Karl Veitschegger (20259

 

Zwei schwangere Prophetinnen

2. Juli: Maria Heimsuchung


Eine Woche nach dem Geburtsfest Johannes des Täufers (24. Juni) feiert die kath. Kirche am 2. Juli in unseren Breiten ein biblisches Ereignis, das uns nur der Evangelist Lukas (1,39–56) überliefert hat. („Heimsuchung“ ist ein veraltetes Wort für Besuch.)

 

Zwei Frauen

Die junge Maria, gerade schwanger geworden mit Jesus, „eilt“ von Nazaret in das Bergland von Judäa zur Frau des Priesters Zacharias, zu Elisabet, ihrer viel älteren Verwandten. Sie galt als unfruchtbar und ist jetzt doch im sechsten Monat schwanger: mit Johannes dem Täufer. Die beiden Frauen werden in dieser Begegnung zu kraftvollen Prophetinnen Gottes. Darauf legt Lukas wert.

 

Zwei Prophetinnen

Elisabeth, „vom Heiligen Geist erfüllt“ erkennt in Maria die „Mutter meines Herrn“. Ihr Gruß lebt bis heute weiter im Ave Maria: „Du bist gebenedeit (gesegnet) unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!“ Und Maria stimmt daraufhin ein etwas revolutionäres Lied über Gottes Liebe und Gerechtigkeit an: „Meine Seele preist die Größe des Herrn ... ER stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen!“ Dieses Lied, das Maria als gebildete und schriftkundige Jüdin ausweist, wird lateinisch als Magnificat bezeichnet und bis heute gebetet und gesungen (z. B. in der Vesperliturgie). Auch Martin Luther widmete ihm ein eigenes Büchlein.

 

Unser Leben in guter Hand

Die Erzählung von der Begegnung zwischen Maria und Elisabeth kann ermutigen: Das Leben ist in Gottes Hand – trotz aller Unwahrscheinlichkeiten, Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten. Es ist ein „Wunder“. Gott bleibt der Freund des Lebendigen und wird sich – freilich auf seine Art – letztlich durchsetzen. Im Judentum ruft man sich als Trinkspruch gerne das hebräische „Le chaim" zu: „Auf das Leben!“ – Ein Wunsch, der auch gut zum heutigen Tag passt.

 

Karl Veitschegger

 

 

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