Karl Veitschegger (2008)

 

In Beziehungen leben

 

Beitrag für „kircheninfo“ 1/2008


 

Die Sehnsucht nach dem Du und die Angst vor dem Anderen begleiten uns. Doch Momente der Nähe können gelingen

 

 

Freundschaft und Familie

 

Freunde, Freundinnen und Familie sind für 70 Prozent der österreichischen Jugendlichen das, was ihnen im Leben am wichtigsten ist. Viel wichtiger als Freizeit, Arbeit, Schule, Religion und Politik (Österreichische Jugendwertstudie 2006/07). Auch unter Jugendlichen scheint sich zu bestätigen, was schon auf den ersten Seiten der Bibel steht: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.“ (Genesis 2,18)

 

 

Sehnsüchte und Ängste

 

In den meisten Menschen lebt der Wunsch, von einem geliebten Menschen angenommen zu werden, verlässliche Partnerschaft zu erfahren, glücklich und verantwortungsvoll Sexualität zu leben. Auch der Wunsch nach eigenen Kindern ist häufiger, als gemeinhin angenommen. Dieser tiefen Sehnsucht nach gelingender Beziehung stehen aber auch Ängste gegenüber: dass die Liebe dem Alltag nicht standhält, dass Bindungen einengen, dass selbst unter guten Voraussetzungen begonnene Partnerschaften und Ehen zerbrechen.

 

 

Vertrauen und Wagnis

 

Auch überzeugte Christinnen und Christen kennen diese Ängste und wissen um die Schwierigkeit, eine gute Beziehung zu leben. Dennoch glauben sie, dass es sinnvoll ist, im Vertrauen auf Gott und mit seinem Segen Ehe zu wagen: das Leben in partnerschaftlicher Ergänzung zu meistern, dem Mann/der Frau treu zu sein, Kindern das Leben zu schenken und ihr Wachsen und Reifen als Eltern gemeinsam zu begleiten. Freilich kann, wie die Erfahrung zeigt, auch ein eheloses Leben glücklich und von Freundschaft und Liebe geprägt sein.

 

 

Glaube und Sakrament

 

Für katholische Christen und Christinnen ist die Ehe mehr als ein Vertrag, sie ist ein Sakrament. Das heißt: Gott selbst wirkt durch die Eheleute. Ihre Liebe und Treue ist ein Zeichen seiner unauflöslichen Liebe und Treue zu den Menschen. Darum versprechen katholische Brautleute bei der Trauung vor dem Ringwechsel einander: „Vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau/meinen Mann und verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens. Trag diesen Ring als Zeichen der Liebe und Treue. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

 

 

Unterstützung

 

Durch eine Vielfalt von Angeboten unterstützt die Kirche Jugendliche beim Erlernen von Beziehungsfähigkeit, Brautpaare bei der Ehevorbereitung und bei der Feier der Trauung, Eltern in ihren Erziehungsaufgaben, Paare und ganze Familien bei der Bewältigung von Problemen in Not- und Krisensituationen usw.

 

 

Wenn die Ehe zerbrochen ist?

 

Auch Menschen, deren Ehe zerbrochen ist, fallen nicht aus der Liebe Gottes heraus. Geschiedene Christinnen und Christen gehören weiterhin zur Kirche, verdienen Verständnis und erhalten, wenn sie es wünschen, seelsorgliche Begleitung. Entgegen einer weitläufigen Meinung ist niemand auf Grund seiner Scheidung von den Sakramenten oder anderen kirchlichen Rechten ausgeschlossen. Nur im Falle einer (zivilen) Wiederverheiratung ist die Sache etwas anders. Das erste vor Gott gegebene Eheversprechen („bis der Tod uns scheidet“) wird ja durch die zivile Scheidung nicht einfach ausgelöscht.

 

 

Heimatrecht in der Kirche

 

Wiederverheiratete Geschiedene haben Heimatrecht in der Kirche. Sie sind eingeladen, am Gottesdienst und am Leben der Kirche teilzunehmen, kirchliche Angebote in Anspruch zu nehmen usw. Die Frage des Sakramentempfanges kann im Gespräch mit einem Seelsorger des Vertrauens geklärt werden.

 

 

Gleichgeschlechtliche Liebe?

 

Gar nicht so wenige Menschen fühlen sich erotisch zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen. Die katholische Kirche hält (bis dato) klar daran fest, dass Ehe immer nur eine Beziehung zwischen Mann und Frau sein kann. Gegenüber Homosexuellen gilt: „Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen.“ (Katechismus der katholischen Kirche 2358.) Die Kirche in der Steiermark vermittelt ihnen auf Wunsch auch Gespräche mit kompetenten Seelsorger/innen.

 

(veröffentlicht in: KirchenInfo 1/2008)

Karl Veitschegger (2008)

 

 

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