In Freud und Leid leben Überschäumende
Lebenslust und die Herausforderung von Krankheit und Tod, Höhen und Tiefen
machen den ganzen Menschen aus. „Hauptsache: gesund bleiben!“, sagen viele, wenn
sie jemandem Glück wünschen oder selbst Gratulationen entgegennehmen. Sie
meinen damit wohl, dass Gesundheit wichtiger ist als materielle Güter. In der
Bibel findet sich das Wort: „Ein Leben in Gesundheit ist mir lieber als Gold,
ein frohes Herz lieber als Perlen.“ (Sirach 30,15) Aus christlicher Sicht ist
es gut und richtig, sich seiner Gesundheit zu erfreuen und dafür zu sorgen,
dass Menschen gesund leben können. Gesunde Ernährung, Sport, Entspannung für
Körper und Geist, Urlaubs- und Freizeitgestaltung, Bildung und Verantwortung
für die Schöpfung gehören daher auch zu den Themen, die in den Angeboten der
Kirche eine große Rolle spielen. Überschätzung der Gesundheit Die Hochschätzung körperlicher und geistiger
Gesundheit darf allerdings nicht dazu führen, jenen Menschen, deren
Gesundheit beeinträchtig ist, die mit kleineren oder größeren Handicaps leben
müssen, weniger Achtung entgegenzubringen als denen, die vor Kraft und
Gesundheit strotzen und üblichen Leistungs- und Schönheitsnormen besser
entsprechen. Unverlierbare Würde Christlicher Glaube sagt: Jeder Mensch ist und
bleibt, unabhängig von seinem körperlichen, geistigen und sogar moralischen
Zustand, „Ebenbild Gottes“ (Genesis 1, 26), eine von Gott geliebte Person.
Diese Würde der Person kann ihm weder durch autoritäre Gewalt noch durch
Mehrheitsbeschluss der Gesellschaft aberkannt werden. Ja, er kann sich diese
Würde nicht einmal selbst rauben. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
schöpft aus diesen biblischen Quellen, wenn sie festhält: „Alle Menschen sind
frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Dieser Würde entsprechend
sollen Menschen ihr Leben leben und auch einmal
vollenden können, es also nicht einfach selbst beenden oder durch andere
beenden lassen. Kardinal König drückte es so aus: „Nicht durch die Hand eines
Menschen, sondern an der Hand eines Menschen sterben!“ Krankheit und Heilung Überall, wo Christen und Christinnen das
Evangelium verkündet und gelebt haben, galt ihre Zuwendung nicht nur den
Gesunden und Starken, sondern ganz besonders den Kranken, Behinderten,
Trauernden, vom Schicksal Geschlagenen und Sterbenden. Christliche Liebe zu
den Kranken verwirklicht sich bis heute auf vielfältige Weise: von der
medizinischen Behandlung in kirchlichen Spitälern und Ambulanzen
(unverzichtbar in vielen sozial armen Ländern) bis zu charismatischen
Heilungen durch besonders begnadete Menschen, vom schlichten Krankenbesuch
bis zur organisierten Hauskrankenpflege, vom Gebet für die Kranken in der
Kirche bis zum Bringen der hl. Kommunion ans Krankenbett. Die Liebe zu den
Kranken gehört zum Kern des Evangeliums. Ein besonders deutliches Zeichen
dafür ist das Sakrament der Krankensalbung. Versagen und Vergebung Zu den dunkeln Seiten des Lebens gehören auch
Versagen und Schuld. Deshalb ruft Jesus Christus zur Umkehr auf, aber auch
zur Vergebung, ja sogar zur Feindesliebe. Gott – so verkündet er – wartet in
seiner unendlichen Barmherzigkeit auf die Umkehr jedes Menschen. Keine
Schuld, keine Bosheit ist so groß, dass Gott sie nicht vergeben könnte, kein
Schaden, den menschliche Sünde angerichtet hat, so unabänderlich, dass Gott
ihn nicht heilen und letztlich sogar zum Guten wenden könnte. Im Sakrament
der Buße, in der „Feier der Versöhnung“, ist katholischen Gläubigen dazu eine
wesentliche Hilfe geschenkt. Kreuz und Osterfreude Der christliche Glaube hat keine philosophische
Erklärung für das Warum und Wozu des Leides. Er versucht, Leid zu heilen und
zu lindern. Er weiß aber auch um das Unheilbare und den unvermeidbaren Tod.
Im letzten Schrei des gekreuzigten Christus sammeln
sich die lauten und stummen Schreie aller Geschöpfe: das gesamte Elend der
Welt, das vergangene und künftige. Ohne Ostermorgen bliebe dieser Schrei des
Karfreitags ohne Hoffnung. Aber weil es Ostern gibt, weil Christus
auferstanden ist, dürfen Menschen hoffen, dass Leid und Tod nicht das letzte
Wort haben, dass Gott jedes Leid – und sei es noch so groß – in Osterfreude
verwandeln kann. (veröffentlicht in: KirchenInfo 1/2008) Karl Veitschegger (2008) Zurück
zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
zum
Menü „Meine Artikel, Referate, Skizzen ...“ |