Arbeit und Freizeit leben Arbeiten, um zu leben, oder leben, um zu arbeiten? Oder an
einem Leben arbeiten, in dem beides Platz findet. Brot verdienen „Ich
muss ja von etwas leben!“, antworten Menschen häufig, wenn man sie fragt,
warum sie dieser oder jener Arbeit nachgehen. Arbeit und Leben gehören
zusammen. Viele Arbeiten werden nur gemacht, weil Menschen Geld brauchen, um
ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Auch in der Bibel steht recht
nüchtern: „Besser unbeachtet bleiben und seine Arbeit verrichten, als großtun
und kein Brot haben“ (Sprichwörter 12,9). Arbeit kann aber auch mehr sein als
Gelderwerb. Glücklich, wer Arbeit hat, die er als sinnvoll erfährt, ja sogar
gerne tut! Viele beziehen aus ihrer beruflichen Arbeit Anerkennung und
Selbstachtung. Wird aber eine Arbeit schlecht bezahlt oder hat sie nur
geringes Ansehen, dann werden leider auch jene Menschen, die diese Arbeit
tun, oft geringgeachtet. Familienarbeit, großteils unbezahlt von Frauen
(neben dem Beruf) geleistet, wird oft gar nicht erwähnt. Ja zur Schöpfung –
Nein zur Ausbeutung! Aus
christlicher Sicht gilt: „Arbeit ist Mitarbeit in und an der Schöpfung
Gottes.“ So steht es im ökumenischen Sozialwort, das die christlichen Kirchen
Österreichs 2003 gemeinsam herausgegeben haben. Und weiter heißt es: „Wenn
aber Arbeit Menschen ausbeutet, das Leben und die Natur nicht achtet, ist sie
mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.“ Wer Gewinnmaximierung an die
oberste Stelle des Wirtschaftens setzt, stellt sich gegen Gott. Jesus
Christus sagt es so: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon!“
(Matthäus 6,24.) Ziel allen Arbeitens und Wirtschaftens muss ein
menschenwürdiges Leben für alle Menschen dieser Erde sein – in Einklang mit
der Schöpfung. Förderung von
„guter Arbeit“ Christen
und Christinnen (und auch die Kirche selbst als Arbeitgeberin und
gesellschaftliche Kraft) sollen sich für menschengerechte, frauen- und
familienfreundliche Arbeitsbedingungen einsetzen. „Gute Arbeit“, so heißt es
im Sozialwort der Kirchen, „gewährt ein angemessenes Einkommen, respektiert
menschliche Fähigkeiten und die Menschenwürde und bezieht sowohl das Produkt
wie die Belange der Umwelt als Kriterien ein.“ Sonntag und
Freizeit Wer
arbeitet, brauch auch Freizeit und Urlaub. Die Kirche bietet einiges zur
sinnvollen Freizeitgestaltung an. „Wer nur schuftet, wird zum Schuft“, sagte
einmal eine Arbeiterin und wies darauf hin, dass ihr der Sonntag heilig sei.
Menschen brauchen auch Zeiten, die nicht primär vom Markt bestimmt sind,
Zeiten der Gemeinschaft, der Erholung, der Besinnung, des gemeinsamen
Gottesdienstes. Für Christinnen und Christen ist der Tag der Auferstehung
Jesu, der Sonntag, ein besonderer Tag. Die katholische Kirche setzt sich
daher mit vielen anderen Kräften der Gesellschaft dafür ein, dass der Sonntag
möglichst arbeitsfrei bleibt. Bedenkenswert ist das Wort des steirischen
Dichters Peter Rosegger: „Gib der Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine
Seele!“ Arbeitslosigkeit
und Armut Arbeitslosigkeit
ist für die Betroffenen, vor allem für Jugendliche oder Menschen um die 50,
meist eine schwere Belastung, materiell und psychisch. Arbeitslose wissen
sich von wichtigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen.
Manche rutschen in die Armut. Aber auch Menschen, deren Einkommen aus der
Erwerbsarbeit zu gering ist, leben oft in Armut. Die Kirche zeigt, besonders
durch die Caritas, Armutssituationen auf, motiviert zum Teilen und versucht
durch verschiedene Aktionen und Projekte, Not zu beseitigen oder wenigstens
zu lindern. Dass sie dabei auch über die Grenzen des eigenen Landes schaut,
ist eine christliche Selbstverständlichkeit. Ehrenamtliche Arbeit Eine
ganz große Rolle in Kirche und Gesellschaft spielt die ehrenamtliche Arbeit.
Am 9. September 2007 sagte Papst Benedikt XVI. vor vielen Ehrenamtlichen im
Wiener Konzerthaus: „Gott sei Dank ist es für viele Menschen eine Ehrensache,
sich für andere, für eine Vereinigung, für einen Verband oder für bestimmte
Anliegen des Gemeinwohls freiwillig zu engagieren […] Die Fortentwicklung und
Würde einer Gesellschaft hängt gerade an jenen Menschen, die mehr tun als nur
ihre Pflicht.“ Die Kultur der Freiwilligkeit braucht für ihr Gedeihen
freilich auch gute Rahmenbedingungen. Dafür ist noch viel zu tun. (veröffentlicht in: „kircheninfo“
1/2008) Karl Veitschegger (2008) Zurück zur
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