Karl Veitschegger
(2023) Jesus – in Betlehem geboren? Rekonstruiert? Während
es als historisch sicher gilt, dass Jesus in Nazaret aufgewachsen und vor den
Toren Jerusalems hingerichtet worden ist, wird häufig bezweifelt, ob er
wirklich in Betlehem das Licht der Welt erblickt hat, also in jener Stadt, die
als die Heimat König Davids gilt. (Von ihm soll
ja nach damaliger jüdischer Überzeugung der Messias abstammen.) Viele
Theologinnen und Theologen meinen, eine Stelle beim Propheten Micha habe
unter den Jesus-Gläubigen der ersten Zeit (darunter die Evangelisten Matthäus
und Lukas) zur Auffassung geführt, wenn Jesus der Messias ist, „müsse“ er in
Betlehem geboren worden sein: „Du,
Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen
Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll.
Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“
(Micha 5,1) Nachkomme Davids Viel
spricht dafür, dass die Familie Jesu der Überzeugung war, von König David
abzustammen. Auch Paulus weiß darum, wenn er Jesus als den bezeichnet, „der
dem Fleisch nach [= seinem Menschsein nach] geboren ist als Nachkomme Davids“
(Röm 1,3). Alle Evangelien sprechen davon. Kranke rufen: „Jesus, Sohn
Davids, hab Erbarmen mit uns!“ Da zumindest die Vorfahren Jesu aus
Betlehem kamen, konnte man sagen, auch er „stamme“ aus Betlehem, selbst wenn
er wo anders geboren worden sein sollte. Betlehem wäre dann gleichsam sein
„theologischer“ Geburtsort. Ein anderes
Betlehem? Es
gibt übrigens ein zweites Betlehem, gar nicht weit von Nazaret entfernt. Ist
vielleicht dieses gemeint? Hat die unehelich schwanger gewordene Maria dort
ihr Kind entbunden, um blödem Gerede zu entgehen? Wir wissen es nicht. Auch
das sind Vermutungen. Geburtsgrotte Vielleicht
war aber auch alles so, wie Lukas es erzählt oder so, wie Matthäus es
berichtet. Die Erzählungen beider unterscheiden sich stark voneinander, sind
sich aber zumindest darin einig, dass der Geburtsort Jesu Betlehem heißt. Und
eine sehr alte, frühchristliche Tradition folgt ihnen und verweist auf eine
Höhle, in der die Geburt Jesu geschehen sein soll. Heute steht darüber die
eindrucksvolle Geburtskirche, eine unter Kaiser Konstantin im 4.Jh. erbaute
Basilika, die von Pilgern und Pilgerinnen aus aller Welt aufgesucht wird. Betlehem ist eine
Botschaft Ist
das heutige Betlehem der geographische oder „nur“ der theologische Geburtsort
Jesu? Ist das so wichtig? — Mir nicht. Jedenfalls ist Betlehem jener Ort, der
uns seit fast 2000 Jahren verkündet: Jesus ist einer von uns geworden!
Deshalb singe ich unbefangen und gerne: „Zu Betlehem geboren ist uns ein
Kindelein ...“ Karl
Veitschegger Justin der Märtyrer (ca. 100-165) „Damals aber, als der Knabe in Bethlehem geboren
wurde, nahm Joseph, da er in jenem Dorfe nirgends Unterkunft finden konnte,
in einer Höhle in der Nähe des Dorfes Quartier.“ (Dialog mit dem Juden Trypho,
78) Beachte auch meinen Artikel: Gott in
Windeln Zurück
zur Startseite von Karl Veitschegger Zurück
zum Menü „Meine Artikel, Referate, Skizzen ...“ Karl Veitschegger © 2023 |