Karl Veitschegger (2010/2017) Im Dienst des christlichen
Miteinanders Kurze Geschichte
des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark Anfänge Die Steiermark kann auf eine lange ökumenische Tradition
zurückblicken, deren Anfänge in der Zeit Peter Roseggers (1843-1918) liegen.
Der steirische Volksschriftsteller, der zeitlebens katholischer Christ mit
besonderer Liebe zur „Heilandsmutter“ Maria bleibt, dessen Kinder aber
evangelisch werden, bekundet große Sympathien für die Evangelische Kirche und
unterstützt sie beim Kirchenbau in Mürzzuschlag (1900). Er zeigt sich auch
angetan von der Liturgie der altkatholischen Gemeinde „in unserer lieben
deutschen Muttersprache“. Aufbruch zum Miteinander Bald nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), noch im Jahre
1965 bildet sich in Graz aus ökumenisch gesinnten Gesprächskreisen der
„Interkonfessionelle Arbeitskreis Ökumene in der Steiermark“ (seit 1971 mit
offiziellem Statut). Alle damals in der Steiermark wirkenden christlichen
Kirchen sind zur Mitarbeit bereit. Es geht darum, vom Nebeneinander zum
Miteinander zu finden, letztlich um die gottgewollte Einheit aller, die an
Christus glauben. 1999 konstituiert sich der Arbeitskreis neu als „Ökumenisches Forum der christlichen Kirchen in der
Steiermark“. Das geschieht bewusst im Grazer Landhaus, einem
symbolträchtigen Ort, der an den Konflikt zwischen den vorwiegend
protestantischen Landständen und dem katholischen Landesfürsten im 16.
Jahrhundert erinnert. Rege Tätigkeit Über die Steiermark hinaus bekannt werden die vom Arbeitskreis bzw.
vom Forum veranstalteten „Ökumenischen Wochenenden“. An der katholischen
Theologischen Fakultät der Universität Graz lehrt von 1970 bis 2007 auch ein
orthodoxer Theologe, Grigorios Larentzakis, der mehrmals zum Vorsitzenden des
Arbeitskreises bzw. des Forums gewählt wird und bis heute in diesem Gremium
mitarbeitet. Als Gastreferent der ersten „Ökumenischen Akademie“ im Jänner
1976 spricht Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., zum Thema „Prognosen für die Zukunft des Ökumenismus“.
1987 errichtet Bischof Johann Weber die Grazer
Sektion von Pro Oriente, die bis heute eng mit dem Ökumenischen
Forum zusammenarbeitet. Telefonseelsorge und Notfallseelsorge, aber auch das Angebot „Lange
Nacht der Kirchen“ sind in der Steiermark sehr bewusst ökumenisch konzipiert.
Auch in anderen Bereichen der Seelsorge und in der Religionspädagogik ist
ökumenische Kooperation selbstverständlich geworden. Graz – Stadt der Ökumene Auf Grund des guten ökumenischen Klimas wird Graz als Austragungsort
für die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 gewählt, von der
nachhaltige Impulse für die ökumenische Bewegung in Europa ausgehen (Thema: „Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“).
Der „Platz der Versöhnung“ im Grazer Stadtpark erinnert bleibend daran. Im
Februar 2004 stellt das Ökumenische Forum im Landhaus in einer festlichen
Sitzung den steirischen Landespolitikern das gemeinsame Sozialwort
der christlichen Kirchen Österreichs vor. Immer wieder gibt das Forum
als gemeinsame christliche Stimme Statements zu für unserer Gesellschaft brisanten
Themen ab. Ökumene wird bunter Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts gibt es in der Steiermark de
facto nur die Römisch-katholische Kirche mit ihrer kleineren Schwester, der
Evangelischen Kirche, und in Graz je eine kleine Gemeinde der Altkatholischen
und der Methodistischen Kirche. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
gewinnen durch Zuwanderung auch orthodoxe Kirchen zunehmend an Bedeutung.
Heute sind die Griechisch-orthodoxe, die Rumänisch-orthodoxe und die
Koptisch-orthodoxe Kirche Vollmitglieder des Ökumenischen Forums, die
Russisch-orthodoxe und die Serbisch-orthodoxe Kirche haben (derzeit noch)
Beobachterstatus wie auch die Armenisch-Apostolische Kirche. Die Grazer
Baptistengemeinde ist seit 2015 Vollmitglied. die Neuapostolische Kirche
(NAK) seit 2019. Respekt und Freundschaft Über die Konfessionsgrenzen hinweg, die natürlich respektvoll gewahrt
bleiben, hat sich unter den Mitgliedskirchen schon so manche herzliche
persönliche Freundschaft entwickelt. Wir denken, dass ein solcher Umgang
Modellcharakter haben kann auch für den Umgang von Nationalitäten, Parteien
oder Interessengruppen in unserem Land. Karl Veitschegger (von 2004 bis 2017 offizieller Vertreter der
kath. Diözese Graz-Seckau im Ökumenischen Forum; einige Jahre davon im
Vorstand, Betreuer der Homepage, Finanzverantwortlicher usw.; zeitweise auch
Delegierter des kath. Diözesanrates in der ev. Superintendentialversammlung
der Evangelischen Kirche in der Steiermark; Mitglied der Ökumene-Kommission
der Diözese Graz-Seckau und des Komitees der Grazer Sektion von PRO ORIENTE;
Teilnehmer an ComUnitySpirit 2013) Literatur: Hermann Miklas, Grüne Pflanze in gedeihlichem
Klima - Ökumene in der Steiermark, in: Begegnung und Inspiration – 50 Jahre
Ökumene in Österreich, hg. vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich,
Verlag Styria 2008, S. 68-74 https://www.oekumenischesforum.at Zurück zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
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