißt: Weder tolle Wunder noch brillante Argumente können Menschen „zwingen“,
an mich zu glauben. Wer nicht glauben will, wird immer Gründe finden, nicht
zu glauben. Aber wer mir gegenüber offen ist, wird meine Worte ernst nehmen
und versuchen, so gut er kann, danach zu leben. Dadurch wird er dann
entdecken, wie wahr sie sind, ja noch mehr: Gott selbst wird in sein Herz
einziehen! Diesen
christlichen Weg des Gottfindens durfte Judas Thaddäus später vielen Menschen
weisen. Alte Schriften erzählen, er habe gemeinsam mit dem Apostel Simon Zelotes im Gebiet der heutigen Länder Israel/Palästina,
Syrien, Irak und Iran das Evangelium verkündet. (Wohl zu Unrecht wird er oft
mit Judas, dem „Bruder des Herrn", oder mit dem urchristlichen Missionar
Addai oder auch mit dem Autor des biblischen
Judasbriefes gleichgesetzt.) Dargestellt wird er meist mit Christusbild und
einer Keule, weil er von heidnischen Priestern zu Tode geprügelt worden sein
soll. Die mörderische Keule konnte allerdings seine Liebe zu Jesus Christus
und zu den Mitmenschen nicht totschlagen. Noch heute – davon sind seine
vielen Verehrer/innen überzeugt - macht er vom Himmel aus Menschen Mut, sich
ganz Jesus Christus anzuvertrauen; und seine Fürbitte lässt Menschen auch in
aussichtslosen Notsituationen spürbar Gottes Hilfe erfahren. Denn: „Viel vermag das
wirkmächtige Gebet eines Gerechten." (Jak 5,16). Bild: Pfarrkirche
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