Karl Veitschegger

 

Arbeit und Freizeit leben


 

Arbeiten, um zu leben, oder leben, um zu arbeiten? Oder an einem Leben arbeiten, in dem beides Platz findet.

 

Brot verdienen

„Ich muss ja von etwas leben!“, antworten Menschen häufig, wenn man sie fragt, warum sie dieser oder jener Arbeit nachgehen. Arbeit und Leben gehören zusammen. Viele Arbeiten werden nur gemacht, weil Menschen Geld brauchen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Auch in der Bibel steht recht nüchtern: „Besser unbeachtet bleiben und seine Arbeit verrichten, als großtun und kein Brot haben“ (Sprichwörter 12,9). Arbeit kann aber auch mehr sein als Gelderwerb. Glücklich, wer Arbeit hat, die er als sinnvoll erfährt, ja sogar gerne tut! Viele beziehen aus ihrer beruflichen Arbeit Anerkennung und Selbstachtung. Wird aber eine Arbeit schlecht bezahlt oder hat sie nur geringes Ansehen, dann werden leider auch jene Menschen, die diese Arbeit tun, oft geringgeachtet. Familienarbeit, großteils unbezahlt von Frauen (neben dem Beruf) geleistet, wird oft gar nicht erwähnt.

 

Ja zur Schöpfung – Nein zur Ausbeutung!

Aus christlicher Sicht gilt: „Arbeit ist Mitarbeit in und an der Schöpfung Gottes.“ So steht es im ökumenischen Sozialwort, das die christlichen Kirchen Österreichs 2003 gemeinsam herausgegeben haben. Und weiter heißt es: „Wenn aber Arbeit Menschen ausbeutet, das Leben und die Natur nicht achtet, ist sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.“ Wer Gewinnmaximierung an die oberste Stelle des Wirtschaftens setzt, stellt sich gegen Gott. Jesus Christus sagt es so: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon!“ (Matthäus 6,24.) Ziel allen Arbeitens und Wirtschaftens muss ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen dieser Erde sein – in Einklang mit der Schöpfung.

 

Förderung von „guter Arbeit“

Christen und Christinnen (und auch die Kirche selbst als Arbeitgeberin und gesellschaftliche Kraft) sollen sich für menschengerechte, frauen- und familienfreundliche Arbeitsbedingungen einsetzen. „Gute Arbeit“, so heißt es im Sozialwort der Kirchen, „gewährt ein angemessenes Einkommen, respektiert menschliche Fähigkeiten und die Menschenwürde und bezieht sowohl das Produkt wie die Belange der Umwelt als Kriterien ein.“

 

Sonntag und Freizeit

Wer arbeitet, brauch auch Freizeit und Urlaub. Die Kirche bietet einiges zur sinnvollen Freizeitgestaltung an. „Wer nur schuftet, wird zum Schuft“, sagte einmal eine Arbeiterin und wies darauf hin, dass ihr der Sonntag heilig sei. Menschen brauchen auch Zeiten, die nicht primär vom Markt bestimmt sind, Zeiten der Gemeinschaft, der Erholung, der Besinnung, des gemeinsamen Gottesdienstes. Für Christinnen und Christen ist der Tag der Auferstehung Jesu, der Sonntag, ein besonderer Tag. Die katholische Kirche setzt sich daher mit vielen anderen Kräften der Gesellschaft dafür ein, dass der Sonntag möglichst arbeitsfrei bleibt. Bedenkenswert ist das Wort des steirischen Dichters Peter Rosegger: „Gib der Seele einen Sonntag und dem Sonntag eine Seele!“

 

Arbeitslosigkeit und Armut

Arbeitslosigkeit ist für die Betroffenen, vor allem für Jugendliche oder Menschen um die 50, meist eine schwere Belastung, materiell und psychisch. Arbeitslose wissen sich von wichtigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen. Manche rutschen in die Armut. Aber auch Menschen, deren Einkommen aus der Erwerbsarbeit zu gering ist, leben oft in Armut. Die Kirche zeigt, besonders durch die Caritas, Armutssituationen auf, motiviert zum Teilen und versucht durch verschiedene Aktionen und Projekte, Not zu beseitigen oder wenigstens zu lindern. Dass sie dabei auch über die Grenzen des eigenen Landes schaut, ist eine christliche Selbstverständlichkeit.

 

Ehrenamtliche Arbeit

Eine ganz große Rolle in Kirche und Gesellschaft spielt die ehrenamtliche Arbeit. Am 9. September 2007 sagte Papst Benedikt XVI. vor vielen Ehrenamtlichen im Wiener Konzerthaus: „Gott sei Dank ist es für viele Menschen eine Ehrensache, sich für andere, für eine Vereinigung, für einen Verband oder für bestimmte Anliegen des Gemeinwohls freiwillig zu engagieren […] Die Fortentwicklung und Würde einer Gesellschaft hängt gerade an jenen Menschen, die mehr tun als nur ihre Pflicht.“ Die Kultur der Freiwilligkeit braucht für ihr Gedeihen freilich auch gute Rahmenbedingungen. Dafür ist noch viel zu tun.

 

(veröffentlicht in: „kircheninfo“ 1/2008)

 

Karl Veitschegger (2008)

 

 

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