Karl Veitschegger 2017

 

Sind wir eine „Buchreligion“?

Beitrag für kirche:konkret, Februar 2017


 

Der Koran versteht sich als wortwörtliches Diktat Gottes, in 22 Jahren entstanden, vermittelt durch einen einzigen Propheten: Muhammad. Der Islam ist stolz darauf, eine „Buchreligion“ zu sein. Er bezeichnet auch Judentum und Christentum als „Buchreligionen“. Aber sind wir das?

 

Ringen mit der Wirklichkeit Gottes

Im Unterschied zum Koran hat unsere Bibel 1000 Jahre gebraucht, bis sie ihre endgültige Gestalt gefunden hat: eine bunte Sammlung von 73 Schriften (katholischer Kanon). Diese bergen den Schatz jahrtausendealter Glaubenserfahrung, durchlebt von vielen Männern und Frauen, erprobt im Miteinander, oft durchbetet und durchdacht, immer wieder neu formuliert und bearbeitet. Wir werden hineingenommen in ein lebendiges, mühsames, oft auch befremdliches Ringen mit der Wirklichkeit Gottes. Die literarischen Früchte dieses Ringens sind vielfältig: Erzählungen, Lieder, Prophetenworte, Gebote, Lebensweisheiten, Briefe ... – und, ach ja, ein hocherotisches Liebeslied ist auch darunter! So vielfältig menschliche Erfahrungen sind, so vielfältig ist auch unsere Heilige Schrift.

 

Nicht diktiert, aber inspiriert

Katholischer Glaube sagt: Die Bibel ist nicht von Gott diktiert, wohl aber von Gott inspiriert, also von seinem Geist angeregt und beseelt. Durch menschliche „Schriftsteller“ (und ihre zeitbedingten Ausdrucksweisen), spricht Gott zu uns, sucht das Gespräch mit uns und lädt zu einer Beziehung ein, die auch der Tod nicht zerstören kann. Unüberbietbar geschieht das durch Jesus Christus. Er ist das Wort Gottes in Person (Joh 1).

 

Freundschaftsanfrage

Nein, wir sind keine Buchreligion, aber wir haben, wie es eine meiner Mitarbeiterinnen, Sabine Petritsch, einmal ausgedrückt hat, mit der Bibel eine „Freundschaftsanfrage Gottes“ erhalten. Nehmen wir Sie an?

Am besten fangen wir gleich heute damit an, uns (neu) der Heiligen Schrift zuzuwenden. „Wer die Schrift kennt, kennt Gottes Herz " (Gregor d. Gr.) – und auch das Herz der Menschen.

 

Karl Veitschegger

 

Unsere Bibel  mehr als ein Buch

Bibel: Gotteswort in Menschenwort

 

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