Karl Veitschegger (1999)

 

Heilige Jahre – wozu?    Beitrag für „Neues von Graben“ (1999)


 

Johannes Paul II. hat das Jahr 2000 zum „Jubeljahr“ oder „Heiligen Jahr“ („Anno Santo“) ausgerufen und damit eine alte religiöse Tradition aufgegriffen.

 

Jobel und Jubel

Unser Wort „Jubiläum“ kommt von jobel, dem hebräischen Wort für Widder, mit dessen Horn im alten Israel zum Fest geblasen wurde. Schon im Alten Testament kannte man die Einrichtung eines „Jubeljahres" (jedes 50. Jahr), das einen allgemeinen Schuldenerlass und Befreiung aus Schuldsklaverei mit sich brachte. In der Bibel lesen wir: „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren ...“ (Levitikus 25,10.12)

 

Christliche Jubeljahre

Ein christliches Jubiläumsjahr wurde erstmals 1300 n. Chr. auf Drängen des Volkes von Papst Bonifatius VIII. ausgerufen. Der Papst ermunterte alle Christen und Christinnen, ihren Glauben zu erneuern, sich neu zu Gott zu bekehren, die Wallfahrt zu den Apostelgräbern in Rom als äußeres Zeichen für ihre Hinwendung zu Gott zu verstehen und auch den „Jubiläumsablass“ zu gewinnen.

Solche Festjahre der Glaubenserneuerung und Versöhnung sollten ursprünglich nur alle 100 Jahre „ausgeschrieben“ werden, aber aufgrund der enormen Nachfrage reduzierten die Päpste den Zeitabstand auf zunächst 50, dann 33 und seit 1470 auf 25 Jahre. Das letzte reguläre Heilige Jahr war 1975; das Jahr 1983 wurde von Johannes Paul II. zum „außerordentlichen Jubeljahr“ erklärt, zum Gedenken an das Geschehen auf Golgota vor rund 1950 Jahren.

 

Soziale Anliegen

In letzter Zeit wird auch das soziale Anliegen des biblischen Jubeljahres wieder stärker betont. So setzen sich der Papst und viele katholische Bischöfe, unterstützt von vielen christlichen Bewegungen und Gemeinschaften, anlässlich des Jahrtausendwechsels für sozialpolitische Maßnahmen ein, die den armen, stark verschuldeten Völkern finanzielle Entlastung und unserer Welt ein spürbares Mehr an Gerechtigkeit bringen. Als Motto für das Jubeljahr 2000 hat die katholische Kirche das Wort aus der Bibel gewählt: „Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit!“ (Hebräer 13,8)

 

Karl Veitschegger (1999)

 

 

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