Karl Veitschegger (2013/2017) Ökumene, Wahrheit und Gewissen Meine Grundsätze für die
Arbeit in der Ökumene Foto © Karl Veitschegger: Installation im Landhaus
Graz Folgende Punkte sind mir wichtig 1. Ich glaube, Gott
wünscht sich eine bunte Kirche:
„Es gibt verschiedene Gnadengaben!" (1 Kor 12,4) „Das Wort Christi wohne
mit seinem ganzen Reichtum bei euch!" (Kol 3,16). Es darf und muss
verschiedene Theologien, Riten, Kirchenordnungen und Traditionen geben. 2. Ich glaube, Gott will keine
zerspaltete und in sich widersprüchliche Kirche. Denn: „Alle sollen eins
sein!" (Joh 17,21) 3. Da es nun schon einmal
als Erbe der Geschichte verschiedene christliche Konfessionen gibt, die
einander auch (in zum Teil wichtigen Aussagen) widersprechen, müssen wir einander
in christlicher Liebe respektieren und mit allen Kräften (Gebet, Dialog,
Studium) nach grundsätzlicher Einheit suchen. Wir dürfen dabei
voneinander lernen. 4. Jeder Mensch muss
immer ehrlich seinem Gewissen folgen. Niemand darf (auch nicht um der
Einheit willen) gezwungen werden, einen Kompromiss gegen sein Gewissen zu
schließen. Jeder Mensch muss das tun, was er in seinem Gewissen als wahr
erkennt – aber auch Rücksicht nehmen auf das Gewissen der anderen und dabei
offen bleiben für Neues. 5. Die Erkenntnis der
Wahrheit kann sich im Dialog zwischen den Konfessionen für alle vertiefen.
Manche konfessionellen Gegensätze erweisen sich bei genauerem Hinsehen als
zeitbedingte Einseitigkeiten oder als Missverständnisse. So hielt z. B. die katholische Kirche die Kopten, die sich das Konzil von Chalzedon nicht zu eigen machten, seit dem 5. Jahrhundert für „Monophysiten“, und die Kopten hielten die katholischen Gläubigen für „Nestorianer“. Erst im 20 Jh. durften wir entdecken und einander feierlich versichern, dass wir mit verschiedenen Ausdrücken, die vordergründig widersprüchlich sind, eigentlich denselben Glauben an Jesus Christus bekennen („Wiener christologische Formel“ 1971 und Konsenserklärung 1973). In ähnlicher Weise kam es 1999 zwischen dem Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche zu einem Konsens über die früher heiß umstrittene Rechtfertigungslehre („Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“), dem sich 2006 der Weltrat methodistischer Kirchen und 2017 auch die Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen und die Anglikanische Gemeinschaft anschlossen. 6. Ich hoffe, dass der
Heilige Geist allen christlichen Kirchengemeinschaften hilft, das Anliegen
Jesu immer besser zu verstehen, und so alle zur Einheit in Wort und Sakrament
führt.
Darum bete ich mitvielen Glaubensgeschwistern. 7. Die Einheit ist nie
ganz verloren gegangen. Darum wollen wir tun, was jetzt schon gemeinsam
möglich ist – im Bekenntnis des Glaubens, im gottesdienstlichen Feiern und Beten,
in den Werken christlicher Nächstenliebe, im Einsatz für eine gerechtere,
friedlichere, für uns Menschen und unsere Mitgeschöpfe bewohnbare Erde. Zurück zur Startseite Karl Veitschegger Zurück zum Menü „Artikel, Referate, Skizzen ...“ Karl Veitschegger © 2013/2017 |